Studie – MMR-Impfstoff zur Warzenbehandlung ist erfolgreich
Erfolgreiche Behandlung von vulgären Warzen mit dem Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff
Zur Behandlung von Warzen existiert eine Vielzahl von Behandlungsmethoden, die jedoch oft nur geringe Erfolgsquoten und dafür hohe Rückfallraten aufweisen. Allerdings verschwinden viele Warzen durch die Aktivität des körpereigenen Immunsystems früher oder später von alleine. Vor diesem Hintergrund scheinen Therapien vielversprechend, die eine gegen die Warzenerreger gerichtete Immunantwort fördern. Dies kann durch die Injektion von Antigenen in die Warze geschehen. Die Verwendung eines Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffs führte im Rahmen einer Placebo-kontrollierten Untersuchung zu hohen Abheilungsquoten bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen und einer niedrigen Rückfallrate.
Warzen entstehen durch die Infektion von Hautepithelzellen mit Papillomaviren. Die Viren regen die Hautzellen zur Vermehrung an, so dass ein gutartiger Tumor entsteht. Warzen treten bei Männern und Frauen aller Altersklassen auf, und gehören zu den häufigsten Gründen einer Vorstellung beim Hautarzt. Obwohl eine Vielzahl an Behandlungsmethoden existiert, ist eine Therapie oft kaum erfolgreicher, als wenn gar nicht behandelt wird. In vielen Fällen gelingt es dem Immunsystem allerdings alleine mit der Infektion fertig zu werden. Es gibt aber auch Verläufe, bei denen die Warzen hartnäckig über Jahre bestehen bleiben. Außerdem sind Warzen sehr ansteckend und können sich sowohl auf der Haut des Patienten ausbreiten als auch auf andere Menschen übertragen werden. Kosmetisch störende Warzen wie im Gesicht und an den Händen oder schmerzhafte Warzen wie unter der Fußsohle sollten immer behandelt werden.
Künstlich ausgelöste Immunantwort bekämpft Warzen
Heutzutage werden Warzen hauptsächlich physikalisch durch Vereisen und Ausschaben oder chemisch durch verschiedene schälende Wirkstoffe wie Trichloressigsäure oder Salicylsäure behandelt. Allerdings ist die Erfolgsrate oft gering und die Rückfallrate selbst im Erfolgsfall hoch. Zudem können physikalische Verfahren Narben hinterlassen. In letzter Zeit richtet sich das Augenmerk bei der Warzentherapie deshalb verstärkt auf die Förderung der körpereigenen Immunabwehr, besonders auf spezialisierte T-Zellen und Fresszellen, die infizierte Hautzellen beseitigen können. Eine starke Immunreaktion kann beispielsweise ausgelöst werden, indem eine reizende Substanz in die Warze gespritzt wird. Eine andere Möglichkeit ist die Injektion von Impfstoffen gegen verschiedene Krankheitserreger. Besonders erfolgversprechend scheint die Anwendung des kombinierten Impfstoffes gegen Masern-, Mumps- und Rötelviren (MMR-Impfstoff). Zum einen werden die meisten Menschen schon als Kinder standardmäßig mit einem solchen Impfstoff immunisiert, so dass die Injektion der Antigene in der Warze eine starke Immunreaktion auslösen sollte. Außerdem ist der Impfstoff relativ günstig und leicht verfügbar. Da T-Zellen beweglich sind, bleibt die Immunantwort zudem nicht auf die Injektionsstelle beschränkt, sondern kann auch Warzen an entfernten Hautstellen bekämpfen.
MMR-Impfstoff zeigt gute Abheilungsquoten
Frühere Studien hatten mit Hilfe des MMR-Impfstoffs eine komplette Abheilung der Warzen in 81,4 Prozent, 75 Prozent und 46,5 Prozent erreicht. Die Erfolgsaussichten hingen dabei jeweils auch von der Art der Warze ab.
Eine neue Placebo-kontrollierte Studie untersuchte nun den Nutzen von MMR-Injektionen bei insgesamt 150 Patienten, die mindestens seit einem Monat unter mindestens einer Warze litten. Die Patienten wurden zufallsgesteuert in die Versuchs- bzw. die Kontrollgruppe eingeteilt, ohne dass ihnen die Zuordnung bekannt war. Alle zwei Wochen erhielten sie eine Injektion in die größte Warze, entweder mit dem MMR-Impfstoff oder mit einer Kochsalzlösung (Placebo). Insgesamt erhielt jeder Patient maximal fünf Injektionen. Ein Arzt, der die Zuordnung der Patienten zu den beiden Gruppen kannte, bewertete den Erfolg der Therapie bei jeder Injektion sowie einmal sechs und einmal 16 Wochen nach Abschluss der Behandlung.
Von 150 Patienten brachen 28 die Behandlung vorzeitig ab, so dass am Ende von 72 Patienten in der Versuchsgruppe und von 50 Patienten in der Kontrollgruppe verwertbare Ergebnisse vorlagen. In der Versuchsgruppe verschwanden 68 Prozent der behandelten Warzen vollständig, während dies in der Kontrollgruppe nur bei 10 Prozent der Fall war (Abb.). Die besten Abheilungschancen hatten Warzen an den Handinnenflächen und Fußsohlen.
Behandlung hat kaum Nebenwirkungen
Die häufigste Nebenwirkung der Behandlung waren Schmerzen in der Einstichstelle, die in beiden Gruppen bei rund 9 von 10 Patienten auftraten. Sechs Prozent der Patienten in der Versuchsgruppe berichteten zudem über grippeähnliche Symptome wie Schnupfen und Kopfschmerzen. Am Ende der Studie, 16 Wochen nach der letzten Injektion, waren in der Versuchsgruppe 2,7 Prozent der Warzen zurückgekehrt. Um diesen niedrigen Wert zu bestätigen, wäre allerdings ein längerer Beobachtungszeitraum sinnvoll.
Trotz dieser Einschränkung und der Tatsache, dass der behandelnde Arzt die Zuordnung der Patienten zu den beiden Gruppen kannte (einfach verblindete Studie), bestätigen die Ergebnisse das große therapeutische Potenzial der Immuntherapie mit MMR-Impfstoff bei hartnäckigen Warzen. Das Verfahren ist einfach durchzuführen, günstig und zerstört die Oberhaut nicht wie es physikalische Methoden tun. Da die Erfolgsquoten gut und die Nebenwirkungen gering sind, könnte die Immuntherapie mit MMR-Impfstoff zukünftig zur Behandlungsmethode der ersten Wahl werden.