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Hund/Katze/Maus Teil 3: Wenn der Liebling zur Infektionsquelle wird

Teil 3: Parasitäre Zoonosen Ein Beitrag von Tierärztin Alina Küper In Teil 1 und Teil 2 dieser Journal-Reihe haben wir Ihnen bereits bakterielle Zoonosen und die „Pseudokrätze“ vorgestellt. Ebenfalls von Tieren übertragen werden können unterschiedliche Parasiten. Welche das sind lesen Sie im folgenden Beitrag. Parasiten sind Lebewesen, die für ihr Wachstum oder ihre Vermehrung auf […]
Hund/Katze/Maus Teil 3: Wenn der Liebling zur Infektionsquelle wird

Teil 3: Parasitäre Zoonosen

Ein Beitrag von Tierärztin Alina Küper

In Teil 1 und Teil 2 dieser Journal-Reihe haben wir Ihnen bereits bakterielle Zoonosen und die „Pseudokrätze“ vorgestellt. Ebenfalls von Tieren übertragen werden können unterschiedliche Parasiten. Welche das sind lesen Sie im folgenden Beitrag.

Parasiten sind Lebewesen, die für ihr Wachstum oder ihre Vermehrung auf einen so genannten „Wirt“ angewiesen sind. In der Regel sind Parasiten in der Auswahl ihrer Wirte relativ beschränkt und befallen häufig nur eine Wirtart. Entsprechend sind Parasiten, die beispielsweise nur Hunde oder Katzen befallen, für den Menschen ungefährlich. Es gibt jedoch auch einige Ausnahmen von wenig „wirtsspezifischen“ Parasiten, die vom Haus- oder Nutztier auf den Menschen übertragen werden können. Bei den meisten handelt es sich um Parasiten, die vorwiegend den Magen-Darm-Trakt befallen (z.B. unterschiedliche Band- oder Fadenwürmer). Einige rufen jedoch auch Erkrankungen der Muskulatur oder des zentralen Nervensystems hervor und können mitunter schwerwiegende Folgen haben. Ein Beispiel ist hierfür die Infektion mit dem Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis. Die aufgenommenen Larven bilden in unterschiedlichen Organen metastasenähnliche Zysten und führen so unbehandelt in der Regel schleichend innerhalb von einigen Jahren zum Tod.

Hautsymptome sind unter den Parasiten vergleichsweise selten. Neben dem allseits bekannten Floh sind lediglich Leishmanien und die Larva migrans cutanea für Hautveränderungen verantwortlich.

 

Floh: Kleiner Bewohner mit großem Reizpotential

Besitzer von Freigänger-Katzen oder Hunden mit viel Sozialkontakt zu Artgenossen kennen den kleinen Übeltäter: Der Floh. 2-3 mm groß und rötlich braun gefärbt ist der Floh mit beeindruckender Sprungkraft ausgestattet. Wäre er ein Mensch, könnte der Floh 90m weit und 50m hoch springen – und wird auf der Sprungkraft-Rekord-Liste damit nur von der Wiesenschaumzikade übertroffen. Landet er nach seinem Sprung statt auf dem Vierbeiner auf der menschlichen Begleitung, löst der Biss des Flohs kleine rote Punkte auf der Haut und unter umständen mehrere Wochen andauernden Juckreiz aus. Bei empfindlichen Menschen können Flohbisse Ausgangspunkt einer allergischen Reaktion sein.

 

Leishmaniose:

Die Leishmaniose handelt ist eine Infektionskrankheit, die ausgelöst wird durch den einzelligen Parasiten Leishmania. Leishmanien finden sich bevorzugt in tropischen Gebieten und dem Mittelmeerraum, jedoch werden immer häufiger auch Fälle in Deutschland (beispielsweise gehäuft im Berliner Umland, dem Rheingebiet und im westlichen Baden-Württemberg) beobachtet. Eine Übertragung des Erregers erfolgt durch den Stich der Sandmücke (Phlebotomus) und kann von Mensch zu Mensch, aber auch von Tier zu Mensch übertragen werden. Besonderer Risikofaktor sind Tiere, die aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland einreisen. Aus diesem Grunde sollten Tiere wie Menschen bei Urlauben in diesen gefährdeten Gebieten konsequent mit Insektenabwehrpräparaten geschützt werden. Je nach Leishmanien-Art sind besonders innere Organe (viscerale Leishmaniose), die Haut (kutane Leishmaniose) oder die Schleimhäute (mukokutane Leishmaniose) betroffen.

Bei der kutanen Leishmaniose kommt es nach dem Stich durch die Sandmücke zunächst zu einer Rötung der Haut, die sich zunächst zu juckenden Knötchen und im weiteren Verlauf zu einem nicht-schmerzhaften Geschwür („Orientbeule“) entwickelt.

