|

Urea – Wunderwaffe in der Feuchtigkeitspflege?

Urea (lateinisch für Harnstoff) ist ein Abbauprodukt im Eiweißstoffwechsel und wird mit dem Harn ausgeschieden. Und so seltsam es klingen mag: Dieses „Abfallprodukt“ kann unserer Haut ziemlich guttun! Denn Urea gehört zu den sogenannten natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural moisturizing factors, NMF), die in die oberste Hautschicht (Epidermis) eingelagert sind und dort Feuchtigkeit binden. Neben Harnstoff gelten auch […]
Urea – Wunderwaffe in der Feuchtigkeitspflege?

Urea (lateinisch für Harnstoff) ist ein Abbauprodukt im Eiweißstoffwechsel und wird mit dem Harn ausgeschieden. Und so seltsam es klingen mag: Dieses „Abfallprodukt“ kann unserer Haut ziemlich guttun! Denn Urea gehört zu den sogenannten natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural moisturizing factors, NMF), die in die oberste Hautschicht (Epidermis) eingelagert sind und dort Feuchtigkeit binden.

Neben Harnstoff gelten auch verschiedene Aminosäuren, Milchsäure, Ammoniak, Harnsäure, Pyrrolidoncarbonsäure und anorganische Salze als NMFs. Natürlicherweise entstehen die Feuchthaltefaktoren direkt in der Hornschicht der Haut (Stratum corneum) durch den Abbau von Eiweißen. Ist ihre Menge in der Haut reduziert, kommt es zu Hauttrockenhaut mit rauen, schuppenden Stellen und kleinen Hautrissen, die sich entzünden und jucken können. Denn nur eine ausreichend mit Feuchtigkeit versorgte Epidermis kann wichtige Funktionen erfüllen:

  1. Plastizität – d. h. die Haut kann sich verformen und wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren – schützt vor Schäden von außen.
  2. Hydrolytisch aktive Enzyme, die für die Abstoßung abgestorbener und überflüssiger Hautzellen (Schuppung) zuständig sind, können arbeiten.
  3. Die Hautbarriere kann aufrechterhalten werden.

Trockener Haut lässt sich deshalb entgegen wirken, indem man der Haut Harnstoff von außen zuführt. Dazu kommen sogenannte topische Externa zum Einsatz, etwa eine harnstoffhaltige Feuchtigkeitscreme. Der Harnstoff dringt dann in die oberste Hautschicht ein und kann hier die Funktion eines NMF erfüllen. Insbesondere Menschen mit Störungen der Hautbarrierefunktion, die zu sehr trockener Haut neigen, schätzen diese Eigenschaft von Harnstoff. So können Menschen mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) oder Schuppenflechte damit die belastenden Krankheitssymptome wie Juckreiz oder Schuppung deutlich verbessern.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Aber externer Harnstoff versorgt die Haut nicht nur mit Feuchtigkeit, sondern verbessert auch ihre Barrierefunktion. Diese wiederum ist wichtig, damit keine Feuchtigkeit aus der Haut verloren geht. Die juckreizlindernde Wirkung von Harnstoff ist dagegen vermutlich eine direkte Folge der verbesserten Hautfeuchte. Über verschiedene Mechanismen scheint der Feuchthaltefaktor auch hauteigenen Abwehrfunktionen von Krankheitserregern und Hydratisierungsmechanismen zu stärken, etwa indem die Lipidproduktion angekurbelt wird.

Je nach Einsatzort und gewünschter Wirkung kann der Harnstoffgehalt in Pflegeprodukten  variieren. Für Gesichtscremes wird meistens eine Konzentration von 5 % gewählt, während andere Produkte oft 10 % enthalten. Bei extrem trockener Haut, Ekzemen, Schuppenflechte oder Neurodermitis wird der Harnstoffgehalt sogar auf 20 % erhöht. Noch höhere Konzentrationen wirken keratolytisch, das heißt sie können Verhornungen aufweichen, indem sie die Verbindungen zwischen den Zellen der Oberhaut, den Keratozyten, auflösen. Die hydrierende Wirkung von Harnstoff lässt sich darüber hinaus zusätzlich verbessern, wenn der Wirkstoff mit weiteren Komponenten kombiniert wird, etwa mit Ceramiden (natürlichen Hautfetten), rückfettendem Glycerol oder Magnesium.

Nicht nur in der Hautpflege hilfreich

Neben der hautschützenden Funktion hat Harnstoff aber noch weitere Anwendungsgebiete. Medizinische Produkte mit 40 % Harnstoffgehalt werden nicht mehr auf der Haut angewendet. Stattdessen helfen sie beim Aufweichen von Nagelgewebe und können so bei Nagelerkrankungen mit Pilzbefall verwendet werden. Dabei wird das betroffene Nagelareal nach einer meist mehrtägigen Einwirkzeit mithilfe eines Okklusivverbandes aufgelöst und kann anschließend abgetragen werden.

Und auch in vielen alltäglichen Sachen unseres Lebens ist Harnstoff zu finden: Harnstoffharz, ein Weiterverarbeitungsprodukt aus Urea, wird in Hemden eingesetzt, um sie knitterfrei zu bekommen. Urea wird auch den Eurogeldscheinen zugesetzt. Er verleiht dem Papier eine Nassreißfestigkeit, so dass man die Scheine – im Gegensatz z. B. zu den Dollarscheinen – ohne weiteres mit Wasser waschen kann. Sogar in Möbeln finden wir Harnstoff: Er wird in Spanplatten eingesetzt, da sie dadurch hart und kratzfest werden. Früher wurde dieser aus Pferdeurin gewonnen, heutzutage kann aber darauf verzichtet werden – Harnstoff wird mittlerweile synthetisch in Fabriken hergestellt.

Der „Alleskönner“ Urea ist mittlerweile im Bereich der Kosmetika und dermatologischen Präparate nicht mehr wegzudenken und die Pflegeindustrie setzt diese Wunderwaffe der Feuchtigkeitspflege zunehmend häufiger in ihren Pflegeprodukten ein. Schauen Sie doch einfach mal bei Ihren Tiegeln und Tuben auf die Liste der Inhaltsstoffe nach, ob Sie dort „Urea“ oder „Harnstoff“ entdecken.

Letzte Aktualisierung: 20. März 2024
Lesen Sie mehr zum Thema

Der kostenfreie derma.plus Newsletter

Erhalten Sie nützliche Ratgeberinhalte zu dermatologischen Themen & Therapien – von unseren Experten verständlich für Sie aufbereitet!

© derma.plus. Alle Rechte vorbehalten.