Gesunde Nägel

Nägel stellen einen Schutz für die Finger- und Zehenspitzen dar. Durch den Gegendruck, den sie auf die Fingerspitze ausüben ermöglichen sie unser Greifen. Der sichtbare Teil des Nagels wird von Zellen der Oberhaut gebildet und ist eine durchsichtige Hornplatte.

Ein Fachbeitrag von
Freie Redakteurin und Wissenschaftsautorin
Gesunde Nägel

Zusammenfassung

Nägel stellen einen Schutz für die Finger- und Zehenspitzen dar. Durch den Gegendruck, den sie auf die Fingerspitze ausüben ermöglichen sie unser Greifen. Der sichtbare Teil des Nagels wird von Zellen der Oberhaut gebildet und ist eine durchsichtige Hornplatte. Diese wächst ein Leben lang und ist aufgrund ihrer exponierten Lage vielen Umwelteinflüssen und Verletzungsgefahren ausgesetzt.

Auf einen Blick

+ Gesunde Nägel sind durchsichtig und scheinen rosig durch das darunter liegende Nagelbett

+ Gesunde Nägel sind fest und gleichzeitig biegsam

+ Gesunde Nägel haben eine glatte und fleckenlose Oberfläche

+ Gesunde Nägel werden von einer intakten Nagelhaut umrandet

Gesunde Nägel

Der Nagel als Schutzschild

Die Nagelplatte, umgangssprachlich Nagel (griechisch ónyx) genannt, ist die gewölbte Hornplatte auf der Oberseite von Finger- oder Zehenspitzen, die einerseits für deren Schutz notwendig ist und andererseits der Erzeugung eines Gegendrucks dient. Sie entsteht aus den verhornten Zellen der Oberhaut (Epidermis) und wird deshalb ebenso wie die Haare als „Hautanhangsgebilde“ bezeichnet. Die Hornzellen der Oberhaut enthalten Keratin, ein Eiweiß mit faserartiger Struktur und hohem Schwefelanteil, das Haaren und Nägeln ihre Härte verleiht. Dies spiegelt sich auch in der Mineralien­zusammensetzung der Nagelplatte wieder, bei der Schwefel mit 2,40 mg/g an erster Stelle steht, gefolgt von Kalzium (0,67 mg/g) sowie Magnesium und Zink (jeweils etwa 0,10 mg/g).

Die Anatomie des Nagels
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Nägel kommen – im Unterschied zu Krallen, Klauen und Hufen – nur bei Primaten vor und haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Hände zu deren wichtigstem Werkzeug wurden. Ohne den von der Nagelplatte erzeugten Gegendruck für die Fingerspitze wäre kein sicheres Zugreifen möglich. Darüber hinaus kann der Nagel, der fest mit dem darunterliegenden Nagelbett verbunden ist, zum Kratzen, Ritzen oder Zupfen (z. B. bei Saiteninstrumenten) eingesetzt werden. Die Berührung mit der Nagelplatte liefert über dessen Verankerung in der Haut auch Informationen über Härte und Oberflächenbeschaffenheit von Gegenständen. Gleichzeitig schützt die Nagelplatte die sensible Fingerbeere, die sich am Ende der Innenseite eines jeden Fingers befindet. Dieser Bereich ist stark durchblutet und besitzt viele Tastsinneszellen.

Das Nagelwachstum

Die Nägel entstehen schon früh in der Embryonalentwicklung. Bereits in der 14. Schwangerschaftswoche (SSW) ist ein erster Teil der Nagelplatte sichtbar und mit 17 Wochen ist diese voll ausgebildet. Ab der 20. SSW wachsen Finger und Nagel dann gemeinsam.

