Sonnenschutz für empfindliche Kinderhaut

Ultraviolette Strahlung aus dem Sonnenlicht ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Bis zu 50% der Lebenszeit-Dosis wird in der Kindheit aufgenommen, und bereits ein Sonnenbrand im Kindesalter verdoppelt das Risiko, im Laufe des Lebens an Hautkrebs zu erkranken.

Ein Fachbeitrag von
Freie Redakteurin und Wissenschaftsautorin
Sonnenschutz für empfindliche Kinderhaut

Zusammenfassung

Ultraviolette Strahlung aus dem Sonnenlicht ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Bis zu 50% der Lebenszeit-Dosis wird in der Kindheit aufgenommen, und bereits ein Sonnenbrand im Kindesalter verdoppelt das Risiko, im Laufe des Lebens an Hautkrebs zu erkranken. Eltern sollten deshalb für einen ausreichenden Sonnenschutz ihrer Kinder Sorge tragen.

Auf einen Blick

+ Richtig schützen

  • Mittagssonne meiden
  • Schatten aufsuchen (Säuglinge nie direktem Sonnenlicht aussetzen)
  • Schutz durch Kleidung, Sonnenhut und Sonnenbrille
  • Geeignete Sonnencreme verwenden
Sonnenschutz für empfindliche Kinderhaut

Sonnenschutz für empfindliche Kinderhaut

Von Jahr zu Jahr erkranken mehr Menschen an Hautkrebs, und schon heute zählt dieser zu den häufigsten Krebsarten bei der weißen Weltbevölkerung. Jährlich erkranken weltweit 2-3 Millionen Menschen an einem Basalzell- oder Plattenepithelkarzinom, die oft als „heller Hautkrebs“ zusammengefasst werden, um sie vom malignen Melanom, dem gefürchteten „schwarzen Hautkrebs“, abzugrenzen. Das maligne Melanom entsteht durch Entartung der pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) und neigt zur Metastasenbildung, wodurch es die am häufigsten tödlich endende Hauterkrankung darstellt. Momentan kommt es weltweit zu rund 200.000 Neuerkrankungen, davon 28.000 in Deutschland (Quelle: Robert-Koch-Institut, Hamburg). Hauptrisikofaktor für die Entstehung aller Formen von Hautkrebs ist eine Exposition der Haut mit ultravioletter Strahlung aus dem Sonnenlicht. Dabei häufen sich UV-Licht induzierte Schäden im Laufe des Lebens in den Hautzellen an. Aus diesem Grund geht es bei einem sinnvollen Sonnenschutz nicht nur darum, einen Sonnenbrand zu vermeiden, sondern darum, die aufgenommene UV-Strahlung insgesamt so niedrig wie möglich zu halten.

Vor allem Kinder sind eine wichtige Zielgruppe für effektiven Hautschutz. Einerseits haben Schätzungen ergeben, dass zwischen 25 und 50% der UV-Strahlung in der Kindheit und Jugend aufgenommen wird. Andererseits ist bei Kindern die schützende Hautbarriere noch dünner als bei Erwachsenen, und auch die hauteigenen Schutzmechanismen bilden sich erst im Verlauf der Kindheit heraus. UV-Strahlung kann deshalb leichter in tiefere Hautschichten eindringen und dort Schäden am Erbgut der Hautzellen verursachen, die schlimmstenfalls zu einer Entartung der betroffenen Zelle führen. Bereits ein einziger Sonnenbrand im Kindesalter verdoppelt das Risiko im späteren Leben an Hautkrebs zu erkranken. Eltern sollten deshalb konsequent auf den Sonnenschutz ihrer Kinder achten und selbst mit gutem Beispiel voran gehen.

Die gefährliche Seite der Sonne

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Abb. 1: Strahlungsspektrum des Sonnenlichts.

Die Sonnenstrahlung setzt sich aus Strahlung verschiedener Wellenlängen (Einheit: nm = Nanometer) zusammen, die von der Atmosphäre je nach Wellenlänge unterschiedlich stark zurückgehalten wird und deshalb in unterschiedlicher Intensität die Erde erreicht (Abb. 1). Je kleiner die Wellenlänge, desto energiereicher ist die entsprechende Strahlung, und folglich ist die UV-Strahlung mit Wellenlängen von 100-380 nm energiereicher als für das menschliche Auge sichtbares Licht (380-780 nm). Nach aufsteigendem Energiegehalt wird sie weiter in UVA- (315-380 nm), UVB- (280-315 nm) und UVC-Strahlung (100-280 nm) eingeteilt. Da die Ozonschicht der Atmosphäre undurchlässig für Strahlung mit einer Wellenlänge von unter 295 nm ist, erreicht keine UVC- und nur sehr wenig UVB-Strahlung die Erdoberfläche. Bis zu 95% der erdnahen UV-Strahlung ist somit UVA-Strahlung. Energiereiche UV-Strahlung kann das Erbgut von Hautzellen schädigen und diese dadurch in Krebszellen umwandeln. Gleichzeitig unterdrückt sie aber auch Immunabwehrreaktionen in der Haut, die für die Bekämpfung von entarteten Zellen notwendig sind. Ein natürlicher Schutz gegen UV-Strahlen ist das Hautpigment Melanin, das die Energie der Strahlung aufnimmt und in harmlose Wärme umwandelt.

