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Hund/Katze/Maus Teil 2: Wenn der Liebling zur Infektionsquelle wird

Teil 2: Bakterielle Zoonosen Ein Beitrag von Tierärztin Alina Küper In Teil 1 der Journalreihe „Dermatologische Zoonosen“ haben wir Ihnen die „Pseudokrätze“ vorgestellt. Diese der Krätze sehr ähnliche Hautinfektion wird durch die Übertragung von Milben von Hund, Katze, Kaninchen und Co. auf den Menschen ausgelöst. In diesem zweiten Teil haben wir für Sie zusammengefasst, welche […]
Hund/Katze/Maus Teil 2: Wenn der Liebling zur Infektionsquelle wird

Teil 2: Bakterielle Zoonosen

Ein Beitrag von Tierärztin Alina Küper

In Teil 1 der Journalreihe „Dermatologische Zoonosen“ haben wir Ihnen die „Pseudokrätze“ vorgestellt. Diese der Krätze sehr ähnliche Hautinfektion wird durch die Übertragung von Milben von Hund, Katze, Kaninchen und Co. auf den Menschen ausgelöst.

In diesem zweiten Teil haben wir für Sie zusammengefasst, welche bakteriellen Infektionen vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und dabei Hautsymptome auslösen.

 

Erysipelothrix rhusiopathiae schweinerotlauf
Schweine sind häufig Träger des Zoonoseerregers Erysipelothrix rhusiopathiae

Schweinerotlauf: Schmerzhafte Hautrötung

Ursächlich für den Schweinerotlauf ist das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae, das über kleinste Hautverletzungen in den menschlichen Organismus eintreten kann. Wie der Name vermuten lässt, wird der Erreger den direkten Kontakt zu infizierten Schweinen übertragen. Aus diesem Grund sind insbesondere Schlachter, Landwirte und Tierärzte häufig von der Erkrankung betroffen.

Innerhalb von einer Woche bilden sich um die Eintrittsstelle zunächst begrenzte, später sich ausbreitende, schmerzhafte Hautrötungen, begleitet von Fieber und Müdigkeit. In der Regel klingen die Symptome nach zwei bis drei Wochen von alleine wieder ab, sodass in vielen Fällen auf eine antibiotische Behandlung verzichtet werden kann (kühlende Umschläge können Linderung verschaffen). Da sich keine dauerhafte Immunität gegen den Erreger entwickelt, kann man mehrfach unter Schweinerotlauf leiden.

Der Schweinerotlauf, der medizinisch „Erysipeloid“ genannt wird, ist nicht zu verwechseln mit der Erkrankung des „Erysipels“ (Wundrose). Das Erysipel ähnelt dem Schweinerotlauf in seiner Erscheinung und wird ebenfalls durch Bakterien ausgelöst, allerdings sind in der Regel Streptokokken, seltener Staphylokokken hier die Ursache.

 

Tularämie: Tödliche Hasenpest

tularämie hasenpest
Wilde Hasen und Kaninchen sind Hauptüberträger der Hasenpest (Tularämie)

Größtenteils unbekannt ist die Tularämie, eine Erkrankung, die freilebende Nagetiere und Hasenartige befällt und ausgelöst wird durch das Bakterium Francisella tularensis. Dieses sehr widerstandsfähige Bakterium ist in der Lage, in gefrorenem Hasenfleisch bis zu drei Jahre, in Boden und Wasser über mehrere Wochen infektionsfähig zu bleiben. Die Ansteckung erfolgt über das Einatmen erregerhaltigen Staubes, durch infizierte blutsaugende Parasiten, den direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Tieren oder den Verzehr von infiziertem Fleisch, das nicht ausreichend erhitzt wurde. Insbesondere in der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg war die Erkrankung in Deutschland relativ häufig (100-200 Fälle pro Jahr), heute sind nur noch seltene Ausbrüche, insbesondere bei Jägern, zu verzeichnen (etwa 20 pro Jahr). Besonders relevant ist in diesem Zusammenhang die Übertragung des Erregers über Jagdhunde auf den Menschen.

Der Verlauf der Erkrankung ist bei Tieren und Menschen gleichermaßen schwer und beim Menschen in etwa einem Drittel der Fälle tödlich.

Bei der äußeren Form bilden sich um die Eintrittsstellen des Erregers Hautgeschwüre mit häufig eitrigen Entzündungen der umliegenden Lymphknoten. Gelangt der Erreger an die Bindehaut des Auges, kommt es zu schmerzhafter Konjunktivitis mit einem zentralen gelblichen Knötchen.

Die innere (invasive) Form entsteht, wenn der Erreger eingeatmet wird oder in die Blutbahn gelangt und so innere Organe erreicht. Sie geht mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeitsrate einher. Eine frühzeitige Erkennung und aggressive antibiotische Therapie ist in jedem Falle unerlässlich. Die Therapie sollte bereits prophylaktisch bei einem Verdacht auf Erregerkontakt begonnen werden.

