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Wie schützt man sich am besten vor UV-Strahlung?

Kein Schutz vor UV-Strahlung ist so effektiv wie die Meidung der Sonne Die Sonne: Freund und Feind zugleich – So lautet der Titel einer Publikation im Clinical Dermatology Magazin aus dem Jahre 1998. Er beschreibt ebenso kurz wie treffend das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Sonne: Einerseits haben Sonnenstrahlen zahlreiche positive Effekte auf den menschlichen Organismus, […]
Ein Fachbeitrag von
Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie
Wie schützt man sich am besten vor UV-Strahlung?

Kein Schutz vor UV-Strahlung ist so effektiv wie die Meidung der Sonne

Die Sonne: Freund und Feind zugleich – So lautet der Titel einer Publikation im Clinical Dermatology Magazin aus dem Jahre 1998. Er beschreibt ebenso kurz wie treffend das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Sonne: Einerseits haben Sonnenstrahlen zahlreiche positive Effekte auf den menschlichen Organismus, andererseits sind sie jedoch für das Entstehen von unter Umständen gefährlichen Erkrankungen, allen voran von Hautkrebs, verantwortlich. Deshalb ist ein konsequenter Schutz vor UV-Strahlung unerlässlich.

 

Positive EffekteNegative Effekte
Förderung des WohlbefindensSonnenbrand
Steuerung des zirkadianen Rhythmus
(bspw. Melatonin-Produktion, Abbau von Bilirubin)
Sonnenallergie
Vitamin D - SyntheseHautalterung
Hautkrebs

Möchten Sie weitere Informationen zum Thema Vitamin D? Hier geht es zum Artikel.

 

Wie so häufig gilt auch hier also das alte Prinzip: Die Dosis macht das Gift. Bleibt man der Sonne aus Angst vor den potentiell schädlichen UV-Strahlen gänzlich fern, entsteht leicht ein Mangel an Vitamin-D, da dieses nur unter dem Einfluss von UVB-Strahlung in der Haut in seine aktive Form umgewandelt werden kann. In der Folge daraus kann es zu einer Schwächung der Knochen (Osteoporose), einer Begünstigung von Autoimmunerkrankungen und sogar zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Wie schädlich auf der anderen Seite ein Zuviel an Sonnenstrahlung sein kann, zeigen zahlreiche medizinische Statistiken: Gerade die Neuerkrankungen von Hautkrebs haben in letzter Zeit deutlich zugenommen. Besonders erschreckend ist in diesem Zusammenhang, dass  das Durchschnittsalter für die Entstehung von malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs) in in den letzten Jahren immer weiter gesunken ist und folglich immer mehr junge Leute an dieser besonders aggressiven und häufig tödlich verlaufenden Form des Hautkrebs erkranken. Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs sind sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen in größeren Mengen.

 

Zum Schutz vor UV Strahlung die eigene UV-Empfindlichkeit kennen

Stellt sich nun die Frage: Wie finde ich heraus, wie lange ich entspannt am Strand liegen und die positiven Effekte der Sonne nutzen kann und sollte und ab wann ein Gesundheitsrisiko besteht? Für die Abschätzung der eigenen Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung sollte man seinen Pigmentierungstyp kennen (s.u.). Dieser geht auf die 1988 veröffentlichte Einteilung des amerikanischen Dermatologen Fitzpatrick zurück. Es werden insgesamt sechs Typen unterschieden, von denen bei den Deutschen der Hauttyp III mit Abstand am häufigsten (78%) vertreten ist, gefolgt von den Typen II (12%) und IV (8%).

 

Tabelle: Die sechs Pigmentierungstypen nach Fitzpatrick und ihre UV-Empfindlichkeit

Klinische CharakteristikaReaktionen bei Sonnenexposition
TypHaareAugenHautSonnenbrandBräunungEigenschutzzeit in der Sonne (in Minuten)
Irötlich/hellblond grün/blauhell/blass/helle Sommersprossenimmer schwer ausbleibend5-10
IIhellbraun/blond grün/grau/blauhell/zahlreiche Sommersprossenhäufig schwer zart/rasch verschwindend10-15
IIIdunkelblond grau/braunhellbrauneher selten, leichtproblemlos, anhaltend20-30
IVdunkelbraun braunseltenschnell, lange anhaltend40-45
Vdunkel/schwarzdunkeldunkelbraunpraktisch nieschnell, dunkelbraun60-90
VIschwarzschwarzdunkel/schwarzniekeine weitere Steigerungpraktisch unbegrenzt

Wichtig: Die Haut von Kindern und jungen Heranwachsenden entsprich dem hochempfindlichen Pigmentierungstyp I und ist somit sehr anfällig für akute Schäden durch einen Sonnenbrand. Deshalb ist einem konsequenter Sonnenschutz während der ersten zehn Jahre bei Kindern die größte Aufmerksamkeit zu schenken.

