Hyperhidrose – Was hilft bei übermäßigem Schwitzen im Achselbereich?
Ein Vergleich zwischen Injektionen mit Botulinumtoxin und einer operativen Entfernung der Schweißdrüsen
Ein Beitrag von Frau Dr. rer. nat. Larissa Tetsch
Übermäßiges Schwitzen, vor allem an Händen, Füßen und Achseln, ist für die Patienten psychisch belastend und oft sozial stigmatisierend. Zudem kann das ständig feuchte Hautmilieu Infektionen begünstigen. In schweren Fällen von Achselschwitzen lässt sich die Aktivierung der Schweißdrüsen durch die Injektion von Botulinumtoxin unterdrücken. Alternativ können die Schweißdrüsen durch subkutane Kürettage entfernt werden. Ein Vergleich zeigt, dass beide Methoden sicher sind und den Schweißfluss gleichermaßen effektiv vermindern.
Vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose) lässt sich in den meisten Fällen auf eine verstärkte Aktivierung der Schweißdrüsen durch den Sympathikusnerv zurückführen. Man spricht dabei von einer primären Hyperhidrose, während bei einer sekundären Hyperhidrose eine Erkrankung eines anderen Organsystems wie etwa der Schilddrüse die Ursache des Schwitzens ist. Der Sympathikusnerv ist ein Teil des vegetativen Nervensystems und wirkt über die Ausschüttung von Acetylcholin. Damit erhöht er die Leistungsbereitschaft des Körpers in Stresssituationen, aktiviert aber gleichzeitig die Schweißdrüsen. Aus diesem Grund wird das Schwitzen – vor allem an Händen, Füßen und Achseln – häufig durch emotionale Reize wie Anspannung, Schmerz, Angst und Befangenheit ausgelöst oder verstärkt. Von Hyperhidrose betroffene Patienten leiden in der Regel unter großem emotionalem und psychischem Stress sowie unter sozialer Ausgrenzung. Außerdem begünstigt die ständige Durchfeuchtung der Haut das Wachstum von Bakterien und Pilzen, deren Aktivität unangenehme Gerüche erzeugen und im schlimmsten Fall Hautinfektionen verursachen kann.
Systemtherapie oder Operation?
Für die Behandlung der Hyperhidrose stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Während in leichten Fällen oft eine äußerliche Behandlung mit schweißhemmenden Wirkstoffen wie Aluminiumchlorid ausreichend ist, wird bei schweren Formen meist eine systemische Therapie bevorzugt. Eingesetzt werden anticholinerge Wirkstoffe, die die Freisetzung von Acetylcholin verhindern. Dazu gehört Botulinumtoxin, ein Neurotoxin des Bakteriums Clostridium botulinum, das das vegetative Nervensystem und damit die Aktivierung der Schweißdrüsen durch den Sympathikusnerv hemmt. Botulinumtoxin wird vor allem bei vermehrtem Achselschwitzen (axilläre Hyperhidrose) eingesetzt, da sich Injektionen des Toxins in die Achselhöhle unkompliziert durchführen lassen. Die Präparate werden in die Lederhaut (Dermis) gespritzt, in der die Schweißdrüsen sitzen. Injektionen mit Botulinumtoxin sind jedoch teuer und müssen, da der Effekt auf die Schweißdrüsen zeitlich begrenzt ist, etwa alle 6 Monate wiederholt werden.
Eine Alternative ist deshalb die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Dies kann entweder durch das Herausschneiden des betroffenen Hautareals oder durch eine subkutane Kürettage erfolgen. Bei der Kürettage wird ähnlich wie bei der Liposuktion (umgangssprachlich Fettabsaugen) das Unterhautfettgewebe, in dem die Schweißdrüsen sitzen, minimal-invasiv entfernt. Dadurch bleibt die Haut erhalten, so dass das Risiko von Komplikationen vergleichsweise gering ist.
