Milchschorf (Crusta lactea)

Der Milchschorf gilt als Manifestation des atopischen Ekzems im Bereich der Kopfhaut. Der Milchschorf äußert sich durch eine gelblich-bräunliche Kruste auf der Kopfhaut und im Scheitelbereich, welche starken Juckreiz verursachen kann.

Ein Fachbeitrag von
Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie
Milchschorf (Crusta lactea)

Zusammenfassung

Der Milchschorf gilt als Manifestation des atopischen Ekzems im Bereich der Kopfhaut. Der Milchschorf äußert sich durch eine gelblich-bräunliche Kruste auf der Kopfhaut und im Scheitelbereich, welche starken Juckreiz verursachen kann. Crusta lactea tritt typischerweise 10 bis 12 Wochen nach der Geburt auf. Die Milchschorf-Kruste lässt sich mit Hilfe einer mehrmals täglich aufgetragenen Basispflege, wie beispielsweise mit Hilfe eines Oleogels, therapieren. In seltenen Fällen bedarf es zusätzlich einer antientzündlichen Therapie.

Auf einen Blick

+ Auftreten bei Säuglingen in der 10. bis 12. Lebenswoche

+ Symptome mit gelblich-bräunlichen Krusten belegte Erytheme an Kopfhaut und im Scheitelbereich, Hautveränderungen im Gesicht (vor allem Wangen), starker Juckreiz

+ Ansteckungsgefahr keine

Typische Hautveränderungen bei Milchschorf. Am Hinterkopf finden sich gelbliche Schuppenkrusten auf einer flächigen Rötung.

Einführung

Der Milchschorf (Crusta lactea) ist eine Manifestationsform des atopisches Ekzems im Bereich der Kopfhaut. Er kann isoliert auftreten oder auch mit anderen Neurodermitis bedingten Hautveränderungen einhergehen. Der Name Milchschorf weist nicht auf eine Milcheiweißallergie hin, sondern rührt von der Ähnlichkeit zu eingetrockneter Milch her. Die Behandlung entspricht der der Neurodermitis und beinhaltet eine Basistherapie und eventuell eine unterstützende antientzündliche Therapie. Das Auftreten von Milchschorf besitzt keine prognostische Bedeutung für den Verlauf der Neurodermitis.

Symptome und Krankheitsverlauf

Klinisch zeigen sich Erytheme (Rötung) im Bereich der Kopfhaut (v.a. im Scheitelbereich), die mit unterschiedlich stark ausgeprägten gelblich-bräunlichen Krusten belegt sind. Korrelierend mit dem Juckreiz zeigen sich auch häufiger Kratzexkoriationen. Milchschorf kann isoliert oder an verschiedenen Körperstellen auftreten. Neben Kopfhaut, Haaransatz und Windelregion kann auch das Gesicht betroffen sein. Besonders an den Augenbrauen des Babys als auch an Stirn und Wangen. Um den Juckreiz an diesen empfindlichen Hautpartien zu mildern, bietet es sich im ersten Schritt an die betroffenen Stellen für kurze Zeit vorsichtig zu kühlen. Es muss jedoch darauf geachtet werden, das Kissen nie direkt auf die bloße Haut zu legen. Die richtige Temperierung kann durch die Verwendung eines sauberen Baumwolltuchs erreicht werden. Zusätzlich sollten Sie die Fingernägel des Babys kurz schneiden und ihm vor allem in der Nacht dünne Handschuhe anziehen, um dem Abkratzen des Schorfes vorzubeugen.

Milchschorf gelbliche Kruste kopfgneis
Typische Hautveränderungen bei Milchschorf. Am Hinterkopf finden sich gelbliche Schuppenkrusten auf einer flächigen Rötung.