 

uv strahlen schutz

Optimaler Schutz des Hautorgans vor UV-Strahlung

Die erste und bedeutsamste Säule im modernen Sonnenmanagement bildet das Meiden der Mittagssonne, da die UV-Intensität insbesondere in der Zeit zwischen 11 Uhr und 16 Uhr sehr hoch ist. Die zweite Säule ist der konsequente Einsatz von textilem Lichtschutz („3-H-Regel“: Hemd, Hut und Hose), inklusive einer UV-sicheren Sonnenbrille. Der Einsatz von geeigneten Sonnenschutzprodukten an ungeschützten Körperstellen (z. B. Gesicht, Ohren und Hände) rundet einen ganzheitlichen Schutz vor UV-Strahlung als dritte Säule ab.

 

Schutz vor UVA- und UVB-Strahlung wichtig

Moderne leistungsfähige Sonnenschutzmittel schützen vor der UVA- und der UVB-Strahlung, was einerseits mit dem UVA-Symbol und andererseits durch den Lichtschutzfaktor zum Ausdruck gebracht wird.

 

uvASymbol für die Kennzeichnung eines ausreichenden UVA-Schutzes im verwendeten Sonnenschutzpräparat

Der Lichtschutzfaktor bezieht sich auf den Schutz vor UVB-Strahlung, den Hauptverursacher des typischen Sonnenbrands. Er gibt an, um wieviel länger man sich nach Auftragen eines Sonnenschutzmittels der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Ein Lichtschutzfaktor von 30 bedeutet somit, dass man 30mal länger als die Typ-abhängige Eigenschutzzeit es erlaubt, in der Sonne bleiben kann, ohne dass es zu einem Sonnenbrand kommt. Daraus folgt, dass sich die sichere Zeitspanne bei einer Typ-abhängigen Eigenschutzzeit von beispielsweise 10 Minuten auf  ganze 300 Minuten verlängern würde. In Europa ist der höchste erhältliche Lichtschutzfaktor 50+, was bedeutet, dass das Sonnenschutzpräparat einen Lichtschutzfaktor von über 60 aufweist.

 

Bestimmung des Lichtschutzfaktors und hieraus resultierende Probleme im Alltag

Der Lichtschutzfaktor wird im Labor bestimmt. Das zu prüfende Produkt wird dafür mit einer Schichtdicke von 2mg/cm² Hautoberfläche aufgetragen. In der Praxis werden Sonnenschutzmittel jedoch lediglich mit einer Dicke zwischen 0,5mg-1,0mg/cm² auf die Haut aufgetragen. Dadurch sinkt der tatsächlich Lichtschutzfaktor auf 30-50% des angegebenen Wertes. Dies erklärt, warum es bei der Verwendung eines Sonnenschutzmittels mit niedrigem Lichtschutzfaktor trotzdem zu einem Sonnenbrand kommt.

 

Säuglinge und Kinder besonders vor UV-Strahlen schützen

Ein konsequenter Schutz vor UV-Strahlung im Kindesalter ist aus mehreren Gründen überaus wichtig:

  • Die übermäßige Belastung mit UV-Strahlen ist der wichtigste Umweltfaktor für alle Typen von Hautkrebs
  • Die regelmäßige Verwendung von Sonnenschutzmitteln während der Kindheit kann die Wahrscheinlichkeit von Hautkrebs bedeutend reduzieren
  • Sonnenschutzmittel sind nach der aktiven Vermeidung der UV-Strahlenbelastung und dem textilen Lichtschutz die dritte Säule eines effektiven UV-Schutzes
  • Die Kindheit ist der geeignetste Zeitraum, um sich frühzeitig an einen gesundheitsbewussten Umgang mit den Sonnenstrahlen zu gewöhnen

Besonders während des ersten Lebensjahres sollte der Schutz vor UV-Strahlen konsequent umgesetzt werden. Es wird empfohlen, während der ersten sechs Monate direkte Sonnenlichteinstrahlung strikt zu vermeiden. Die nächsten sechs Monate wird geraten, mit Hilfe von Kleidung möglichst viel Sonneneinstrahlung von der Haut abzuwenden, sich mit dem Baby nach Möglichkeit im Schatten aufzuhalten und exponierte Hautstellen mit einem wasserfesten Breitspektrumsonnenschutzmittel mit minimum LSF 30 zu schützen.

 

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Sonnenschutz für empfindliche Kinderhaut“.

 

Physikalisch oder chemischer Lichtschutzfaktor?

