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Palmöl in Kosmetika – Schädlich für die Umwelt und unvermeidbar?

Was ist Palmöl? Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen und ist das meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Es wird in tropische Regionen, v.a. in Indonesien und Malaysia (Hauptanbaugebiete), aber auch in Afrika und Südamerika angebaut. Die Produktion ist relativ billig und die Pflanzen sind ergiebig. Das hochwertige Öl wird als Pflegemittel […]
Palmöl in Kosmetika – Schädlich für die Umwelt und unvermeidbar?

Was ist Palmöl?

Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen und ist das meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Es wird in tropische Regionen, v.a. in Indonesien und Malaysia (Hauptanbaugebiete), aber auch in Afrika und Südamerika angebaut. Die Produktion ist relativ billig und die Pflanzen sind ergiebig. Das hochwertige Öl wird als Pflegemittel sehr geschätzt, da es rückfettend, hautglättend und antioxidativ wirkt, geruchsneutral ist und zudem noch viele wichtige Vitamine, die zur Hautregeneration beitragen, enthält. Aber gerade aufgrund der guten Verfügbarkeit und der niedrigen Produktionskosten ist Palmöl nicht nur in der Industrie allgemein beliebt, auch bei der Herstellung von Nahrungs- und Reinigungsmitteln findet es Verwendung.

 

Palmöl und Umweltzerstörung

Klingt doch bisher eigentlich ganz gut, oder? Das Problem mit dem Palmöl ist aber die massive Umweltzerstörung, die mit dessen Produktion und Verarbeitung einhergeht.

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage wird immer mehr Regenwald durch teils illegale Abholzung und Brandrodung vernichtet. Verschwindet der Regenwald, wird nicht nur der Lebensraum tausender Tier- und Pflanzenarten zerstört. Vor allem der Orang-Utan, der Sumatra Tiger und das Borneo-Nashorn haben zu trauriger Berühmtheit gefunden – sie stehen als Sinnbild für die rücksichtslose Vernichtung von Regenwald, Lebensraum und Artensterben. Auch das Weltklima wird durch die schwindende Waldfläche beeinflusst. Bis zu 300 Tonnen Kohlenstoff können pro Hektar Regenwald in den Pflanzen und Boden gebunden werden, der durch die Brandrodung wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird und den Klimawandel verstärkt. Im Vergleich dazu können Palmölmonokulturen nur circa 40 Tonnen Kohlestoff pro Hektar binden. Um mal eine Größenvorstellung zu bekommen: 300 Tonnen sind 300000 Kilogramm. Beim Autofahren werden pro Liter Benzin circa 2,4 kg Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. D.h. 1 Hektar Regenwald kann das CO2 von 125000 Litern verbrannten Kraftstoffs aufnehmen. Gar nicht mal so wenig!

Von Natur und Tieren mal ganz abgesehen, leiden auch die Menschen vor Ort unter der Palmölmaschinerie – Landenteignung, Wegfall der Existenzgrundlage, Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen. Nur weniger Hersteller sind zertifiziert und halten Mindeststandards für die Arbeiter und Umwelt ein.

Die Produktion von Palmöl hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt – 2001 von 25,6 Millionen Tonnen auf 60 Millionen Tonnen im Jahr 2015. Für 60 Millionen Tonnen Palmöl ist die Fläche von etwa 17 Millionen Hektar, in Form reiner Monokulturen, nötig. Das entspricht einer Fläche etwa halb so groß wie Deutschland. Indonesien allein produziert jährlich etwa die Hälfte des benötigten Palmöls und will laut Greenpeace bis 2025, hauptsächlich auf Borneo, die Anbaufläche um 15 Millionen Hektar erweitern.

 

Wo ist überall Palmöl enthalten und wie erkenne ich es?

Palmöl findet sich in vielen Lebensmitteln wie Fertigprodukten, Gebäck, Schokolade oder Margarine, sowie in Wasch- und Reinigungsmitteln, in Form von Tensiden, und kommt in der Industrie zur Anwendung. Laut der Fachagentur Nachwachsender Rohstoffe wurde 2011 68% für Nahrungsmittel (z.B. Margarine und Öle), 27% für die Industrie (z.B. Seifen, Kosmetik, Kerzen) und 5% der weltweiten Palmölproduktion zur energetischen Nutzung verwendet. Ja, auch im „Biosprit“ befindet sich Palmöl.