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Abb. 2: Wirkung von UV-Strahlung auf die Haut.

UVA-Strahlung

UVA-Strahlung dringt tiefer in die Haut ein als UVB-Strahlung und erreicht dadurch die Lederhaut (Dermis) (Abb. 2). Durch eine Umverteilung des Hautpigments Melanin in den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) und eine zusätzliche Veränderung der Struktur des Melanins erzeugt UVA-Strahlung sehr schnell eine kurzfristige Bräune, die aber kaum Lichtschutzfunktion besitzt. Zwar ist UVA-Strahlung nur wenig an der Entstehung von Sonnenbränden beteiligt, kann aber durch die Bildung von reaktionsfreudigen freien Radikalen die Entstehung von Melanomen begünstigen. Vor allem ist sie verantwortlich für die lichtbedingte Hautalterung (Photoaging), indem sie Kollagenfasern im Bindegewebe der Lederhaut schädigt, wodurch die Spannkraft der Haut nachlässt. Auch als „Sonnenallergie“ zusammengefasste, verschiedene Formen von durch Sonnenlicht ausgelöste Hautreizungen lassen sich meist auf die UVA-Strahlung zurückführen.

UVB-Strahlung

Im Unterschied zur UVA-Strahlung erreicht UVB-Strahlung nur die Oberhaut (Epidermis). Dort löst sie die Neubildung des Pigments Melanin in den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) aus. Um drei Tage verzögert entsteht so eine langfristige Bräune, die einen natürlichen Sonnenschutzfaktor von etwa 3 verleiht. Gleichzeitig sind UVB-Strahlen verantwortlich für den Sonnenbrand, einer akuten Schädigung der Haut, die mit Rötung, Brennen, Schmerzen und in schweren Fällen mit Blasenbildung einhergeht. Auf für längere Zeit erhöhte UVB-Strahlung reagiert die Haut mit einer Verdickung der Hornschicht, die als „Lichtschwiele“ bezeichnet wird und ebenfalls Schutzwirkung hat. UVB-Strahlen besitzen die stärkste kanzerogene Wirkung für die Entstehung von Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen. Gleichzeitig benötigt der Mensch aber eine geringe Menge an UVB-Strahlung, um in der Haut das für den Kalzium- und Knochenstoffwechsel wichtige Vitamin D3 (Cholecalciferol) zu bilden.

Meiden – Kleiden – Cremen

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Mit Hut, Shirt und langer Hose weitestgehend perfekt gekleidet, jetzt noch eincremen und ab in den Schatten

Die beste Vorsorge gegen Hautkrebs bleibt, die Haut so wenig wie möglich der UV-Strahlung auszusetzen. Dazu sollten Kinder im Sommer möglichst die Zeit der intensivsten Sonnenstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr im Haus verbringen. Generell sollten schattige Bereiche aufgesucht und die Haut durch geeignete Kleidung geschützt werden. Dazu gehört auch ein Sonnenhut, der bestenfalls den Nacken bedeckt, und eine Sonnenbrille. Spezielle UV-Schutzkleidung ist vor allem im Schwimmbad oder beim Strandbesuch günstig, da sie auch im Wasser getragen werden kann und schnell trocknet. Sonnenschutzmittelt bilden dagegen erst die dritte Säule des Sonnenschutzes. Für Kinder geeignete Sonnencreme sollte vor einem breiten Strahlungsspektrum schützen, keine Duftstoffe enthalten und wenn möglich zusätzlich pflegende und feuchtigkeitsspendende Substanzen enthalten, die die Hautbarriere stärken. Wasserabweisende Produkte verzögern das Abwaschen und bieten so einen zeitlich begrenzten Schutz beim Baden oder starken Schwitzen. In unseren Breiten ist in der Regel ein Lichtschutzfaktor (LSF) von 30 ausreichend, während in sonnenintensiveren Ländern ein LSF von 50 sinnvoll ist. Da die Haut von Säuglingen noch über keinen Eigenschutz verfügt und auch möglichst wenig durch Sonnencreme belastet werden sollte, empfiehlt es sich, Säuglinge im ersten Lebensjahr überhaupt nicht dem direkten Sonnenlicht auszusetzen.

