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Schnelle Hilfe bei entzündeten Augenlidern

Gereizte oder entzündete Augenlider sind häufig auf ein Augenlidekzem zurückführen. Durch den auftretenden Juckreiz und die optische Beeinträchtigung wird das Augenlidekzem von vielen Betroffenen als sehr belastend empfunden. Zum Glück können oft schon die richtige Pflege und das Weglassen von allergieauslösenden Kosmetika und Pflegeprodukten zu einer Verbesserung führen.
Ein Fachbeitrag von
Freie Redakteurin und Wissenschaftsautorin
Es gibt viele Gründe für entzündete und juckende Augenlider. Unabhängig von der Ursache kann die richtige Pflege die Beschwerden lindern.

Gereizte und entzündete Augenlider, die mit Schwellungen und Rötungen einhergehen und zudem schmerzhaft spannen oder jucken: All dies sind Anzeichen für ein Augenlidekzem – fachsprachlich periokuläres Ekzem (Abbildung 1). Dabei kann der Leidensdruck ganz beträchtlich sein. Augenlidekzeme sind ein häufiger Grund für den Besuch in einer Hautarztpraxis. Hinzu kommen unzählige Betroffene, die versuchen, ihre Beschwerden ohne professionelle Hilfe in den Griff zu bekommen. Eine der häufigsten Ursachen für gereizte Augenlider ist trockene Haut. Diese entsteht, wenn zu viel Feuchtigkeit über die Hautbarriere entweicht. Am Augenlid geschieht das besonders schnell, da dort die Haut sehr dünn und empfindlich ist. Etwa die Hälfte der Fälle, die in einer Hautarztpraxis vorstellig werden, lässt sich allerdings auf eine Kontaktallergie zurückführen. Nur in seltenen Fällen sind gereizte oder entzündete Augen ein Symptom einer Hautkrankheit, die spezifisch behandelt werden muss. Vermutlich aufgrund des häufigeren Gebrauchs von Pflegeprodukten, die die empfindliche Haut um die Augen beanspruchen, leiden vor allem Frauen unter geröteten und geschwollenen Augenlidern. Doch auch bei Männern nehmen die Zahlen inzwischen zu.

Abb. 1: Die Hautbarriere. Die Zellen der Epidermis (Oberhaut) bilden eine feste Barriere, die Wasser ein- und Schadstoffe ausschließt. Sowohl Umweltfaktoren als auch erbliche (genetische Faktoren) können die Hautbarriere schwächen. Dadurch trocknet die Haut aus und kann sich entzünden.

Trockene Haut als Ursache von Augenlidekzemen

Die Haut trocknet aus, wenn zu viel Feuchtigkeit über die Hautbarriere verloren geht. Letztere wird von der obersten Hautschicht, der Oberhaut (Epidermis), gebildet (Abbildung 2). Ihre Zellen sind fest miteinander verbunden, so dass sie die Haut nach außen abschließen. Dies verhindert zum einen, dass Schadstoffe – beispielsweise Krankheitserreger oder Allergene – ins Innere der Haut eindringen, zum anderen aber auch, dass Wasser über die Haut nach außen entweicht. Diese Hautbarriere kann durch Umwelteinflüsse geschwächt werden, im Winter etwa durch trockene Heizungsluft oder kalten Wind, den Gebrauch von Klimaanlagen und anderen elektrischen Geräten mit Lüftung, vermehrtes Schwitzen oder die Verwendung von ungeeigneten Pflegeprodukten. Manche Menschen neigen außerdem aufgrund einer genetischen Vorbelastung von Natur aus zu chronisch trockener Haut. Dazu gehören beispielsweise Menschen mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis), bei denen die Hautbarriere oft aufgrund eines Gendefekts gestört ist. Sie – aber auch ältere Menschen mit ihrer häufig sehr trockenen, empfindlichen Haut – leiden deshalb vermehrt unter Augenlidekzemen.

Abb. 2: Geschwollene und gerötete Augen sind oft Zeichen für ein Augenlidekzem. Die häufigsten Ursachen sind trockene Haut und Kontaktallergien.

Allergien als Ursache von Augenlidezkzemen

Ein häufiger Grund für Augenlidekzeme sind allergische Reaktionen auf Bestandteile von Pflegeprodukten wie Gesichtscremes, Kosmetika oder Augentropfen. Bei Verdacht auf eine allergische Kontaktdermatitis sollte der Auslöser durch einen Epikutantest (Patchtest) ausfindig gemacht werden. Dabei werden mögliche Allergene mit Hilfe von Pflastern auf die Rückenhaut aufgebracht und mehrere Tage dort belassen. Anschließend lässt sich an den Hautreaktionen ablesen, ob und welche Allergien vorliegen. Ein bekanntes Kontaktallergen ist Nickel-(II)-Sulfat, das sich als Verunreinigung in Mascara, Make-up, Lidschatten, Kontaktlinsenreiniger und Kajalstiften findet. Auch Gold kann Allergien auslösen. Problematisch sind häufig auch Duftstoffe, die vielen Kosmetikprodukten als komplexe Mischungen (z. B. Perubalsam) beigesetzt werden. Da es dadurch meist nicht möglich ist, die allergieauslösende Komponente auszumachen, sollte bei empfindlicher Haut am besten generell auf Duftstoffe in Pflegeprodukten verzichtet werden. Konservierungsmittel wie das früher häufig in Kontaktlinsenmitteln und Kosmetika verwendete Thiomersal oder Methylisothiazolinon in Shampoos und Haarpflegeprodukten kommen ebenfalls als Kontaktallergene infrage. Eher selten der Grund für ein Augenlidekzem sind Reizungen des Lids durch Stäube oder Dämpfe (irritative Kontaktdermatitis).