 

Hautmilzbrand: Gefürchtetes Sporenbakterium

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Paarhufer wie z.B. Rinder sind die häufigsten Träger des Milzbranderregers

Milzbrand wird ausgelöst durch das Bakterium Bacillus anthracis („Anthrax“), das in Form von Sporen extrem lange in der

Umwelt überleben kann. Es befällt meist Paarhufer, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden. Die „Hautform des Milzbrandes“ ist dabei die harmloseste Form. Sie wird durch direkten Kontakt zu infizierten Menschen, Tieren oder Gegenständen übertragen werden. Insbesondere Fleischer und Gerber sind aufgrund des beruflichen Kontaktes mit potentiellen Infektionsträgern einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

An der Stelle der Übertragung bildet sich ein typisches bläschengesäumtes Ulcus mit einer schwarzen Gewebsnekrose (abgestorbene Zellen) im Zentrum, aus dem sich nach einiger Zeit ein eitergefülltes Bläschen entwickelt. Mit Fortschreiten der Erkrankung bilden sich neue Bläschen, die unter Umständen zusammenfließen und ein Milzbrandkarbunkel bilden. Breitet sich die Veränderung auf ein Blutgefäß aus, kann es zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen kommen. Unbehandelt enden 5-20% der Hautmilzbrandfälle tödlich. Neben dem Hautmilzbrand existieren die Formen des Lungenmilzbrandes und Darmmilzbrandes, die in über 50% der Fälle tödlich enden.

 

Bartonellose: Die Katzenkratzkrankheit

bartonellose
Katzenbisse oder -kratzer sind häufig Ausgangspunkt für Infektionen

Bartonellen (Bartonella henselae) sind Bakterien, die insbesondere bei streunenden Katzen weit verbreitet sind. Nach einem Kratzer oder Biss einer infizierten Katze können die Bakterien zu einer Wundinfektion und nachfolgend zur so genannten „Katzenkratzkrankheit“ führen. Hier entstehen etwa drei bis zehn Tage nach der Verletzung rot-braune Papeln an der gekratzten oder gebissenen Hautstelle, die nicht schmerzhaft sind und häufig fälschlich als Mückenstiche interpretiert werden. Ungefähr nach 14 Tagen kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung des zugehörigen Lymphknotens, meist gemeinsam mit Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und/oder Erbrechen. Die Symptome klingen in der Regel ohne antibiotische Behandlung ab. Ist der betroffene Patient stark immungeschwächt, kann es zur Ausprägung der „bazillären Angiomatose“ kommen. Diese äußert sich durch einzelne oder zahlreich auftretende, tumorartige Hautknötchen am ganzen Körper. Diese sind kirschrot bis purpurfarben gefärbt und können ab einer gewissen Größe ulzerieren („ein Geschwür bilden“). Zusätzlich zur Haut können auch Leber, Milz, Lymphknoten, Nervenzellen, Augen und die Knochen betroffen sein. Mit Hilfe einer antibiotischen Therapie kann eine bazilläre Angiomatose in der Regel geheilt werden.

Es wird vermutet, das Bartonella henselae auch über Katzenflöhe auf den Menschen übertragen werden kann. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, betroffene Katzen zu entflohen.

 

Wie kann ich einer Übertragung der Bakterien vorbeugen?

Generell gibt es einige Verhaltensregeln, die einer Infektion mit durch Tiere übertragene Bakterien vorbeugen helfen. Neben den oben genannten Beispielen sind insbesondere Infektionen mit Salmonella, Campylobacter und Listeria monocytogenes in Deutschland relevante Zoonosen (die allerdings keine Hautsymptome hervorrufen). Um den Erregern keine Chance zu geben, sollten grundsätzlich alle gefährdeten Lebensmittel (insbesondere Schweine- und Geflügelfleisch sowie Rohmilchprodukte) mindestens zehn Minuten bei 70°C (Temperatur im Inneren des Fleisches!) durchgegart werden. Der Kontakt von rohem Fleisch zu Lebensmitteln, die nicht durchgegart werden (z.B. Salat) muss konsequent vermieden werden. Nach der Zubereitung des Fleisches ist also das das Reinigen der Arbeitsfläche, intensives Händewaschen und ein Wechsel der Küchengeräte Pflicht.

Insbesondere schwangere Frauen sollten sich mit der risikofreien Zubereitung von Lebensmitteln auseinandersetzen!

Leichte Verletzungen durch Tiere (Kratzer, Bisse) oder beim Zubereiten roher tierischer Lebensmittel (Schnitte in der Hand) sollten intensiv gereinigt und mit einem geeigneten Desinfektionsmittel behandelt werden. Bei größeren/tieferen Verletzungen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Im Übrigen sollte der Kontakt zu Tieren, die potentiell Erregerträger sein können (Schweine, tote Tiere, wilde Katzen, wilde Kaninchen/Hasen), nach Möglichkeit vermieden werden. Nach dem Tierkontakt ist das gründliche Händewaschen (mindestens 30 Sekunden mit Seife und warmem Wasser, idealerweise anschließend Verwendung eines Hautdesinfektionsmittels) angeraten.

 

Letzte Aktualisierung: 14. Dezember 2016

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