[accordion title=““ open1st=“0″ openAll=“0″ style=““][accordion_item title=“derma.plus Expertenwissen: Lichtschutzfaktor„]Der Lichtschutzfaktor (LSF) ist das weltweit wichtigste Kriterium zur Beurteilung der Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln und gibt an, wie stark das Produkt die Haut vor einem Sonnenbrand schützt. Ein hoher Lichtschutzfaktor bedeutet dabei eine hohe Schutzwirkung. Der Lichtschutzfaktor wird experimentell ermittelt und errechnet sich aus der Minimaldosis an Strahlung, die zu einer Hautrötung (Erythem) führt, bei geschützter im Vergleich zu ungeschützter Haut. Im Prinzip gibt der Wert also an, wieviel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der UV-Strahlung aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Allerdings muss man zur Berechnung die genaue Eigenschutzzeit des eigenen Hauttyps kennen, die vor allem hellhäutige Menschen oft überschätzen, und die zudem von der Intensität der herrschenden UV-Strahlung abhängt (angegeben im UV-Index). Der Lichtschutzfaktor bezieht sich definitionsgemäß nur auf den Sonnenbrand auslösenden UVB-Anteil der Strahlung. Ein gutes Sonnenschutzmittel sollte jedoch gleichzeitig einen Schutz vor UVA-Strahlung enthalten, der mindestens einem Drittel des jeweiligen Lichtschutzfaktors entspricht. Die Bezeichnung als Sonnenblocker für Produkte mit einem Lichtschutzfaktor von 50+ ist irreführend, denn auch diese Produkte verleihen nur einen 98%igen Schutz, während ein Produkt mit LSF 15 auch immerhin 94% der UV-Strahlung zurückhält.[/accordion_item][/accordion]

Eine Studie, bei der Eltern von 3129 Kindern verschiedener Kindertagesstätten in der Region Erlangen-Ansbach (Bayern) im Alter zwischen 3 und 6 Jahren über ihr Sonnenschutzverhalten im vorangegangenen Sommer befragt wurden, belegt, dass es um die Kinderhaut in Deutschland insgesamt gut gestellt ist. Die meisten Eltern halten sich an die Expertenempfehlungen und sorgen für ausreichend Sonnenschutz durch Kleidung, Sonnenhut und Sonnencreme. Allerdings zeigte sich, dass viele Eltern die UV-Strahlung im Garten oder auf dem Spielplatz tendenziell unterschätzen. Während am Strand 20% der Kinder spezielle Schutzkleidung trugen und alle 2-3 Stunden eingecremt wurden, mussten Kinder im alltäglichen Umfeld mit einer einmaligen Dosis Sonnencreme auskommen, und nur ein verschwindend kleiner Teil (2%) trug UV-Schutzkleidung. Zwar reflektieren Wasser und Sand einen Teil der UV-Strahlung, was deren Intensität steigern kann, doch grundsätzlich ist die UV-Strahlung im eigenen Garten nicht weniger gefährlich. Immerhin erreicht selbst in schattigen Bereichen noch bis zu 80% der UV-Strahlung den Boden! Dazu kommt, dass sich deutsche Kinder der Studie zufolge im Sommer einen Großteil des Tages im Freien aufhalten und wohl nicht ausreichend dazu angehalten werden, die Mittagssonne zu meiden. Die Autoren der Studie empfahlen zusätzlich, Kinder häufiger Sonnenbrillen tragen zu lassen. Insgesamt nahmen die Sonnenschutzmaßnahmen durch die Eltern mit zunehmendem Alter zwischen 3 und 6 Jahren deutlich ab. Ob dies mit einer nachlassenden elterlichen Fürsorge zusammen hängt oder eher einer stärkeren Selbstständigkeit der Kinder geschuldet ist, bleibt unklar. Die Tatsache, dass neun von zehn Fragebögen von Müttern ausgefüllt wurden, verdeutlicht deren große Bedeutung für den Sonnenschutz ihrer Kinder.

Wie Sonnencreme schützt

Vor allem bei der Wahl des richtigen Sonnenschutzmittels für ihr Kind sind viele Eltern verunsichert. Sonnencreme wird auf die Haut aufgetragen, um die negativen Auswirkungen der UV-Strahlung wie Sonnenbrand und Hautalterung zu reduzieren. Dazu kommen entweder physikalische oder chemische Filter zum Einsatz, die Strahlung im UVA- und UVB-Bereich blockieren.

