Auf einen Blick
Trockene Haut – erkennen, verstehen und richtig pflegen
Die Haut ist mit einer durchschnittlichen Oberfläche von 1,7 Quadratmetern und einem Gewicht von bis zu 10 Kilogramm das größte Organ des Menschen. Der gesamte Körper ist entweder von Haut oder im Fall der Mundhöhle, des Verdauungstrakts und der Scheide – die evolutiv auch zur Außenseite des Körpers gehören – von Schleimhaut bedeckt. Folglich ist die Haut die Kontaktstelle zur Außenwelt und erstes Bollwerk gegen Eindringlinge jeder Art. Damit keine krankmachenden Keime, Allergene oder andere schädliche Stoffe aus der Umwelt in den Körper eindringen können, ist die Haut so aufgebaut, dass sie eine undurchlässige Barriere darstellt. Gleichzeitig sorgt diese Barriere dafür, dass Wasser in der Haut zurückgehalten wird und das Gewebe elastisch und belastbar macht. Wenn die Barrierefunktion der Haut dagegen gestört ist, geht Wasser über die Oberhaut verloren und die Haut trocknet aus.
Aufbau der Haut – In der Oberhaut halten die Zellen zusammen
Die wenige Millimeter dicke Haut besteht aus den drei Schichten Epidermis (Oberhaut, Epi = griech. „über“), Dermis (Lederhaut) und Subcutis (Unterhaut), wobei die Epidermis und Dermis oft zur Cutis zusammengefasst sind. Für die Barrierefunktion ist die Epidermis entscheidend, die die Haut als Deckgewebe nach außen abschließt. Auch sie ist wiederum aus mehreren Schichten aufgebaut. Der wichtigste Zelltyp in der Epidermis sind die Horn-bildenden Zellen (Keratinozyten), die an der Basis der Epidermis gebildet werden und sich dann Schicht für Schicht nach oben schieben. Während dieser Zeit bilden sie die namensgebende Hornsubstanz (Keratin), aus der auch Nägel und Haare bestehen. Durch die Einlagerung des Keratins wandeln sich die Horn-bildenden Zellen in tote Hornzellen (Korneozyten) um, die in der obersten Schicht der Epidermis vor äußeren Einflüssen schützen. Während die Epidermis die Hautbarriere bildet, sitzen in der darunter liegenden Lederhaut Blutgefäße und Muskeln für die Temperaturregulation, Sinneszellen und die Haarwurzeln. Die Lederhaut besitzt einen hohen Anteil an kollagenhaltigen Fasern, die der Haut ihre Elastizität verleihen. Im Alter lässt diese Elastizität nach und die Haut verliert an Spannkraft. Die Unterhaut besteht aus lockerem Bindegewebe und verbindet die darüber liegenden Hautschichten mit dem Knochen. Sie enthält das Unterhautfettgebe, Sinneszellen sowie größere Blutgefäße und Nerven, die die oberen Hautschichten versorgen.
Wie entsteht trockene Haut? – Wenn die Hautbarriere undicht wird
In der obersten Schicht der Epidermis, der Hornschicht (Stratum corneum), liegen 15-20 Schichten von Hornzellen (Korneozyten) übereinander. Die säulenartig nebeneinander liegenden Zellen einer Schicht sind fest miteinander verbunden. Eine besondere Rolle spielt dabei das Protein Filaggrin, das während des Verhornungsprozesses von den Horn-bildenden Zellen gebildet wird. Die Filaggrine helfen dabei, die ebenfalls von den Horn-bildenden Zellen produzierten Keratinfasern untereinander zu vernetzen und so die Verbindungen zwischen den benachbarten Zellen zu verstärken. Darüber hinaus sind die Hornzellen in eine Talgschicht eingebettet, die von speziellen Talgdrüsen gebildet wird und als zusätzlicher Verdunstungsschutz dient.