Die Wirkung eines Sonnenschutzpräparates kann über physikalische Filter wie Titandioxid oder Zinkoxid erfolgen oder über chemische Filter.

Schutz UV Strahlung

Chemische UV-Filter absorbieren („schlucken“) die UV-Strahlung, physikalische Filter reflektieren sie. Während die anorganischen physikalischen Filter nicht in die tieferen Hautschichten eindringen und somit ein potentielles Risiko für eine Verteilung möglicherweise giftiger Substanzen im Körper vollständig ausgeschlossen werden kann, werden circa 0,1-5% der organischen Filter über die Haut aufgenommen. Da Hinweise darauf existieren, dass bestimmte chemische UV-Filterstoffe im Körper möglicherweise hormonell wirksam werden können (eine Östrogen-ähnliche Wirkung scheint hierbei im Vordergrund zu stehen), sollte bei Kindern konsequent auf Sonnenschutzmittel verzichtet werden, die die im Verdacht stehenden Substanzen Octyl-Methoxycinnamat, Oxybenzon und Benzophenon enthalten.

 

Wichtige Fragen und Antworten im Zusammenhang mit Sonnenschutzmitteln

Was trage ich zuerst auf? Meine Pflegecreme oder das Sonnenschutzmittel?

Empfohlen wird zuerst die Pflegecreme aufzutragen und mit einem zeitlichen Abstand von 10 bis 20 Minuten das Sonnenschutzpräparat.

 

Was ist die richtige Reihenfolge bei Verwendung eines Sonnenschutzmittels und eines Insektenschutzmittels?

Um einen Wirkungsverlust des Sonnenschutzmittels durch das Insektenschutzmittel zu vermeiden, wird zuerst das Sonnenschutzpräparat und 20 Minuten später der Insektenschutz aufgetragen.

 

Kann das nicht vollständig aufgebrauchte Sonnenschutzmittel auch im nächsten Sommer noch verwendet werden?

Wenn vom Aussehen oder vom Geruch her keine Auffälligkeiten hinsichtlich eines Verderbs bestehen (z.B. ranzig oder flockig), kann das Sonnenschutzmittel ohne Wirkverlust erneut verwendet werden.

 

Ich trage ein Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von 30 auf, wie hoch ist dann mein UV-Schutz?

Da beim normalen Auftragen in der Regel eine Schichtdicke von weniger als 1mm/cm² erreicht wird, kann davon ausgegangen werden, dass der reelle Lichtschutzfaktor nur 30% bis maximal 50% der angegebenen Zahl aufweist und somit zwischen LSF10 und LSF15 liegt. Soll ein 30er Lichtschutzfaktor erreicht werden, ist es sinnvoll, sich nach 10 Minuten nochmals mit dem Lichtschutzpräparat einzucremen, um die erforderliche Schichtdicke zu erreichen. Alternativ kann es sinnvoll sein, ein Lichtschutzpräparat mit einem Lichtschutzfilter von 50 einzusetzen, bei dem schon nach einmaliger Anwendung mit einem Lichtschutzfaktor von 25 zu rechnen ist.

 

Empfehlungen zu Sonnenschutzpräparaten von Professor Dr. Dietrich Abeck

Die Anthelios-Fluid-Produkte sind meine aktuelle Empfehlung, wenn ein hoher oder sehr hoher Lichtschutzfaktor verlangt wird.

In unseren Breiten ist häufig Roche Posay Anthelios XL LSF 30 Fluid ausreichend. Und Roche Posay Anthelios XL LSF 50+ Fluid ist das optimale Empfehlungsprodukt, wenn ein sehr hoher Lichtschutz verlangt wird, z.B. bei längerer UV-Exposition während der Mittagsstunden in sonnenreichen Ländern. Das Auftragsverhalten des Präparates ist exzellent: es lässt sich sehr gut verteilen und zieht sehr gut ein, ohne die Haut abzudecken.

Für den UV-Schutz stark behaarter Hautareale, z.B. haararmer Stellen der Kopfhaut eignet sich hervorragend das Eucerin® Sun Spray Transparent LSF 50.

Da gerade in den ersten Lebensjahren ein hoher UV-Schutz sinnvoll ist, empfehle ich den Eltern für ihre Kinder auch Roche Posay Anthelios XL Fluid LSF 50+, insbesondere dann, wenn die Kinder zu einer trockenen Haut neigen oder bei ihnen ein atopisches Ekzem (Neurodermitis) besteht.

 

Buchempfehlung: Kindl G, Ruppert S.: Sonnenschutz. Govi-Verlag, Eschborn (2012)


Quellen und weiterführende Literatur
Letzte Aktualisierung: 21. September 2016
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