Studie – Neuer Wirkstoff fördert das Haarwachstum
Wie Minoxidil das Haarwachstum fördert
Bei der häufigsten Form von Haarausfall, der androgenetischen Alopezie, kann der Wirkstoff Minoxidil das Wiederwachstum der Haare stimulieren. Bisher dachte man, dass sich dies lediglich auf eine verbesserte Durchblutung zurückführen lässt. Nun wurde gezeigt, dass Minoxidil die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren fördert und so das Haarwachstum auch direkt anregt.
Die androgenetische Alopezie (Alopecia androgenetica) ist eine erblich bedingte Form des Haarausfalls, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten kann, und als häufigster Grund für Haarausfall gilt. Dieser betrifft typischerweise nur den Kopf. Gesunde Kopfhaare wachsen kontinuierlich für mehrere Jahre, bevor der Haarfollikel in eine mehrmonatige Ruhephase (Telogen) eintritt. Beim Wiedereintritt in die Wachstumsphase (Anagen) bildet sich ein neuer Haarschaft, wobei der alte ausfällt. Bei der androgenetischen Alopezie kommt es zu einer chronisch fortschreitenden Verkürzung der Wachstumsphase des Haares, wodurch die Dicke der Haarschäfte abnimmt und sich letztlich die Haardichte verringert. Am Ende dieses Prozesses wird das Haarwachstum vollständig eingestellt. Obwohl die androgenetische Alopezie keine Gefahr für die Gesundheit darstellt, hat sie oft negative Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und die Lebensqualität der Betroffenen, weshalb eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein kann.
Männliche Geschlechtshormone sorgen für Haarausfall
Die Ursache für den Haarausfall liegt in einer erhöhten Empfindlichkeit des Haarfollikels gegenüber männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen). Männer mit androgenetischem Haarausfall weisen zwar normale Androgenspiegel auf, aber spezielle Zellen im Haarfollikel reagieren bei ihnen empfindlicher auf ein Geschlechtshormon, das durch enzymatische Umwandlung aus Testosteron entsteht. Dabei handelt es sich um die Zellen der sogenannten Dermalpapille (Abbildung), die das Wachstum des Haares steuern. Die gesteigerte Empfindlichkeit hängt mit der Menge an gebildeten Androgenrezeptoren auf der Oberfläche dieser Zellen zusammen. Dabei ist die Menge an Rezeptoren genetisch festgelegt, was die Erblichkeit dieser Form des Haarausfalls erklärt.
Minoxidil stimuliert Wiederwachstum der Haare
Das Ziel aktueller Therapien ist den Haarausfall zu stoppen, die Abnahme der Haarschaftsdicke umzukehren und das Wiederwachstum der Haare zu fördern. Dazu werden Haarfollikel, die sich in der Ruhephase befinden, zum Wiedereintritt in die Wachstumsphase angeregt. Gleichzeitig wird der Eintritt von wachsenden Haaren in die Ruhephase verzögert. Ein Wirkstoff, der topisch im Kopfbereich zum Einsatz kommt und erfolgreich das Wiederwachstum der Haare stimuliert, sofern noch keine Kahlheit vorliegt, ist Minoxidil. Dieses wird im Körper in das wirksame Stoffwechselprodukt Minoxidilsulphat umgewandelt. Dessen genauer Wirkmechanismus war bislang nicht bekannt, aber es wurde vermutet, dass Minoxidilsulphat vor allem die Durchblutung der Kopfhaut verbessert und damit das Haarwachstum nur indirekt fördert.
Minoxidil regt Stammzellen zur Ausschüttung von Wachstumsfaktoren an
Nun konnte in Tierversuchen mit Mäusen gezeigt werden, dass Minoxidil das Haarwachstum auch direkt fördert, indem es die Dermalpapille stimuliert (Abbildung).
Diese umschließt den Haarfollikel und enthält sogenannte Taktgeberzellen, die die Wachstumsphase des Haares regulieren. Sowohl diese Zellen als auch die Follikelzellen selbst werden durch Wachstumsfaktoren, die von Stammzellen aus dem Fettgewebe ausgeschüttet werden, zum Wachstum angeregt. Hier kommt nun Minoxidil ins Spiel, denn der Wirkstoff hatte im Tierversuch einen positiven Einfluss auf genau diese wachstumsfördernden Stammzellen. Dabei regte Minoxidil zwar nicht das Stammzellwachstum an, aber es verbesserte die Beweglichkeit der Zellen und förderte die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren. Gleichzeitig konnte bestätigt werden, dass Minoxidil die Bildung von Blutgefäßen verbessert, die von denselben Stammzellen gebildet werden. Bei den Versuchsmäusen beschleunigte die Injektion von Stammzellen, die vorher mit Minoxidil behandelt worden waren, ins Unterhautfettgewebe den Eintritt der Haare in die Wachstumsphase.
Verbesserung der Stammzelltherapie durch Minoxidil
Die Injektion von Stammzellen in die Kopfhaut ist auch ein vielversprechender Therapieansatz für die Behandlung des androgenetischen Haarausfalls beim Menschen. Dazu wird dem Patienten eine kleine Menge an Fett abgesaugt, aus dem dann die Stammzellen gewonnen werden. Diese werden normalerweise unmittelbar anschließend in die Kopfhaut injiziert. Die neuen Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der Erfolg dieser Behandlung verbessern lässt, indem die Stammzellen vor der Injektion mit Minoxidil behandelt werden. Nach der Injektion geben sie dann vermehrt Wachstumsfaktoren ab, um das Haarwachstum zu stimulieren.