Die Hautbarriere kann durch äußere Einflüsse wie beispielsweise eine falsche Pflege gestört werden. Insbesondere häufiges Waschen mit Seife, die durch ihren alkalischen pH-Wert den Säureschutzmantel der Haut angreift, und mechanisches Reiben kann die schützende Talgschicht angreifen und ein Austrocknen der Haut begünstigen. Daneben gibt es aber auch genetisch bedingte Ursachen für trockene Haut. So findet man bei vielen Betroffenen Defekte in den Filaggrin-Proteinen, die dazu führen, dass die Zellen der Oberhaut weniger gut zusammenhalten. Eine solchermaßen vorgeschädigte Haut ist anfällig für weitere ungünstige Einflüsse und neigt zum Austrocknen. Auch eine genetisch bedingte veränderte Talgproduktion kann die Entstehung von trockener Haut begünstigen. Generell wird die Haut auch mit zunehmendem Alter dünner und trockener.
Symptome trockener Haut – Wenn die Haut spannt und brennt
Vor allem in Bereichen, in denen nur wenige Talgdrüsen vorkommen wie den Händen und Füßen, Unterarmen und Unterschenkeln, trocknet die Haut schnell aus. Als erstes beginnt die Haut zu spannen und sich rau anzufühlen. Bleibt die Trockenheit über längere Zeit bestehen, können sich außerdem kleine Risse in der Oberhaut bilden, durch die reizende Stoffe oder Allergene in tiefere Hautschichten eindringen. Dort lösen sie Entzündungen und allergische Reaktionen aus – die Haut rötet sich, juckt oder brennt. Ist die Haut dauerhaft trocken und spröde, spricht man von einer Xerodermie (xeros = griech. „trocken“, derma = griech. „Haut“). Trockene Haut ist grundsätzlich empfindlicher als gesunde Haut und entzündet sich auch leichter. Betroffene leiden deshalb oft unter Entzündungen in Hautbereichen, die stärkeren Belastungen durch Reibung ausgesetzt sind wie etwa die Achseln. Zudem begünstigt trockene Haut die Entstehung von Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare – vermutlich weil die Allergene über die Hautrisse in tiefere Hautschichten eindringen können und dort zu einer Sensibilisierung führen.
Krankheiten mit trockener Haut – Trockene Haut als Leitsymptom von Hautkrankheiten
Verschiedene Hautkrankheiten lassen sich auf eine gestörte Hautbarriere zurückführen. Ein gemeinsames Symptom dieser Krankheiten ist deshalb eine extrem trockene Haut. Hierzu gehören insbesondere die atopische Dermatitis (früher als Neurodermitis bezeichnet), das seborrhoische Ekzem und das Austrocknungsekzem (Exsikkationsexzem). Auch bei der Schuppenflechte (Psoriasis) und der Fischschuppenkrankheit (Ichthyosis vulgaris) spielt Hauttrockenheit neben der auffälligen Verhornungsstörung eine wichtige Rolle. Ein Austrocknungsekzem entsteht durch eine verminderte Talgproduktion der Haut und tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Bei ihnen kommt zur nachlassenden Talgproduktion hinzu, dass die Menge an Kollagen in der Lederhaut abnimmt und diese dadurch weniger elastisch ist. Infolgedessen entstehen netzförmige Einrisse in der Oberhaut, die sich entzünden. Vermehrtes Händewaschen mit Seife und mechanischer Einwirkung verstärkt die Hauttrockenheit und die Entwicklung von Ekzemen.
