Magnesium und Urea – das „Dream-Team“ gegen trockene Haut
Trockene Haut kann sehr belastend sein: Sie spannt, juckt oder bildet sogar schmerzhafte Risse. Oft ist sie ein Zeichen für eine falsche Hautpflege, kann aber auch als Leitsymptom verschiedener Krankheiten auftreten. Dazu gehören beispielsweise die atopische Dermatitis (Neurodermatitis) und die Schuppenflechte (Psoriasis). Auch viele ältere Menschen leiden unter chronisch trockener Haut, da die Haut mit dem Alter dünner wird, weniger Lipide produziert und deshalb Feuchtigkeit schlechter halten kann. Um Hauttrockenheit entgegenzuwirken und die Symptome wie Juckreiz und Schmerzen zu lindern, sollte trockene Haut regelmäßig mit einer geeigneten Feuchtigkeitspflege eingecremt werden. Darin können verschiedene rückfettende und feuchtigkeitsspendende Zusätze enthalten sein.
Urea als Feuchtigkeitslieferant
Gut erforscht ist etwa die feuchtigkeitsbindende Wirkung von Urea (Harnstoff), einem natürlichen Abbauprodukt von Eiweißen [1]. Harnstoff wird auch als Humectant (Feuchtigkeitslieferant) bezeichnet und gehört zu den sogenannten natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural moisturizing factors, NMF), die in die oberste Hautschicht (Epidermis) eingelagert sind und dort Feuchtigkeit binden. Ist ihre Menge in der Haut reduziert, trocknet diese aus und kann ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen. Dem lässt sich entgegenwirken, indem man der Haut Harnstoff von außen – als sogenanntes topisches Externum – zuführt. Der Feuchthaltefaktor kann in die oberste Hautschicht eindringen und dort seinen natürlichen Aufgaben nachkommen. So wird die Haut mit Feuchtigkeit versorgt und ihre Barrierefunktion gestärkt. Eine starke Hautbarriere verhindert, dass einerseits Fremdstoffe in tiefere Hautschichten eindringen und andererseits Feuchtigkeit nach außen verloren geht.
Magnesium als Regulator der Immunabwehr
Bei sehr trockener Haut reicht allerdings oft eine Harnstoff-haltige Pflege nicht mehr aus. Einen nachgewiesenermaßen positiven Effekt auf den Hautzustand hat Magnesium, das deshalb ebenfalls in Pflegeprodukten eingesetzt wird. Schon lange ist bekannt, dass Patienten mit atopischer Dermatitis, Psoriasis oder Ekzemen von Bädern im Toten Meer profitieren. Verantwortlich dafür ist der hohe Salzgehalt des Wassers, weshalb manchen Hautpflegeprodukten Totes-Meer-Salz zugesetzt wird. Studien haben gezeigt, dass hier aber nicht das Kochsalz (NaCl) wirksam ist, sondern tatsächlich die Magnesium-Ionen, die im Toten Meer in ungewöhnlich hoher Konzentration vorhanden sind. Dieser Effekt konnte in Zellkulturuntersuchungen bestätigt werden [2]: So wirken Magnesium-Ionen durch ihren Einfluss auf bestimmte Immunzellen stark entzündungshemmend. Diese sogenannten Langerhans-Zellen nehmen in der Haut eine Wächterfunktion wahr: Sie erkennen eingedrungene Fremdstoffe und aktivieren daraufhin Abwehrzellen, die Entzündungsprozesse auslösen. Magnesium reduziert die Menge an Langerhans-Zellen und deren Fähigkeit, entzündliche Immunreaktionen auszulösen, wie sie bei atopischer Dermatitis und Schuppenflechte eine Rolle spielen. Auch die übermäßige Vermehrung von Hautzellen, die bei Schuppenflechte auftritt, scheinen Magnesium-Ionen reduzieren zu können [3].
Erste große klinische Studie mit Wirkstoffkombination
In einer multizentrischen Beobachtungsstudie wurde aufbauend auf diesen Erkenntnissen ein Dermatokosmetikum untersucht, das 5 % Magnesium und 10 % Urea miteinander kombinierte [4]. Das Produkt kam bei Menschen mit Schuppenflechte, lichenifiziertem Ekzem und juckender Altershaut zum Einsatz. Bei der topischen Zubereitung handelte es sich um eine O/W-Emulsion mit hohem Lipidgehalt. Auf potenziell belastende Inhaltsstoffe wie Duft- und Farbstoffe, Parabene sowie PEG-Emulgatoren wurde bewusst verzichtet.
Insgesamt wurden 117 überwiegend weibliche Probanden vier Wochen lang in einem definierten Testareal mit der topischen Zubereitung behandelt. Das behandelte Hautareal wurde am Ende des Studienzeitraums von einem Dermatologen mit einem unbehandelten Hautareal des jeweiligen Probanden verglichen. Etwa die Hälfte der Probanden hatte unter einem lichenifiziertem Ekzem gelitten; jeweils rund ein Viertel unter Schuppenflechte und Altershaut.
Deutliche Verbesserung des Hautzustands
Bei insgesamt 98 Patienten (85,2%) hatte sich der Hautzustand am Studienende verbessert (38,3%) oder sogar deutlich verbessert (47,0%) (Abbildung 1). Eine Zwischenevaluation nach zwei Wochen zeigte, dass sich der Hautzustand nach Anwendung der Pflege sehr schnell verbesserte. Unverträglichkeiten waren dagegen selten und traten nur bei acht Patienten auf. Interessant ist auch die Selbsteinschätzung der Patienten: Etwa die Hälfte gab an, dass das Produkt „besser als bisher verwendete Produkte“ wirkte. Zu letzteren gehörten auch Medikamente wie Kortisonpräparate, die im Gegensatz zum getesteten Produkt ernsthafte Nebenwirkungen an der Haut verursachen können.
[1] N. Augustin et al. (2018). Positionspapier: Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis. J. Dtsch. Dermatol. Ges. 16, 3-35.
[2] C. M. Schempp et al. (2000). Magnesium ions inhibit the antigen presenting function of human epidermal Langerhans cells in vivo and in vitro. Involvement of ATPase, HLA-DR, B7 molecules, and cytokines. J. Invest. Dermatol. 115, 680-686.
[3] F. Levi-Schaffer et al. (1996). Inhibition of proliferation of psoriatic and healthy fibroblasts in cell culture by selected Dead-sea salts. Pharmacology 52(5), 321-328.
[4] W. G. Philipp-Dormston et al. (2023). Topisches Magnesium in der modernen Dermatologie. Kosmetische Medizin 4, 176-179.