Zusammenfassung
Ein Furunkel ist eine schmerzhafte Entzündung des Haarfollikels (oder auch Haarbalg genannt). Ein Furunkel ist eine Form Abszess und wird meist durch das Bakterium Staphylococcus aureus hervorgerufen. Treten mehrere Furunkel parallel auf, können diese verschmelzen und ein sogenanntes Karbunkel bilden.
Auf einen Blick
+ Auftreten gehäuft bei pubertierenden und jungen Männern
+ Symptome gelb-bräunliche, schmerzhafte Haarbalgentzündung mit umgebender Rötung
+ Einflussfaktoren Hygiene, Adipositas, Beanspruchung der Haut, Abwehrschwäche
+ Ansteckungsgefahr gering
+ TherapieempfehlungZugsalbe effect 50%
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Einführung
Ein Furunkel ist eine tiefe bakterielle Entzündung des Haarbalgs (Follikulitis). Diese Entzündung gehört zum Komplex der follikulär gebundenen Pyodermien. Wenn ein Furunkel entsteht, bildet sich um die in tieferen Hautschichten liegende Haarwurzel eine einschmelzende, eitrige Entzündung, die sich auf der Haut nach außen als gelblicher Pfropf mit Eiter darstellt. Ein eigenständiges Ausdrücken des Abszesses sollte vermieden werden, damit keine Bakterien und Pilze ins Blut gelangen und so schwerwiegende Infektionen bis hin zur Blutvergiftung auslösen können. Bei einer Perifollikulitis breitet sich die Entzündung auf das umliegende Gewebe um den Haarbalg aus. Treten mehrere Furunkel an der gleichen Lokalisation auf, können diese verschmelzen und ein sogenanntes Karbunkel bilden.
Ursachen und Auslöser
Die weitaus häufigste Ursache eines Furunkels ist eine Infektion des Haarfollikels durch das Bakterium Staphylococcus aureus; jedoch können auch eine Vielzahl anderer Bakterien sowie Pilze, die häufig in der natürlichen Hautflora vorkommen, bei einer in die Tiefe gehenden Infektion solche Entzündungen hervorrufen. Im Verlauf wandern die Keime entlang des geschädigten Follikels in die tiefen Hautschichten (Korium, Subkutis) und bewirken eine Ausbreitung der Entzündung, die sich auf das umgebende Gewebe erstreckt. Um die Haarwurzel herum entsteht ein Entzündungsherd mit Gewebseinschmelzung unter Bildung von Eiter (Abszess).
Die Entstehung von Furunkeln wird begünstigt durch schlechte hygienische Verhältnisse, heiß-feuchtes Klima und Verbände zur feuchten Wundbehandlung (Okklusionsverbände). Des Weiteren können bestimmte Grunderkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Eisenmangel und Atopie (Allergien) die Abszess Bildung begünstigen. Eine mechanische Beanspruchung der Haut, etwa durch enge und reibende Kleidung, kann das Eintreten der Bakterien oder Pilze und somit das Entstehen einer Entzündung um den Haarbalg erleichtern. Treten diese gehäuft auf, kann das Immunsystem geschwächt sein. Hier kann eine weitere Abklärung nach Krankheiten, die ein geschwächtes Immunsystem zur Folge haben, sinnvoll sein.
Symptome und Krankheitsverlauf
Besonders häufig treten Furunkel im Gesicht auf. Weitere Prädilektionsstellen (bevorzugt betroffene Stelle) für Furunkel sind neben dem Gesicht auch Nacken Achselhöhlen, Gesäß und Oberschenkelstreckseite (Abb.1), jedoch können Furunkel prinzipiell an jeder Stelle der behaarten Haut auftreten. Charakteristisch ist die Pfropfbildung entlang des Haarfollikels, die als Pustel oder Knötchen mit Eiter imponiert. Des Weiteren ist in direkter Umgebung der Furunkel auf der Haut eine deutliche Rötung und Schwellung sichtbar, die ihrerseits auf die umgebende Gewebsentzündung zurückzuführen ist. Furunkel sind im Sinne der Entzündungsreaktion häufig (druck-)schmerzhaft und überwärmt.
Im Krankheitsverlauf kann sich der Eiter spontanen entleeren, wodurch die Symptome häufig nachlassen. Abgeklungene Furunkel heilen unter Narbenbildung ab. Verschmelzen mehrere Furunkel zu einem größeren eitrigen Entzündungsgeschehen, wie es insbesondere im Nacken vorkommen kann, spricht man von einem Karbunkel; hier besteht akuter klinischer Handlungsbedarf. Bricht die lokale Entzündung in die Umgebung ein, kann eine systemische Reaktion mit Fieber und Lymphknotenschwellungen auftreten. Furunkel im Geschichtsbereich bieten Anlass zur besonderen Vorsicht; insbesondere oberhalb der Nasen-Oberlippen-Linie. Bei Kontakt des Furunkelinhalts mit dem venösen Blutsystem kann im schlimmsten Fall eine Thrombosierung des Sinus cavernosus mit begleitender thrombophlebitischer Sepsis bzw. Blutvergiftung auftreten.