Physikalische Filter in Sonnencreme

Physikalische Filter bestehen aus mineralischen Mikropartikeln, die die Strahlung reflektieren und durch die Kombination von zwei Komponenten gleichermaßen gegen UVA- und UVB-Strahlung schützen (Abb. 3a). In der Regel sind dies Zinkoxid gegen UVA- und Titandioxid gegen UVB-Strahlung. Die Mikropartikel bleiben auf der Hautoberfläche und bilde dort eine äußere Schutzschicht.
Physikalische Filter sind zwar oft hautverträglicher, doch die darin enthaltenen Mikropigmente hinterlassen auf der Haut einen weißlichen Film, den viele Eltern als störend empfinden. Als Alternative dazu wurden inzwischen Sonnenschutzpräparate auf der Basis von Nanopartikel aus Titandioxid und Zinkoxid entwickelt. Diese haben die gleiche Wirkung wie herkömmliche physikalische Filter, lassen ich aber durch die kleinere Partikelgröße besser auf der Haut verteilen und hinterlassen keinen weißen Film. Untersuchungen an Versuchspersonen haben gezeigt, dass die Nanopartikel lediglich in die Hornschicht, die oberste Schicht der Epidermis, eindringen. Diese besteht aus abgestorbenen Hornzellen, so dass von diesen Nanopartikeln keine gesundheits­schädliche Wirkung zu erwarten ist.

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Abb. 3: Wirkung von Sonnenschutzmitteln.

Chemische Filter in Sonnencreme

Chemische Filter bestehen aus verschiedenen organischen Substanzen, die einen Teil der Energie der UV-Strahlung absorbieren und den Rest als Wärme oder Licht ans Gewebe ableiten (Abb. 3b). Inzwischen gibt es auch hier Wirkstoffe, die das gesamte Spektrum der UV-Strahlung abdecken wie Tinosorb® oder Mexoryl®. Chemische Filter dringen in die oberste Hautschicht ein und bilden mit dieser zusammen einen Schutzfilm. Dies geschieht mit einer Verzögerung von etwa einer Viertelstunde, weshalb Sonnencreme mit chemischen Filtern anders als Produkte mit physikalischen Filtern keinen sofortigen Schutz verleiht und rechtzeitig aufgetragen werden sollte. Aus dem gleichen Grund lösen chemische Filter auch eher Hautreizungen und Allergien aus als physikalische Filter, die nicht in die Haut eindringen können. Auf jeden Fall sollte bei Kindern konsequent auf Substanzen verzichtet werden, bei denen Hinweise auf eine mögliche hormonelle Wirkung bestehen wie beispielsweise Octyl-Methoxycinnamat, Oxybenzon und Benzophenon.

Sonnencreme für Kinder

 Aufgrund des geringeren Risikos für Allergien und Hautreizungen wird für Kinder oft die Verwendung von mineralischen Sonnenschutzpräparaten empfohlen. Allerdings können Kinder mit sehr trockener Haut durch die Verwendung dieser stark verschließenden Präparate einen entzündlichen Ausschlag im Gesicht entwickeln. Die sogenannte Mundrose (periorale Dermatitis) entsteht, wenn die Kinder unter der stark abdeckenden Creme schwitzen und dadurch die Hautbarriere gestört wird. Bei Kindern mit trockener Haut, Neurodermitis oder einer Erkrankung, die mit äußerlichen Kortisonpräparaten behandelt wird, sind Sonnenschutzprodukte mit chemischen Filtern vorzuziehen.

Vitamin-D-Produktion unter Verwendung von Sonnencreme

Da UVB-Strahlung für die Produktion von Vitamin D3 notwendig ist, besteht bei manchen Eltern die Sorge, dass ein häufiger Gebrauch von Sonnencreme einen Vitamin-D-Mangel hervorrufen könnte. Zwar reduziert die Verwendung von Sonnencremes in der Tat die Vitamin-D-Produktion, doch konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass dies zu einem Mangel führt. Generell sollte bei Kindern auf eine ausreichende Vitamin-D-Aufnahme über die Nahrung beispielsweise durch den Verzehr von Fisch, Milch- und Getreideprodukten geachtet werden. Bei einem bestätigten Mangel kann Vitamin D3 in Tablettenform zugeführt werden.

Quellen und weiterführende Literatur


Letzte Aktualisierung: 21. Februar 2017

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