Keratoma sulcatum – Grübchen an den Fußsohlen
Keine Socken im Bett! Wie Sie sich vor einem Keratoma sulcatum schützen können
Ein Beitrag von Frau Dr. rer. nat. Larissa Tetsch
Schweißfüße in Turnschuhen – eine klassische Kombination, die unangenehmen Fußgeruch begünstigt. Die Ursache hierfür ist eine oberflächliche bakterielle Infektion der Hornhaut, bei der die Hornsubstanz zu schwefelhaltigen, übel riechenden Verbindungen abgebaut wird. Vorbeugen lässt sich relativ einfach: atmungsaktive Schuhe, tägliches Duschen und häufiger Wechsel der Socken reichen oft schon aus, ein Keratoma sulcatum zu verhindern.
Kraterartige Hautveränderungen an den Fußsohlen sind meist ein Hinweis auf ein Keratoma sulcatum (engl.: Pitted keratolysis, übersetzt etwa „Kraterartiger Abbau der Hornhaut“). Dabei handelt es sich um eine oberflächliche bakterielle Infektion, die vor allem durch verschiedene Arten des Gram-positiven Bakteriums Corynebakterium verursacht wird. Seltener können auch andere Bakterien wie Dermatophilus congolensis oder Micrococcus sedentarius die Auslöser sein. Das Keratoma sulcatum ist eine häufige Hauterkrankung, die vor allem bei Personen auftritt, die lange Zeit Turnschuhe, Stiefel oder anderes abschließendes Schuhwerk tragen. Ein weiterer Risikofaktor ist eine vermehrte Schweißbildung an der Fußsohle (Hyperhidrosis plantaris, „Schweißfüße“).
Bakterien erzeugen unangenehmen Fußgeruch
Corynebakterien gehören zur normalen Hautflora. Das Zusammenspiel von feuchten Füßen und geschlossenem Schuhwerk wie Turnschuhen bietet ihnen allerdings ein optimales Milieu, um sich übermäßig zu vermehren. Der Schweiß lässt die oberste Hautschicht aufquellen und proteolytische Enzyme, die Eiweiße abbauen und von den Bakterien nach außen abgegeben werden, bauen die in der Hornhaut enthaltene Hornsubstanz (Keratin) ab. Diesen Vorgang bezeichnet man als Keratolyse.
[accordion title=““ open1st=“0″ openAll=“0″ style=““][accordion_item title=“derma.plus Expertenwissen: Proteolytische Enzyme„]Proteolyse ist der Fachausdruck für die Spaltung von Proteinen, sprich den Eiweißabbau. Poteolytisch wirkende Enzyme sind demnach eiweißspaltende Enzyme und werden unter dem Begriff Proteasen zusammengefasst. Sie sind in der Lage die Peptidbindungen zu spalten (hydrolysieren) und damit Proteine in ihre Einzelteile (z.B. Aminosäuren oder kleinere Peptidketten) zu zerlegen. [/accordion_item][/accordion]
Beim Abbau des Keratins entstehen schwefelhaltige Verbindungen, die für den unangenehmen Geruch verantwortlich sind (Abbildung). Betroffen sind vor allem die Fußsohlen und hier insbesondere die Bereiche, auf denen der meiste Druck lastet, also die Fersen und die Fußballen. Dort entstehen kleine, kraterartige Einsenkungen, die im weiteren Verlauf zu einer größeren Läsion zusammenfließen können. Abgesehen von dem unangenehmen Geruch, der für die Patienten oft eine große Einschränkung der Lebensqualität darstellt, treten meist keine Beschwerden auf. Gelegentlich kann es jedoch auch zu Juckreiz oder einem brennenden Gefühl kommen.