[accordion][accordion_item title=“Expertenwissen: Fingernägel“] Die Nagelplatte ist entwicklungsbiologisch identisch mit dem Haarschaft. Sie ist zwischen 0,3 und 0,75 mm dick und wächst kontinuierlich sowie lebenslang, ohne dem Einfluss von Hormonen unterworfen zu sein. Fingernägel wachsen im Schnitt 3,5 mm pro Monat und damit ungefähr doppelt so schnell wie Fußnägel, die nur 1,6 mm pro Monat wachsen. Zwischen dem Wachstum der linken und der rechten Hand gibt es keinen signifikanten Unterschied, doch der kleine Fingernagel wächst in der Regel langsamer als die anderen Fingernägel, während der Nagel des großen Zehs schneller wächst als die anderen Zehennägel. [/accordion_item][/accordion]

Das Nagelwachstum ist bei Männern schneller als bei Frauen sowie bei Kindern unter 14 Jahren schneller als bei Erwachsenen und nimmt generell im Alter ab. Auch unterliegt das Nagelwachstum jahreszeitlichen Einflüssen. Das im Vergleich zum Winter beschleunigte Wachstum in den Sommermonaten ist vermutlich der durch die höhere Temperatur bedingten besseren Durchblutung geschuldet. Schwangerschaften beschleunigen das Nagelwachstum, während Mangelernährung zu einer Verlangsamung führt.

Die Nagelplatte

Der Nagel ist Teil der funktionellen Einheit Finger- bzw. Fußspitze. Hierzu gehören der Knochen des letzten Fingerglieds, das Endgelenk mit seinen Sehnen, das Fettgewebe der Fingerkuppe sowie Nerven, Blut- und Lymphgefäße. Die Form und Größe des Knochens gibt letztlich auch Form und Größe der Nagelplatte vor, die den sichtbaren Teil des Nagels darstellt.

Die Hornsubstanz des Nagels ist durchsichtig, und die für gesunde Nägel typisch hellrosa Farbe entsteht erst dadurch, dass die Blutgefäße des darunter liegenden Nagelbetts hindurch scheinen. An drei Seiten wird die Nagelplatte von einer Hautfalte eingefasst (Abb. a), dem Nagelwall (Perionychium), der die nicht sichtbaren Teile des Nagels, die ungefähr ein Drittel der Nageloberfläche ausmachen, bedeckt. Der Nagelwall gibt dem Nagel zum einen Halt, zum anderen schützt er ihn vor seitlichen Einrissen oder eindringenden Krankheitserregern. Als „Nagelhaut“ wird oft der am Nagelwall direkt anschließende Hautanteil bezeichnet, der sich am Rand über die Nagelplatte schiebt.
Der mit der Haut verankerte Bereich des Nagels, die „Nagelwurzel“, befindet sich in der Nageltasche, die durch eine Einstülpung der Oberhaut des oberen Nagelwalls entsteht (Abb. b). Unterhalb der Nagelwurzel liegt die Matrix, der lebende Teil und die Wachstumszone des Nagels, in der neue Zellen entstehen, die dann verhornen, absterben und als tote Hornzellen nach vorne geschoben werden, um die sichtbare Nagelplatte zu bilden. Die Matrix liegt größtenteils unter dem vorderen Nagelwall verborgen und ist am Nagelrand oft als heller, halbmondförmiger Teil erkennbar, der auch als „Nagelmond“ oder „Lunula“ bezeichnet wird.