Direkter Vergleich an einem Patienten
In einer Studie wurde nun die Wirksamkeit von Botulinumtoxin-Injektionen und subkutaner Kürettage zur Behandlung von axillärer Hyperhidrose verglichen. Dazu wurden indische Patienten zwischen 18 und 75 Jahren mit lang bestehender, beidseitiger primären Hyperhidrose der Achselhöhlen ausgewählt, die im Ruhezustand und bei Raumtemperatur in einer Minute mehr als 50 Milligramm Achselschweiß produzierten. Bestimmt wurde die Schweißmenge durch einminütiges Auflegen eines Filterpapiers, das anschließend gewogen wurde. Zusätzlich wurde vor dem Eingriff der subjektive Schweregrad der Erkrankung auf der Hyperhidrose Disease Severity Scale (HDSS) bestimmt.
Anschließend wurde bei 20 Studienteilnehmern, darunter 17 Männer und 3 Frauen, jeweils die rechte Achsel mit Toxininjektionen und die linke mit subkutaner Kürettage behandelt. Beide Eingriffe wurden unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Drei Monate nach dem Eingriff wurden erneut die produzierte Schweißmenge und der subjektive Schweregrad der Erkrankung bestimmt. Weitere drei Monate später wurde ein letztes Mal der subjektive Schweregrad der Hyperhidrose ermittelt.
Beide Eingriffe reduzieren die Schweißmenge
Vor dem Eingriff lag die Schweißproduktion bei den Patienten im Ruhezustand im Schnitt bei 81 Milligramm pro Minute (mg/min) in der rechten Achsel und bei 79 mg/min in der linken Achsel (Abb. 1). Nach leichter körperlicher Betätigung erhöhte sich die Schweißproduktion auf 161 mg/min (rechts) bzw. 158 mg/min (links). Durch die Behandlung reduzierte sich die Schweißproduktion deutlich: Drei Monate nach dem Eingriff produzierten die Patienten durchschnittlich nur noch rund 10 mg/min im Ruhezustand und 19 mg/min nach körperlicher Betätigung. Dies galt für beide Achseln, also unabhängig davon, welche Behandlungsmethode zum Einsatz gekommen war. Umgerechnet entspricht dies einer Reduktion der Schweißproduktion im Ruhezustand von rund 80% sowie von 89% nach körperlicher Betätigung durch beide Behandlungsmethoden. Beide Behandlungen reduzierten folglich die Schweißproduktion in gleichem Maße und das sehr effektiv.
Beide Eingriffe steigern die Zufriedenheit der Patienten
Auch der subjektive Schweregrad der Krankheit, gemessen anhand des HDSS, sank durch die Behandlung: von einem Wert von 2,95 vor der Toxininjektion auf 1,2 drei Monate nach dem Eingriff und von 2,85 auf 1,15 drei Monate nach der Kürettage (Abb. 2). Diese Werte zeigen, dass die Patienten mit dem Erfolg der Behandlung zufrieden waren, und zwar bei beiden Methoden gleichermaßen. Auch sechs Monate nach dem Eingriff lag der HDSS-Wert mit 1,6 bzw. 1,65 noch immer deutlich unter den Anfangswerten. Lediglich bei einem Patient kam es zu keiner Verbesserung durch die beiden Behandlungsmethoden.
Bei der Injektion von Botulinumtoxin traten in keinem der Fälle Nebenwirkungen auf. Zwei Patienten zeigten nach der Kürettage Blutergüsse und ein Patient entwickelte eine Kontaktallergie gegen das Pflaster, mit dem die Operationswunde abgedeckt worden war. Bei einem Patienten kam es als Folge der Operation zu einer Vermehrung des Bindegewebes (Fibrose), die jedoch erfolgreich behandelt werden konnte. Insgesamt lässt sich daraus schließen, dass beide Methoden sicher angewendet werden können, und dass die subkutane Kürettage eine sinnvolle Alternative zu teuren Injektionen mit Botulinumtoxin darstellt, die den Vorteil besitzt in vielen Fällen über einige Jahre das übermäßige Schwitzen zu verhindern.
Für mehr Informationen lesen Sie jetzt unsere Artikel „Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrosis)“ von Prof. Abeck, „Mikrowellentherapie gegen Achselschweiß“ und „Mikrowellentherapie zur Behandlung der Bromhidrose“ von Frau Dr. Tetsch.