Bei der mukokutanen Leishmaniose sind zusätzlich zur Haut auch die Schleimhäute betroffen. Es bilden sich schwere Hautläsionen, die aggressiv das umliegende Gewebe zerstören und nicht spontan abheilen.

 

hautkrankheit larva migrans
Typische Spur einer Larva migrans am Fuß

Larva migrans cutanea: Der Hautmaulwurf

Zu einer Infektion mit dem „Hautmaulswurf“ kommt durch den Hautkontakt mit dem Kot infizierter Hunde oder Katzen. Dies passiert klassischerweise beim Barfußlaufen am Strand. Die Larven unterschiedlicher Hakenwurmarten dringen durch die Haut ein und hinterlassen bei ihrer Wanderung juckende, rote serpentinenartige Rötungen.

(Mehr zum Thema „Gesundheitsrisiken im Urlaub“ finden Sie hier)

 

Weitere parasitäre Zoonosen:

Neben den oben genannten Erregern kann eine Reihe weiterer Parasiten vom Tier auf den Menschen übertragen werden, jedoch beschränken sich die Symptome in diesen Fällen auf andere Organsysteme und äußern sich nicht auf der Haut.

Zu diesen Parasitosen gehören Infektionen mit Kryptosporidien, Giardien, Faden- und Bandwürmern, Leberegeln, Trichinellen und die so genannte Zysticerkose. Überträger können hier Pferde, Rinder, Hunde, Katzen und Vögel sein

Größere Bekanntheit hat die Infektion mit dem einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii erlangt: Die Infektion wird in erster Linie über infizierte Katzen übertragen und verläuft bei gesunden Menschen meist ohne merkliche Symptome. Problematisch wird die Infektion jedoch dann, wenn Frauen sich in ersten oder zweiten Drittel der Schwangerschaft zum ersten Mal mit Toxoplasma infizieren: Bei einer Erstinfektion im ersten Drittel der Schwangerschaft kommt es häufig zu einer Fehlgeburt. Infektionen während des zweiten Schwangerschaftdrittels führen zu Schädigungen des Ungeborenen , beispielsweise Schäden an Leber, Lunge, Gehirn, Augen, Herzmuskel, Hirnhaut, Epilepsie oder geistigen Einschränkungen. Aus diesem Grunde wird insbesondere bei Frauen mit Kontakt zu Katzen zu Beginn der Schwangerschaft empfohlen mit Hilfe einer Blutuntersuchung abzuklären, ob bereits eine Toxoplasmose-Infektion stattgefunden hat. Ihr/e Gynäkologe/in wird Sie dahingehend ausführlich beraten.

 

Was tun gegen Parasiten?

In der Regel kann man sich gegen die meisten parasitären Zoonosen durch die Beachtung klarer Hygienevorschriften schützen.

Im Falle des Flohs können gerade bei Tieren, die viel Kontakt zu Artgenossen genießen, Flohabwehrpräparate (z.B. Halsbänder) sinnvoll sein. Dies gilt insbesondere, wenn der Tierhalter zu allergischen Überempfindlichkeitsreaktionen neigt. Ist ein Flohbefall festgestellt worden, sollten Sie ihr Tier einem Tierarzt vorstellen und ein entsprechendes Antiparasitikum anwenden. Hierfür stehen mittlerweile gute Mittel zur Verfügung, die die Entwicklung der Floheier zum aktiven Floh verhindern. Da der Entwicklungszyklus des Flohs bis zu 18 Wochen betragen kann ist es wichtig, die Behandlung über mindestens diesen Zeitraum durchzuführen und die Umgebung konsequent sauber zu halten. Bitte entsorgen Sie den verwendeten Staubsaugerbeutel luftdicht verpackt, da die Flöhe sonst wieder herausklettern. Textilien, die mit dem Tier in Kontakt gekommen sind, sollten bei mindestens 60°C gewaschen oder 10 Tage in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden. Bei starkem Befall empfiehlt sich die Anwendung von entsprechenden Entwesungssprays für die Umgebung.

Im Falle der Leishmaniose ist eine effektive Insektenabwehr für Mensch und Tier der beste Weg, eine Infektion zu vermeiden. Möglich ist auch eine Schutzimpfung des Hundes. Diese verringert das Risiko einer Infektion, schützt aber das Tier nicht zu hundert Prozent, sodass auch hier auf eine Mückenabwehr nicht verzichtet werden sollte.

Gegen die Infektion mit dem Hautmaulwurf hilft das Vermeiden von Barfußlaufen an gefährdeten Stränden.

Sollten Sie bei sich den Verdacht auf eine Hautparasitose feststellen, sollten Sie einen Dermatologen aufsuchen und ihn auf mögliche Zusammenhänge mit einem Tierkontakt aufmerksam machen.

 

Letzte Aktualisierung am 12.01.2017

Letzte Aktualisierung: 4. März 2021

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