Nässen und Jucken

Das Ekzem manifestiert sich als Erythem auf der Kopfhaut unter den schuppigen Platten. Anders als beim Kopfgneis verursachen die harten gelblich-bräunlichen Krusten starken Juckreiz. Durch das Kratzen kommt es zu weiteren Verletzungen der bereits geschädigten Hautbarriere. Mikroorganismen, insbesondere der grampositive Erreger Staphylococcus aureus, und Fremdmaterial (z.B. Schmutz) können eindringen und führen zu Entzündungen. Die Rötung und der Juckreiz verschlimmern sich und die empfindliche Kopfhaut beginnt zu nässen.
Das bei weitem unangenehmste Symptom, der Juckreiz, verschlimmert nicht nur den Milchschorf, sondern beeinträchtigt auch den Allgemeinzustand des Säuglings. Babys mit Milchschorf sind oft müde und unruhig, da sie durch den vermehrten Juckreiz nur sehr schlecht schlafen können.

Eigenartiger Geruch bei Milchschorf

Unter den Krusten finden sich günstige Lebensbedingungen für Mikroorganismen. Die feuchte warme Haut unter den Schuppen sorgt dafür, dass sich diese dort besonders gerne ansiedeln. Sobald die Krusten entfernt oder im ungünstigsten Fall durch das Baby selbst abgekratzt wurden, wird der durch die Mikroorganismen hervorgerufene Geruch wahrnehmbar. Er resultiert aus den Abbau von abgestorbenen Hautschuppen, Talg und der Entzündungsreaktion. Nach einigen Kopfwäschen und Abklingen der Symptome verschwindet er jedoch erfahrungsgemäß.

Haarausfall durch Milchschorf?

Haarausfall bei Babys wird ursächlich nicht durch Milchschorf verursacht. Stattdessen handelt es sich meist um die sogenannten „Liegeglatze“. Diese entsteht, wenn der Säugling viel auf der gleichen Stelle liegt. Die Haare wachsen normal nach, sobald das Baby vermehrt sitzen kann. Beim Entfernen der Schuppen kann es zwar zu Haarverlust kommen, jedoch verursachen die Hautveränderungen an sich keinen Haarausfall. Haarausfall ist also kein Symptom, sondern viel mehr eine Folge der Schuppenablösung.

Diagnose und Differentialdiagnose

Wichtigste Differentialdiagnose ist der Kopfgneis, die Manifestation des seborrhoischen Säuglingsekzems an der Kopfhaut (Tabelle 1). Während der Gneis sich bereits häufig in den ersten zwei bis vier Lebenswochen manifestiert, tritt der Milchschorf in der Regel deutlich später um die 8. bis 12. Lebenswoche auf. Im Gegensatz zum Milchschorf jucken die Hautveränderungen beim Gneis nicht.

KopfgneisMilchschorf
Beginnetwa 1 Woche nach Geburtin der Regel 8-12 Wochen nach Geburt
Schuppenfettigtrocken, hart
Juckreizmittel, durchschnittlichstark
VerlaufSpontanabheilungnicht vorhersagbar

Tabelle 1: Abgrenzungsmöglichkeiten zwischen Gneis und Milchschorf.

 

Therapie und Behandlung

Die Behandlung von Milchschorf beim Baby entspricht dem Vorgehen bei Neurodermitis. Nach vorsichtiger Entfernung der Krusten wird die entzündete Kopfhaut mit einer Basispflege 2- bis 3-mal täglich behandelt. Kommt es nicht zur Abheilung des Ekzems, muss durch den behandelnden Arzt eine zusätzliche antientzündliche Therapie verordnet werden.

Tipps zur Entfernung von Milchschorf

 

 

Prävention und Vorbeugung

Die Empfehlungen zur Verhinderung einer Neurodermitis-Manifestation gelten auch für den Milchschorf:

– Vermeidung aktiven und passiven Nikotinkonsums in der Schwangerschaft und Stillzeit

– ausschließliches Stillen in den ersten 4 Lebensmonaten

– tägliches Eincremen von Kopf bis Fuß mit einer wirkstofffreien Basispflege

Therapieempfehlungen der derma.plus Experten

Zur Krustenablösung eignet sich hervorragend das milde Oleogel Babybene Gel,
das für etwa 20 Minuten aufgetragen wird (Abb. 2 und 3).
Für die Basispflege im Kopfbereich ist die Cicalfate Creme, die mit den Inhaltsstoffen Zink und Kupfer antibakteriell wirksam ist, sehr gut geeignet.

Quellen und weiterführende Literatur


Letzte Aktualisierung: 3. Juli 2018

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