Die atopische Dermatitis ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die meist eine erbliche Komponente aufweist. Bei vielen Betroffenen ist die Hautbarriere dadurch gestört, dass die Filaggrin-Proteine, die die Hornzellen untereinander vernetzen, defekt sind oder ganz fehlen. Patienten mit atopischer Dermatitis haben deshalb oft sehr trockene Haut. Hinzu kommt, dass das Immunsystem von Menschen mit atopischer Dermatitis in der Regel dazu neigt, auf an sich harmlose Reize mit einer überschießenden Immunreaktion zu reagieren. Die Neigung zu fehlgeleiteten und überschießenden Immunreaktionen wird als Atopie bezeichnet und ist oft ebenfalls genetisch bedingt. Betroffene leiden deshalb oft auch unter anderen Krankheiten aus dem sogenannten atopischen Formenkreis wie Heuschnupfen, Lebensmittelallergien oder allergisches Asthma.
Das seborrhoische Ekzem ist ebenfalls eine entzündliche Hautkrankheit. Charakteristisch ist eine starke Schuppenbildung vor allem im Gesicht und auf der Kopfhaut. Eine Variante, die bei Säuglingen auftritt, wird als Kopfgneis bezeichnet. Obwohl noch nicht völlig geklärt ist, wie das seborrhoische Ekzem entsteht, ist daran wohl eine Fehlregulation der Talgdrüsen beteiligt, die dazu führt, dass zu viel Talg gebildet wird. Von den im Talg vorhandenen Lipiden ernähren sich Pilze der Gattung Malassezia, die zur normalen Hautflora gehören, sich nun aber übermäßig vermehren können. Vermutlich spielt hierbei auch ein beeinträchtigtes Immunsystem eine Rolle, das nicht in der Lage ist, das Wachstum der Pilze einzudämmen. Durch die geschädigte Hautbarriere können dann schädliche Stoffwechselprozesse des Pilzes in die Haut eindringen und entzündliche Prozesse auslösen.
Eine weitere chronisch-entzündliche Krankheit, die mit einer starken Hautschuppung einhergeht, ist die Schuppenflechte (Psoriasis). Hier sind die Symptome jedoch oft nicht nur auf die Haut beschränkt, sondern können auch die Gelenke oder andere Organe betreffen oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und psychiatrische Erkrankungen begünstigen. Alsauffälligstes Merkmal der Schuppenflechte ist die Bildung von Hautzellen stark beschleunigt. So erneuert sich die Epidermis bei Betroffenen statt in 28 Tagen bereits in vier Tagen, wodurch es zu der namensgebenden starken Schuppung kommt. An den ablaufenden Entzündungsreaktionen ist wohl ein Wechselspiel von angeborener und erworbener Immunität beteiligt. Eine extreme Form der Verhornungsstörung findet sich bei den Ichthyosen, von denen die Ichthyosis vulgaris die häufigste ist. Als Ursache vermutet man eine Störung der Hautbarriere, die eine verstärkte Hornhautbildung als Reparaturversuch und damit eine extrem starke Schuppung auslöst.
Hautpflege – Die Barrierefunktion stärken
Trockene Haut benötigt viel Pflege. Entscheidend ist dabei, der Haut ausreichend Feuchtigkeit zuzuführen und gleichzeitig die Barrierefunktion zu stärken, so dass weniger Wasser verloren geht. Am besten erreicht man dies durch das regelmäßige Eincremen mit einer fettreichen Feuchtigkeitscreme, die zusätzlich spezielle wasserbindende Inhaltsstoffe enthalten kann. Zu den Substanzen, die Wasser in der Haut binden können, zählen beispielsweise Harnstoff oder Glyzerol, Propylenglykol oder Hyaluronsäure. Ist die Haut stark entzündet, können auch entzündungshemmende Wirkstoffe zum Einsatz kommen, die aber in der Regel verschreibungspflichtig sind. Neigt die Haut zum Austrocknen, empfiehlt es sich außerdem, auf die Verwendung von Seife zu verzichten und stattdessen Waschlotionen zu verwenden, die einen sauren pH-Wert aufweisen und auch rückfettende Substanzen enthalten können.
Mehr zum Thema Hautpflege bei trockener Haut finden Sie in unserem Beitrag Richtige Pflege und Maßnahmen bei trockener Haut.
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