Antibiotikasalben als Mittel der Wahl
Da es sich beim Keratoma sulcatum um eine bakterielle Hauterkrankung handelt, kann diese mit Antibiotika behandelt werden, die in Form einer Salbe auf die Haut aufgetragen werden. Häufig verschrieben werden die Wirkstoffe Fusidinsäure oder Mupirocin. Liegt zusätzlich eine Pilzinfektion vor, kann auch eine topische Behandlung mit dem Antimykotikum Miconazol sinnvoll sein. Eine Hyperhidrosis als Ursache der vermehrten Schweißbildung sollte immer separat behandelt werden. Um die betroffene Hornhaut abzulösen, können Salizylsäure-haltige Präparate verwendet zu werden, während Harnstoff-haltige Cremes verhindern, dass die Haut austrocknet. Grundsätzlich sollten Betroffene atmungsaktive Schuhe tragen und auch die Socken möglichst häufig wechseln. Dies ist besonders wichtig bei Menschen, die berufsbedingt lange Zeit abschließendes Schuhwerk tragen müssen wie beispielsweise Soldaten.
Querschnittsstudie mit Kadetten
Im Juni 2016 untersuchten Hautärzte 343 Kadetten der thailändischen Marine mit einem durchschnittlichen Alter von etwa 19 Jahren daraufhin, ob sie unter einem Keratoma sulcatum litten. Insgesamt war dies bei mehr als einem Drittel der Studienteilnehmer (128, 37,3%) der Fall. So gut wie alle Patienten (97%) zeigten die Hautveränderungen im Bereich der Mittelfußknochen, über die Hälfte (65%) an beiden Füßen. Ein Fünftel der Betroffenen wies gleichzeitig eine Pilzerkrankung (Tinea pedis) auf. Interessanterweise war dieser Anteil mit 39,6% aber bei Kadetten ohne Keratoma sulcatum noch höher. Zusätzlich zur dermatologischen Untersuchung ließen die Ärzte die Studienteilnehmer den Grad ihres Fußgeruchs selbst einschätzen und befragten sie hinsichtlich Risikofaktoren und daraufhin, ob der Fußgeruch einen Einfluss auf die Lebensqualität hatte.
Fußgeruch mindert die Lebensqualität
Häufigste Risikofaktoren für die Entwicklung eines Keratomas sulcatum waren laut Studie das Tragen von Socken im Bett sowie zu seltenes Duschen. In den tropischen Regionen Thailands scheint es notwendig zu sein, mindestens zweimal am Tag zu duschen, um das Risiko des Keratoma sulcatum zu reduzieren. Das Auftreten von Fußgeruch korrelierte eindeutig mit der Diagnose Keratoma sulcatum. Wie unangenehm der Fußgeruch wahrgenommen wurde, hing jedoch nicht mit der Größe des betroffenen Hautbereichs zusammen. Da die Einschränkung der Lebensqualität vor allem durch den Fußgeruch zustande kommt, sollten Ärzte dieses Symptom zukünftig stärker berücksichtigen als die Größe des betroffenen Hautareals.
Tipp: Wenn Sie unter Schweißfüßen oder stark riechenden Füßen leiden, tragen Sie am besten Socken aus natürlichen Materialien, wie z.B. Baumwolle oder Bambus. So kann nicht nur die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportiert werden, sondern Sie können die Socken auch bei 60 Grad waschen – so vermindern Sie die Bakterien- und/oder Pilzlast. Vermeiden Sie zudem Hitze- und Feuchtigkeitsstau im Schuh. Ziehen Sie so oft wie möglich Ihre Schuhe aus und tragen Zuhause offene Hausschuhe oder gehen ganz Barfuß. Achten Sie beim Schuhkauf auf atmungsaktives, wasserdichtes Schuhwerk.
- Greywal T, Cohen PR: Pitted keratolysis: a successful management with mupirocin 2% ointmment monotherapy. Dermatol Online J 2015; Aug 15; 21 (8)
- de Almeida HL Jr et al.: Pitted keratolysis. An Bras Dermatol 2016; 91:106-108
- Bunyaratavej et al., Clinical manifestations, risk factors and quality of life in patients with pitted keratolysis: a cross-sectional study in cadets. Br. J. Dermatol. 2018; doi: 10.1111/bjd.16923.