Diagnose und Differentialdiagnose
Häufig kann die Diagnose Furunkel anhand des charakteristischen Erscheinungsbildes der Hautveränderung gestellt werden. Optional kann ein Furunkel geöffnet werden und der Inhalt zum mikrobiologischen Erregernachweis genutzt werden.
Therapie und Behandlung
Erste Maßnahme bei Furunkeln ist das Ruhigstellen der betroffenen Körperpartie. Kommt ein Furunkel im Gesicht vor (Abb. 2), ist im Sinne einer mechanischen Entlastung auf weiche Kost zu achten. Aufgrund der Gefahr einer Infektionsausbreitung ist vom eigenständigen Entleeren des Furunkels durch Druck abzuraten. Sollten Bakterien in die Haut eindringen und in den Blutkreislauf gelangen, besteht die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis).
Für ein Furunkel oder ein Abszess ohne erkennbare Öffnung steht die Anwendung einer schwarzen Zugsalbe (z.B. Zugsalbe effect) als initiale Behandlungsoption zur Verfügung. Der natürliche Wirkstoff der Salbe Ammoniumbituminosulfonat wird aus Schieferöl gewonnen und hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften.
Des Weiteren ist bei einem Abszess das Anlegen feuchter, antimikrobieller Umschläge mit Polihexanid (Serasept, Prontoderm), verdünnter Kaliumpermanganat-Lösung, Octenidin-haltigen Waschlösungen, Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000) oder Polyvidon-Jod- Lösung (z.B. Betaisodona Lösung) ratsam. Eine chirurgische Eröffnung (Inzision) des Abszesses mit Hilfe eines Skalpells oder einer Kanüle verbessert die Symptomatik in der Regel rasch. Insbesondere bei komplizierten Verläufen sollte eine systemische antibiotische Therapie mit einem penicillinasefestem Antibiotikum (z.B. Flucloxacillin) für mindestens eine Woche durchgeführt werden.
Prävention und Vorbeugung
Da vor allem Bakterien für die Entstehung von Furunkeln verantwortlich sind, kann insbesondere durch gute hygienische Verhältnisse Furunkeln vorgebeugt werden. Bei gehäuft auftretenden Furunkeln (Furunkulose) steht die Suche nach einer begünstigenden Grunderkrankung (s.o.) sowie einem möglichen Infektionsreservoir (z.B. Besiedlung des Nasen-Rachen-Raumes mit Staphylococcus aureus) im Fokus der Prävention.
Therapieempfehlungen der derma.plus Experten
Wenn die Furunkel Behandlung mit einer Zugsalbe (z.B. Zugsalbe effect) und antimikrobiellen Umschlägen auf der Haut keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht hat, kann als nächster Schritt der Therapie ein gut abgrenzbarer Abszess mit einer großlumigen Kanüle oder mit einer Skalpellspitze inzidiert werden. Entgegen der Annahme, dass im entzündeten Gewebe eine Lokalanästhesie nicht wirkt, lohnt es sich doch häufig, die Inzisionsstelle zu betäuben, um die Schmerzen zur minimieren. Die Spülung der Abszess Höhle ist häufig nur bei einem sehr großen Abszess sinnvoll. Das Einlegen eines Gazestreifens in den eröffneten Abszess erleichtert die Drainage. Bei einem Karbunkel oder Zeichen der Infektionsausdehnung ist die systemische Antibiose sinnvoll. Bei wiederkehrenden Furunkeln bzw. Abszessen muss der Keim per Isolatabstrich identifiziert werden, um chronische MRSA-Träger zu erkennen. Bei einem Furunkel oder auch Abszess verhindern unterstützende Waschungen mit einem Antiseptikum (z.B. Octenisan) die Keimverbreitung von Bakterien und Pilzen.
Quellen und weiterführende Literatur
- Habif TM. Bacterial infections. In: Habif TP, ed. Clinical Dermatology. 5th ed. Philadelphia, PA: Elsevier Mosby; 2009:chap 9.
- Millett CR, Halpern AV, Reboli AC, et al. Bacterial diseases. In: Bolognia JL, Jorizzo JL, Schaffer JV, et al, eds. Dermatology. 3rd ed. Philadelphia, PA: Elsevier Mosby; 2012:chap 74.
- Moll, Ingrid; Jung, Ernst G.; Augustin, Matthias; et al.: Dermatologie. Thieme, 2010