Die Matrix

Die Matrix wird in drei Zonen eingeteilt, die jeweils eine andere Schicht der Nagelplatte bilden. Folglich besteht diese ebenfalls aus drei Hornschichten, von denen jede eine andere Zellstruktur besitzt. Die oberste Schicht der Nagelplatte wird von der inneren, dem Körper am nächsten liegenden Zone der Matrix gebildet. Sie besteht aus stark abgeflachten, dicht geschichteten Zellen und ist die härteste Schicht, die das unter der Nagelplatte liegende Gewebe vor Umwelteinflüssen schützt. Darunter schließt sich die aus Weichkeratin bestehende mittlere Schicht der Nagelplatte an, durch die die obere und die untere Nagelplattenschicht miteinander verbunden werden. Die untere Schicht wird von der äußeren Matrixschicht gebildet und enthält lockere, unregelmäßig geschichtete Zellen, die aus weichem Nagelbettkeratin bestehen. Diese Schicht ist sehr empfindlich und liegt dem unter der Nagelplatte befindlichen Nagelbett auf. Verantwortlich für die unterschiedliche Härte der Nagelplattenschichten ist neben deren Zellstruktur auch der Vernetzungsgrad der Keratinfasern.
Aufgrund dieser Korrelation zwischen Länge der Matrix und Dicke der Nagelplatte finden sich Schädigungen der Matrix, je nachdem welche Zone betroffen ist, in unterschiedlichen Bereichen der Nagelplatte als Oberflächenschäden oder als Schäden in deren Inneren wieder. Im Unterschied zu Schäden im Nagelbett wachsen sich aber Schäden in der Matrix immer aus. Kleine Blutgefäße, die von der Matrix zur Fingerspitze laufen, sind der Grund für Splitterblutungen, die als feine dunkle Striche im Nagelbett sichtbar sind.

Das Nagelbett

Die Nagelplatte liegt dem Nagelbett auf (Abb. b), das die Fortsetzung der Matrix darstellt, und über ein spezielles Bindegewebe – ihre unter der Oberhaut liegende Lederhaut (Dermis) – fest mit der Knochenhaut des letzten Fingerglieds verwachsen ist. Es dient als Stütze für die Nagelplatte und weist in der obersten Zellschicht eine sägezahnartige Struktur auf, die für die feste Bindung an die Nagelplatte verantwortlich ist. Die aufgelagerte dünne Hornschicht ermöglicht das Vorgleiten des Nagels ohne Haftungsverlust. Oberhaut und Lederhaut des Nagelbetts sind durch eine Struktur aus längslaufenden, regelmäßigen Rillen miteinander verbunden, die möglicherweise für die mit zunehmendem Alter auftretende, sichtbare Längsriffelung der Nägel verantwortlich sind.

Den Übergang vom Nagelbett zur Finger- oder Zehenspitzenhaut bildet das zur Oberhaut gehörende Hyponychium (Abb. b), das die Ablösung der Nagelplatte von Nagelbett ermöglicht, ohne dass dazwischen ein Spalt entsteht, in den Verunreinigungen eindringen könnten. Die Verbindungsstelle der sich ablösenden Nagelplatte zum Hyponychium ist von oben betrachtet oft als schmales rosa gefärbtes onychodermales Band sichtbar (Abb. a). Im Bereich der Nagelwurzel, wo das Nagelbett in die Matrix übergeht, liegt oben auf der Nagelplatte eine Hautschicht auf, die als Eponychium bezeichnet wird (Abb. b). Diese stellt die Unterseite des vorderen Nagelwalls dar und besteht ebenfalls aus Oberhaut, deren Hornschicht der Nageloberseite anhaftet und beim Nagelwachstum mit herausgezogen wird. Auf der Nagelplatte wird das Eponychium deshalb als Nagelhaut (Kutikula) sichtbar.

Zusammenfassung

Die Matrix bildet die Nagelplatte und ist am oberen Nagelrand als Nagelmond erkennbar.
Das Nagelbett sorgt für die feste Haftung der Nagelplatte am darunter liegenden Knochen.
Das Hyponychium stellt den Übergang vom Nagelbett zur Fingerspitzenhaut dar und erlaubt die Ablösung des Nagels, ohne dass ein Spalt zwischen Nagel und Nagelbett entsteht.
Der vordere Nagelwall ist für den Schutz der Nagelwurzel verantwortlich. Seine Unterseite bildet das Eponychium, das die Nageltasche versiegelt und die Kutikula bildet.

 

Quellen und weiterführende Literatur

R. Baran, D. A. R. de Berker, M. Holzberg (eds), 2012, Baran and Dawber’s diseases of the nail and their management. 4th edition. Oxford, UK

E. Haneke, 2014, Hautarzt 65: 282-290

S. Yaemsiri et al., 2010, JEADV 24: 420-423


Letzte Aktualisierung: 22. September 2016

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