Hautkrankheiten als Ursache für Augenlidekzeme

In seltenen Fällen lassen sich Augenlidekzeme auf eine behandlungsbedürftige Hautkrankheit zurückführen. Dazu gehört beispielsweise die Kupferrose (Rosacea), die oft brennende, stechende Schmerzen verursacht und sich an Pusteln und der Ausbildung sichtbarer Äderchen erkennen lässt. Die Kupferrose kann auch in Kombination mit einem Kontaktekzem auftreten, so dass auch hier die Durchführung eines Epikutantests sinnvoll ist. Weitere mögliche Ursachen für ein Augenlidekzem sind ein seborrhoisches Ekzem, eine Medikamentenunverträglichkeit oder allergische Bindehautentzündung (Konjunktivitis allergica). Letztere wird in der Regel durch Allergene aus der Luft verursacht wie beispielsweise Bestandteile von Hausstaubmilben, Tierhaaren, Pollen, Nahrungsmitteln oder Raumsprays. Typischerweise ist davon nicht nur das Augenlid, sondern vor allem auch das Auge selbst betroffen.

Was beim Augenlidekzemen hilft

Bei starken, chronischen oder wiederkehrenden Beschwerden, insbesondere bei Verdacht auf eine Kontaktallergie, sollte unbedingt eine Hautarztpraxis aufgesucht werden. Liegt tatsächlich eine Allergie vor, gehen die Symptome meist schnell zurück, wenn das entsprechende Allergen konsequent vermieden wird. Zur Unterstützung kann der behandelnde Arzt entzündungshemmende Calcineurin-Inhibitoren wie Pimecrolimus und Tacrolimus verschreiben. Im Unterschied zu Kortison dünnen diese Wirkstoffe die Haut nicht aus und haben keinen Rebound-Effekt (= stärkeres Wiederaufflammen der Entzündung nach dem Absetzen des Wirkstoffs). Sie dürfen deshalb auch auf der empfindlichen Gesichtshaut und am Augenlid angewendet werden, während auf Kortison im Augenbereich generell besser verzichtet werden sollte. Unabhängig von der Ursache des Ekzems – vor allem aber, wenn Hauttrockenheit der Hauptgrund ist – sollte das Augenlid konsequent mit Feuchtigkeit in Form einer geeigneten Feuchtigkeitspflege versorgt werden.

Auf geeignete Pflegeprodukte achten

Für die Pflege des Augenlids sollte eine Pflegecreme mit hohem Wasseranteil verwendet werden. Salben mit hohem Fettanteil sind dagegen kontraproduktiv: Sie decken die betroffene Haut ab und halten damit Feuchtigkeit eher fern. Bei langfristiger Anwendung verstärken sich dann oftmals die Beschwerden. Wichtig ist auch, dass die Pflegecreme keine potenziell allergieauslösenden Stoffe enthält. Dazu gehören beispielsweise Wollwachs, Lanolin, ätherische Öle, Duftstoffe und PEG-Emulgatoren. Zudem sollte die Creme frei sein von fettenden, abdeckenden Inhaltsstoffen wie Mineralölen, Silikonen und Paraffinen. Gut geeignet für die Pflege von trockener und gereizter Haut sind dagegen feuchtigkeitsspendende Zusätze wie Panthenol und Hyaluron. Optimalerweise zieht die Feuchtigkeitspflege schnell ein und brennt nicht im Auge. Speziell für das Augenlid entwickelte Produkte enthalten deshalb nur gering spreitende Öle, also solche, die keinen Fettfilm bilden, der sich versehentlich auf das Auge ausbreiten könnte. Ein augenneutraler pH-Wert (pH = 7) verbessert ebenfalls die Verträglichkeit.

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Was sonst noch hilft

Für die Soforthilfe bei Schwellungen und Rötungen können feuchte Umschläge eingesetzt werden. Dazu wird zuerst eine geeignete Feuchtigkeitspflege mit Hilfe eines Wasserstäbchens vorsichtig auf das Augenlid aufgetragen. Anschließend wird ein feuchtes Tuch oder ein Waschlappen auf die Augen gelegt und dort für 5-10 Minuten belassen. Statt mit klarem Wasser können die Umschläge auch mit schwarzem Tee gemacht werden. Dieser enthält Gerbstoffe, die mit ihrer adstringierenden Wirkung juckreizlindernd und abschwellend wirken. Soll anschließend Make-up verwendet werden, sollte dieses am besten einen hohen Wasser- und einen geringen Lipidanteil aufweisen und möglichst frei von reizenden oder allergieauslösenden Inhaltsstoffen sein. Meistens bessert bereits die richtige Pflege die Beschwerden durch gereizten Augenlider deutlich.

Dieser Artikel basiert auf dem Patientenratgeber „Trockene, gereizte und gerötete Augenlider?“

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Quellen und weiterführende Literatur

[1] A. Feser, V. Mahler (2010). Periokuläre Ekzeme: Ursachen, Differenzialdiagnosen und Therapie. Journal of the German Society of Dermatology 8, 159-166.
[2] E. M. Warshaw et al. (2021). Eyelid dermatitis in patients referred for patch testing: Retrospective analysis of North American Contact Dermatitis Group data, 1994-2016. Journal of the American Academy of Dermatology 84, 953-964.

Letzte Aktualisierung: 16. November 2023

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