Zusammenfassung
Fast jeder Träger einer Zahnprothese kennt das Problem: Druckstellen durch eine schlecht sitzende oder beschädigte Prothese sind eine schmerzhafte Begleiterscheinung und beeinträchtigen den Alltag. Bei einem neuen Zahnersatz heißt es fast immer, ein wenig Geduld zu beweisen, denn häufig sind Druckstellen lediglich eine unangenehme Reaktion auf den ungewohnten „Fremdkörper“ im Mund. Sollten massive oder länger andauernde Mundschleimhautläsionen vorliegen, muss ein Zahnarzt aufgesucht werden. Die einzige Möglichkeit, um Druckstellen im Mund dauerhaft zu vermeiden, ist eine optimal angepasste Zahnprothese.
Auf einen Blick
+ Auftreten Prothesenträger, insbesondere bei Erstprothesen
+ Symptome Schmerzen, Entzündungen, Rötungen der Mundschleimhaut
+Einflussfaktoren Infektionen mit Candidaspezies, schlecht sitzende Prothesen
+ Ansteckungsgefahr keine
Einführung
Druckstellen durch Prothesen sind eine unangenehme und schmerzhafte Angelegenheit. Sie äußern sich als lokal begrenzte Schleimhautläsionen, die durch mechanische Belastungen entstehen. Als Folge hiervon ist der betroffene Bereich schmerzempfindlich, gerötet und kann anschwellen – es bildet sich eine Entzündung. Durch Kaubewegungen, insbesondere die Belastung beim Essen, können sich die Schmerzen weiter verschlimmern und unerträglich werden.
Ursachen und Auslöser
Druckstellen werden in zwei unterschiedliche Typen eingeteilt. Bei den statischen Druckstellen „wandert“ die schmerzhafte Region nicht und die Zahnprothese sitzt fest. Bei den dynamischen Druckstellen sitzt die Prothese hingegen nicht fest an ihrem Platz, sondern sie bewegt sich bei Kaubewegungen und scheuert so am Zahnfleisch entlang.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Druckstellen ist die Art der verwendeten Prothese. Teilprothesen, wie die in Deutschland weit verbreitete Teleskopprothese, bei der Zahnstümpfe als Träger des herausnehmbaren Zahnersatzes dienen, werden anders im Kiefer befestigt als Vollprothesen (Gebiss), die direkt auf der Mundschleimhaut aufliegen und deshalb exakt auf diese angepasst werden müssen. Insbesondere Teilprothesen, die mit Haken oder Klammern an gesunden Zähnen befestigt werden, oder ein Unterkiefer-Gebiss sorgen durch einen häufig schlechten Sitz für Probleme. In der Eingewöhnungsphase einer neuen Prothese sind Druckstellen etwas ganz Normales. In den ersten 14 Tagen müssen sich der Gaumen und das Zahnfleisch an die neue Belastung und den „Fremdkörper“ gewöhnen. Während dieser Phase sollten Patienten scharfe und stark gewürzte Speisen und Getränke meiden, denn die darin enthaltenen ätherischen Öle können die Schleimhäute reizen und das Schmerzempfinden an den Druckstellen weiter verstärken. Die Symptome sollten nach zwei Wochen abklingen. Ist auch nach dieser Zeit keine Besserung in Sicht, empfiehlt sich ein erneuter Besuch beim Zahnarzt.
Das gleiche gilt bei starken Schmerzen oder einer spürbar schlecht sitzenden Prothese. Druckstellen können auch dann entstehen, wenn Speisereste unter die Zahnprothese gelangen und die Kräfte beim Kauen nicht mehr gleichmäßig auf den Kieferkamm übertragen werden können. Dies führt zu einer Reizung von zu stark belasteter Mundschleimhaut, die sich darüber hinaus leicht durch Bakterien aus den Speiseresten entzünden kann.
Knochen wie der Kieferknochen sind entgegen der landläufigen Meinung kein „totes Material“, sondern sie befinden sich analog zu dem restlichen Gewebe im menschlichen Körper in einem stetigen Auf- und Abbau. Durch einen Zahnersatz ändern sich die Belastungen auf den Kieferknochen und er muss sich entsprechend der neuen Belastungen anpassen. Durch diesen Anpassungsprozess kann es passieren, dass die Prothese nicht mehr korrekt sitzt und in der Folge Druckstellen entstehen.
Neben dem Risiko für eine Druckstelle und eine Mundschleimhautentzündung geht das feuchtwarme Klima zwischen Zahnprothese und Schleimhaut mit einem erhöhten Risiko für Hefepilz-Infektionen (Candida Spezies) einher. Solche Pilzinfektionen (medizinisch auch als Soor bezeichnet) führen zu Schleimhautirritationen. Die bereits irritierte Mundschleimhaut ist außerdem anfälliger für Prothesendruckstellen. Candidainfektionen müssen unabhängig von einer Druckstelle in jedem Fall durch einen Arzt behandelt werden.
Symptome und Krankheitsverlauf
Druckstellen sind in der Regel gerötet und schmerzhaft. Im weiteren Verlauf können sie sich entzünden. Wichtig ist, dass die Ursache – also in den meisten Fällen eine schlecht sitzende Prothese behoben wird, da es ansonsten zu einer Prothesenstomatitis, also einer großflächigen Entzündung der Mundschleimhaut im Bereich der Zahnprothese, kommen kann.
Therapie und Behandlung
Die ursächliche Therapie obliegt dem Zahnarzt, Kieferorthopäden oder Zahntechniker. Sie können den Zahnersatz passend einschleifen oder „unterfüttern“. Gegebenenfalls ist eine Neuanfertigung der Prothese erforderlich. Die Unterfütterung der Zahnprothese mit einem weicheren Material ist vor allem in der Eingewöhnungsphase sinnvoll. Längerfristig sollte jedoch eine harte Unterfütterung bevorzugt werden, da diese langlebiger ist und sich leichter reinigen lässt. Neben regelmäßigen Anpassungen der Zahnprothese sind eine gründliche Reinigung der Prothese und des Mundraums zur Verhinderung von Infektionen unerlässlich. Haftcremes können den Sitz der Prothesen weiter verbessern und ein Eindringen von Speiseresten verhindern.
Hat sich jedoch eine schmerzhafte Druckstelle gebildet, gilt es die Symptome zu lindern und die Heilung zu beschleunigen. Dafür haben sich lokal anzuwendende Arzneimittel bewährt. Gegen die Schmerzen können entweder Lokalanästhetika wie Lidocain eingesetzt werden, das die Schmerzweiterleitung unterbricht, oder Gerbstoffe, die das Gewebe austrocknen, wodurch sich eine wenig empfindliche Schutzschicht über die Mundschleimhaut legt. Des Weiteren ist eine entzündungshemmende und antibakterielle Therapie sinnvoll, um die Regeneration der geschädigten Haut zu fördern und ausgeprägten Entzündungen vorzubeugen. Als antientzündliche und wundheilungsfördernde Wirkstoffe enthalten diverse Arzneimittel einen Extrakt aus Kamillenblüten. Gegen Bakterien und Keime können entweder synthetische Wirkstoffe wie Chlorhexidin oder natürliche Extrakte aus Salbeiblättern oder Propolis, einem speziellen Bienenwachs mit antientzündlichen und antibakteriellen Eigenschaften, eingesetzt werden.