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Internationale Studie: Wie viele Erwachsene leiden unter atopischer Dermatitis?

Die atopische Dermatitis (AD; synonym: atopisches Ekzem; Neurodermitis) ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die vor allem Kleinkinder betrifft. Aber auch Erwachsene erkranken daran – wie viele es betrifft ist bislang jedoch nur lückenhaft bekannt. Eine internationale Studie in acht Industriestaaten hat nun Daten dazu erhoben.
Ein Fachbeitrag von
Freie Redakteurin und Wissenschaftsautorin
Internationale Studie: Wie viele Erwachsene leiden unter atopischer Dermatitis?

Atopische Dermatitis (Neurodermitis) bei Erwachsenen

Bei dem Begriff atopische Dermatitis, auch Neurodermitis genannt, denken viele Menschen zuerst an Kinder. Tatsächlich tritt diese chronisch-entzündliche Hautkrankheit auch vor allem in den ersten Lebensjahren auf. Die typischen Symptome, wie trockene, schuppende und entzündete Hautareale, die aufgrund des quälenden Juckreizes immer wieder, häufig auch blutig aufgekratzt werden, stellen  für viele Betroffene eine große Belastung dar. Als Ursache wird ein komplexes Zusammenspiel von Defekten der Hautbarriere und einer Fehlsteuerung des Immunsystems diskutiert. So neigt das Immunsystem vieler Betroffener dazu, auch gegen an sich harmlose Reize mit einer überschießenden Immunantwort zu reagieren. Man spricht von einer Atopie, die auch Krankheiten wie Heuschnupfen und allergisches Asthma begünstigt – Krankheiten, die bei Patienten mit atopischer Dermatitis ebenfalls gehäuft auftreten.

Datenerhebung in Nordamerika, Europa und Asien

Während in den Industriestaaten zwischen 8 und 16 Prozent aller Kinder Symptome einer atopischen Dermatitis zeigen [1], tritt die Krankheit bei Erwachsenen deutlich seltener auf. Genaue Zahlen kennt man bislang aber nur für einzelne Länder oder Regionen. Eine neue Studie, die zeitgleich in  acht Industriestaaten (USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und Japan) stattfand, soll diese Datenlücke schließen [2]. Um den Anteil der Bevölkerung mit Neurodermitis, die sogenannte Prävalenz, zu ermitteln, wurden Menschen, die einem sogenannten Online-Panel angehören, angeschrieben und gebeten, einen fünfzehnminütigen Fragebogen auszufüllen. Zu einem Online-Panel gehören Personen, die sich bereit erklärt haben, wiederholt an Online-Studien teilzunehmen. In den USA nahmen rund 20.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren an der Umfrage zur atopischen Dermatitis teil, in allen anderen Ländern um die 10.000.

 

Mehrere Kriterien für Diagnosestellung

Zwei Kriterien mussten gleichzeitig erfüllt sein, damit die Studienteilnehmer als an Neurodermitis erkrankt eingestuft wurden: Zum einen musste einer von zwei unterschiedlichen Diagnose-Algorithmen ein positives Ergebnis liefern, zum anderen musste bereits eine ärztliche Diagnose vorliegen. Anhand von drei verschiedenen Bewertungsskalen wurde anschließend der Schweregrad der Krankheit bestimmt. Zusätzlich wurde der Anteil an Personen ermittelt, die bereits wegen einer atopischen Dermatitis in Behandlung waren. Aus diesen Daten wurde dann die Häufigkeit der Erkrankten innerhalb der jeweiligen Bevölkerungsgruppe berechnet.

 

Zwei Prozent der deutschen Erwachsenen sind an einer atopischer Dermatitis erkrankt

atopische dermatitis bei Erwachsenen
Abb.: Häufigkeit der atopischen Dermatitis bei Erwachsenen in acht Industrienationen. Die Prävalenzen schwanken zwischen knapp über zwei Prozent in Japan und Deutschland und acht Prozent in Italien. Allerdings ist der Anteil an schweren Verlaufsformen in Ländern mit höherer Prävalenz niedriger, so dass vermutlich in allen Ländern ein ähnlicher Krankheitsdruck herrscht.

Tatsächlich war der Anteil an erkrankten Erwachsenen in allen Ländern niedriger als es für Kinder publiziert ist. Am stärksten betroffen unter den Studienteilnehmern waren Menschen im mittleren Alter zwischen 25 und 44 Jahren, anschließend nahm die Häufigkeit mit dem Alter ab. In fast allen Ländern waren Frauen stärker betroffen als Männer. Die errechnete Prävalenz lag zwischen 2,1 Prozent in Japan und 8,1 Prozent in Italien (Abbildung).

Wurden nur die gegen atopische Dermatitis behandelten Patienten, die je nach Land einen Anteil von 70 bis 80 Prozent ausmachten, für die Berechnung der Prävalenz herangezogen, so sank diese auf zwischen 1,8 Prozent für Japan und 7,5 Prozent für Italien. Insgesamt liegen die Werte damit in einem ähnlichen Bereich wie die, welche zuvor von der World Allergy Organization ermittelt worden waren. In Deutschland war die Prävalenz mit 2,2 Prozent ähnlich niedrig wie in Japan.

 

Feucht-kaltes Klima begünstigt Neurodermitis

Interessant war, dass in Ländern, in denen mehr Menschen an Neurodermitis erkrankt waren, gleichzeitig der Anteil an milden Verläufen höher war. Daraus lässt sich schließen, dass die Belastung durch die Krankheit zwischen den einzelnen Ländern insgesamt ausgeglichen ist. Wie hoch der Anteil an schweren Verlaufsformen war, hing stark von der verwendeten Bewertungsskala ab. Insgesamt waren die höchsten Werte mit je nach Bewertungsskala zwischen 8 und 21 Prozent in den USA zu beobachten. Aus einem Vergleich aller Daten ziehen die Studienautoren den Schluss, dass schwere Formen hauptsächlich in feuchten und kalten Regionen auftreten. Unter diesen Bedingungen wird die Barrierefunktion der Haut geschwächt, wodurch die Anfälligkeit für eine atopische Dermatitis erhöht wird.


Quellen und weiterführende Literatur
Letzte Aktualisierung: 26. Oktober 2020
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