Herpes Zoster – Neue Standardimpfung ab 60 Jahren
Herpes Zoster: STIKO empfiehlt Totimpfstoff als Standardimpfung ab 60 Jahren
Herpes zoster (Gürtelrose) ist eine schmerzhafte Viruserkrankung mit teilweise schweren Komplikationen und Spätfolgen. Sie entsteht durch die Reaktivierung von Erregern, die nach einer überstandenen Windpockeninfektion im Nervensystem des Patienten überdauert haben. Sowohl die Zahl der Erkrankten als auch der Anteil der Patienten, die an Spätfolgen leiden, nehmen mit dem Alter zu. Die ständige Impfkommission empfiehlt deshalb, alle Menschen ab 60 Jahren mit einem 2018 zugelassenen Totimpfstoff zu immunisieren.
Herpes zoster – umgangssprachlich oft Gürtelrose genannt – entsteht durch das Varizella-Zoster-Virus, das bei einer Erstinfektion die typische „Kinderkrankheit“ Windpocken auslöst. Zwar verlaufen die meisten Fälle von Windpocken unkompliziert, doch das Virus überdauert nach überstandener Infektion in den Hirnnerven und den Nervenwurzeln des Rückenmarks. Oft ausgelöst durch Stress oder andere Umweltfaktoren kann es dort auch nach Jahrzehnten wieder aktiviert werden. Die Folge ist eine Gürtelrose mit einem stark schmerzenden oder juckenden Ausschlag, der typischerweise nur einseitig auftritt und dadurch entsteht, dass die Entzündung der betroffenen Nerven auf die umgebende Haut (Dermatom) übergreift.
Häufigkeit und Komplikationen
In Deutschland erkranken jährlich mehr als 300.000 Personen mit steigender Tendenz, denn das Erkrankungsrisiko nimmt mit dem Alter zu. Besonders problematisch ist, dass der Anteil an schweren Krankheitsfällen und solchen mit Spätfolgen wie der Postherpetischen Neuralgie ebenfalls mit dem Alter zunehmen. Komplikationen wie etwa ein Befall der Sehnerven (Zoster ophthalmicus) erfordern oft Krankenhausaufenthalte. Deren Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt – so sind im Jahre 2015 etwa knapp 20.000 Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit einer Gürtelrose dokumentiert. Bei Menschen im Alter von über 80 Jahren entwickelt außerdem bereits mehr als jeder fünfte nach einer überstandenen Gürtelrose eine Postherpetische Neuralgie. Bei dieser Spätfolge der Gürtelrose leiden die Patienten nach ausgeheiltem Herpes zoster unter starken Nervenschmerzen, die nur schwer behandelbar sind. Besonders hoch ist das Krankheitsrisiko zudem bei Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem etwa durch eine HIV-Infektion, eine bösartige Tumorerkrankung oder eine Organ- oder Stammzelltransplantation.
Impfung schützt vor Erkrankung und Komplikationen
Eine Impfung, die eine Reaktivierung des Varizella-zoster-Virus verhindert, kann hier Abhilfe leisten. Bereits seit 2006 existiert zu diesem Zweck ein abgeschwächter Lebendimpfstoff (Zostavax®), der für Personen ab einem Alter von 50 Jahren zugelassen ist. Zostavax® ist seit September 2013 in Deutschland verfügbar, wird aber aufgrund der geringen Wirksamkeit nicht mehr als Standardimpfstoff empfohlen. Aus diesem Grund erfolgte für diesen Impfstoff auch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Eine Alternative bietet der im März 2018 in Europa zugelassene und seit Mai 2018 in Deutschland verfügbaren Totimpfstoff (Shingrix®). Bei diesem handelt es sich um einen rekombinanten Impfstoff, der keine vollständigen Viruspartikel enthält, sondern lediglich ein bestimmtes virales Oberflächen-Eiweiß (Glykoprotein E). Am 13. Dezember 2018 hat die STIKO Shingrix® zur Verhinderung des Herpes zoster, seiner Komplikationen und Spätfolgen als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren empfohlen. Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem und solche mit schweren Grunderkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus erythematodes, Entzündliche Darmerkrankungen, Chronische Nierenerkrankung, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma bronchiale und Diabetes mellitus sollen laut STIKO bereits ab einem Alter von 50 Jahren geimpft werden.
Was leistet der neue Impfstoff?
Die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes ist sehr hoch: Bei Personen ab 50 Jahren kann er einen Herpes zoster zu 92%, bei Personen ab 70 Jahren zu 90% verhindern (Abbildung 1). Zudem ist dieser Impfschutz über Jahre stabil (Abbildung 2). Einen vollen Impfschutz vermitteln zwei Impfdosen, die mit einem Abstand von zwischen zwei und sechs Monaten verabreicht werden. Nebenwirkungen in Form von Schmerzen an der Einstichstelle und Fieber sind relativ häufig. Sie verstärken sich jedoch in der Regel nicht bei der zweiten Impfstoffgabe. Patienten, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt unter einer Gürtelrose gelitten haben, können ebenfalls von einer Impfung profitieren und dadurch vor einem erneuten Ausbruch geschützt werden. Eine Impfung von Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist unproblematisch, allerdings kann die Immunantwort eingeschränkt sein. Die Herpes Zoster-Impfung kann bei Bedarf mit einer Grippe-Impfung kombiniert werden. Vor einer Erstinfektion mit Varizellen – also einer Windpockenerkrankung – schützt Shingrix® dagegen nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass ein Großteil der Zielgruppe, die heute über 50jährigen, bereits in der Kindheit eine Windpockenerkrankung durchgemacht hat.