Nicht nur in konventionellen Kosmetikprodukten auch in vielen Naturkosmetika ist Palmöl enthalten. Sie erkennen es durch Bezeichnungen wie „Sodium Palm Kernelate“, „Sodium Palmitate“, „Palm Acid“, „Coconut Butter Substitute/Equivalent (CBD/CBS)“. Andere Bezeichnungen, die auf Palmöl schließen lassen sind „Cetearyl/Cetyl Alcohol“, „Emulsifiers E471“, „Glyceryl Laurate/Stearate“, „Stearic Acid“, „Fatty Alcohol Sulphates“, „Sodium Dodecyl Sulphate“, „Sodium Isostearoyl Lactylaye“, „Sodium Laureth Sulphate“, „Sodium Lauryl Sulfoacetate/Sulphate“, „Steareth-2/-20“ und „Stearic Acid“. Zudem finden sich die sog. Palmölderivate in Emulgatoren und Stabilisatoren.

 

Gibt es Alternativen zu Palmöl?

Schwierig, da Palmöl in fast allen Kosmetikartikeln und mittlerweile in etwa der Hälfte unserer Nahrungsmittel steckt. Es gibt zwar einige Kosmetikhersteller die auf Alternativen, wie z.B. Sonnenblumenöl, zurückgreifen und ihre Produkte mit „palmölfrei“ deklarieren, aber damit ist das Grundproblem nicht zu lösen. Auch für andere Ölpflanzen, die nicht so ertragreich sind, muss genügend Platz geschaffen werden, um diese auch in ausreichender Menge anbauen zu können. Zudem stellt der Palmölanbau und die Arbeit auf den Plantagen für viele Menschen die einzige Lebensgrundlage dar.

Laut WWF sind etwa 10% der Palmölproduktion weltweit zertifiziert. Zertifiziertes, nachhaltig angebautes und fair gehandeltes Palmöl stellt also durchaus eine Alternative dar. Der „Roundtable for Sustainable Palm Oil“ (RSPO) wurde 2004 vom WWF und Unternehmen der Palmöl-Industrie gegründet und hat sich genau dies zur Aufgabe gemacht. Hersteller können mit dem RSPO zertifiziert werden, wenn sie auf ihren Plantagen mehr für Arbeitsrecht und Naturschutz machen, als es die lokalen Gesetze vorgeben. Allerdings ist RSPO relativ umstritten, denn Umweltorganisationen werfen RSPO „Greenwashing“ vor. Das Siegel von der „Rainforest Alliance“ (RA) gibt es nicht nur für Palmöl, sondern auch für Kaffee und Schokolade. RA hat höhere Standards als RSPO, ist aber auch umstritten. Das 2013 gegründete „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP) erkennt die beiden o.g. Initiativen als Zertifizierung an. Hier geht es um die öffentliche Selbstverpflichtung von Herstellern die vorgegebenen Standards umzusetzen und die Konsumenten aufmerksam zu machen. Eine andere Möglichkeit, um den Anteil von nachhaltigem Palmöl zu steigern, stellt das „Mass Balance – Model“ dar. Hierbei wird in vorgegebenen Verhältnissen zertifiziertes und nicht-zertifiziertes Palmöl gemischt und kann dann vom Hersteller mit „mass balance“ oder „MB“ gekennzeichnet werden.

 

Sie als Konsument können entscheiden welche Produkte Sie kaufen! Sie als Konsument bestimmen den Markt! Bevor Sie etwas kaufen, sei es Kosmetik oder Fertigprodukte, gucken Sie doch einfach mal auf die Inhaltsstoffe bzw. die Zutatenliste. Wenn Sie Palmöl entdecken, achten Sie auf ein zertifiziertes Palmöl. Das verändert zwar nicht sofort die Welt, aber jeder kleine Schritt bzw. Entscheidung zählt!

Letzte Aktualisierung: 29. Juni 2017

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