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Sonnenschutzmittel besser richtig verwenden

Dass zu viel Sonnenlicht schädlich für die Haut ist und Sonnenschutzprodukte vor den Folgen schützen, ist inzwischen hinreichend bekannt. Dies gilt allerdings nur, wenn eine ausreichende Menge des Produkts aufgetragen wird. In der Realität wird diese allerdings von vielen Verbrauchern überschätzt und damit auch die Schutzwirkung der Produkte.
Ein Fachbeitrag von
Freie Redakteurin und Wissenschaftsautorin
Sonnenschutzmittel besser richtig verwenden

Trügerische Sicherheit – Wenn Sonnenschutzprodukte falsch angewendet werden

Zu viel Sonnenlicht ist schädlich für die Haut. Dies lässt sich auf die im Sonnenlicht enthaltene, sehr energiereiche ultraviolette (UV-)Strahlung zurückführen, die das Erbgut der Hautzellen schädigen kann. Häufen sich als Folge von vermehrter Sonneneinstrahlung Veränderungen im Erbgut an, kann eine Hautzelle entarten. Im schlimmsten Fall entsteht dann Hautkrebs. So lassen sich zwischen 63 und 90 Prozent aller Fälle von schwarzem Hautkrebs (Melanome) direkt auf den Einfluss von UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht zurückführen. Hauptsächlich verantwortlich für die Schädigung des Erbguts ist die UVB-Strahlung, die vor allem die Entartung von Oberhautzellen und damit die Entstehung von Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen fördert. Allerdings mehren sich die Hinweise, dass der Einfluss der UVA-Strahlen bisher unterschätzt wurde. Diese sind zwar weniger energiereich als UVB-Strahlen, dringen dafür aber tiefer in die Haut ein. In der Lederhaut (Dermis) beschleunigen sie vor allem die Hautalterung, doch scheinen sie auch Erbgutschäden hervorrufen zu können. Heutzutage weisen die meisten Sonnenschutzprodukte eine Breitbandwirkung auf, schützen also sowohl gegen UVA- als auch gegen UVB-Strahlung, indem sie diese entweder reflektieren oder absorbieren, so dass sie die Hautzellen nicht mehr erreicht.

 

Der Lichtschutzfaktor stimmt nur bei richtiger Anwendung

Obwohl den meisten Menschen die Bedeutung eines angemessenen Sonnenschutzes inzwischen bewusst ist, verwenden noch längst nicht alle gefährdeten Personen regelmäßig entsprechende Produkte. Hinzu kommt, dass selbst viele Menschen, die sich mit Sonnenschutzprodukten schützen, eine zu geringe Menge der Produkte auftragen, wodurch die Schutzwirkung sinkt.

Sonnenschutz richtig verwenden
Abb.: Realer Sonnenschutz durch verschiedene Produkte. Die reale Schutzwirkung hängt vor allem von der tatsächlich aufgetragenen Produktmenge ab. Letztere ist stark abhängig von der Darreichungsform der Sonnenschutzmittel.

Wie sehr theoretischer und realer Hautschutz voneinander abweichen ist im hohen Maße abhängig von der Darreichungsform der Sonnenschutzprodukte, wie kürzlich zwei brasilianische Mediziner in einer Studie zeigten. Dazu ließen sie 101 Frauen sechs verschiedene Sonnenschutzprodukte testen. Dabei beschränkten sie sich auf das Gesicht, da zwischen 5 und 10 Prozent aller Hautkrebsfälle an den Augenlidern und mit zwischen 70 und 90 Prozent der Großteil aller Basalzellkarzinome im Kopf- und Nackenbereich auftreten. Getestet wurden eine Kompaktcreme, ein Kompaktpuder, ein Mousse und eine Lotion mit jeweils einem Lichtschutzfaktor (LSF) von 30, ein Fluid mit LSF 35 und ein Stick mit LSF 46 (Abb.). Der Lichtschutzfaktor bezieht sich lediglich auf UVB-Strahlung und gibt an, um welchen Faktor das korrekt aufgetragene Sonnenschutzprodukt die Eigenschutzleistung der Haut verlängert. Vereinfacht gesagt, lässt sich also mit seiner Hilfe ermitteln, wie lange man sich in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen – allerdings nur wenn man die Eigenschutzleistung des eigenen Hauttyps berücksichtigt. Die Schutzwirkung gegen UVA-Strahlung wird mit dem UV-A-Schutzfaktor angegeben, der mindestens ein Drittel des LSF betragen sollte.

 

LSF oft niedriger als gedacht

In einer ersten Studienphase wurden die teilnehmenden Frauen zufallsgesteuert einem der sechs Sonnenschutzprodukte zugeordnet. Anschließend wurde für jede Teilnehmerin bestimmt, welche Menge des Produktes sie tatsächlich aufgetragen hatte. Dabei zeigte sich, dass von allen Sonnenschutzprodukten weniger aufgetragen wurde als die empfohlene Menge von 2 Milligramm pro Quadratzentimeter und dass dadurch wie erwartet die Schutzwirkung sank. Besonders gravierend war dies für das Kompaktpuder und die Kompaktcreme, von denen nur 0,15 bzw. 0,39 Milligramm pro Quadratzentimeter aufgetragen wurden. Offensichtlich führt die stärkere Konzentrierung des Produkts zu einer besonders starken Überschätzung der aufgetragenen Menge.
In der zweiten Studienphase wurde ermittelt, ob bei richtiger Anwendung der angegebene Schutzfaktor erreicht wird. Die deutlichste Diskrepanz gab es hier beim Kompaktpuder: statt LSF 30 wurde lediglich ein LSF 16 erzielt. Bei der von den Versuchspersonen durchschnittlich aufgetragenen Menge sank der LSF dadurch auf nur noch 2. Auch bei der Kompaktcreme wurde ein relativ geringer realer LSF von 7 erreicht. Das beste Ergebnis erzielte die Sonnenschutzlotion mit einem realen LSF von 28, der somit kaum vom angegebenen Wert von LSF 30 abwich. Ähnliche Ergebnisse lieferte die Untersuchung des UV-A-Schutzfaktors.

Die Studie zeigt erneut, wie wichtig es ist, die Verbraucher über die richtige Anwendung von Sonnenschutzprodukten zu informieren. Insbesondere scheinen dünnflüssigere Produkte wie Lotionen besser dosierbar und somit besonders empfehlenswert zu sein.


Letzte Aktualisierung: 17. Dezember 2019
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