Eine Studie zum Krebsrisiko bei Psoriasis-Patienten
Erhöhtes Krebsrisiko bei Schuppenflechtenpatienten
Typisch für die Schuppenflechte ist eine chronische Entzündungsreaktion. Hierdurch können Zellen geschädigt werden und im Verlauf auch entarten. Patienten, die an einer Psoriasis erkrankt sind, haben deshalb ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Die Wahl der Behandlungsmethode hat dagegen wohl nur einen geringen Einfluss auf das Krebsrisiko. Dabei scheinen die noch neuen Biologika ebenso sicher zu sein wie herkömmliche Therapieansätze.
Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Sie gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen sich ein fehlgeleitetes Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet. Zur Behandlung kommen hauptsächlich phototherapeutische Verfahren wie die PUVA-Therapie oder die 311-nm Therapie und Medikamente zum Einsatz, die Immunreaktionen unterdrücken oder modulieren. Bei den Medikamenten unterscheidet man zwischen nicht biologischen Wirkstoffen wie Methotrexat und Ciclosporin und sogenannten Biologika. Biologika wirken über Antikörper, die bestimmte Komponenten des Immunsystems erkennen und blockieren. Für die Therapie der Schuppenflechte werden vor allem Antikörper verwendet, die sich gegen den zellulären Botenstoff Tumornekrosefaktor richten. Dieser wird von verschiedenen Immunzellen als Signal erkannt und führt in erhöhter Konzentration zu den typischen Symptomen einer Entzündung.
Verschiedene Studien, darunter die Auswertung von Patientendaten der kommerziellen Forschungsdatenbank MarketScan® über einen Zeitraum von drei Jahren, haben einen Zusammenhang zwischen einer Schuppenflechtenerkrankung und einem erhöhten Krebsrisiko aufgezeigt. Einerseits kann die chronische Entzündung Zellen schädigen und dadurch zu deren Entartung führen (Abbildung). Andererseits begünstigen aber möglicherweise auch manche Therapiemethoden die Krebsentstehung. So erfolgt beispielsweise die Phototherapie mit Hilfe von ultravioletter Strahlung, die das Erbgut von Hautzellen verändern und dadurch Hautkrebs auslösen kann. Die immununterdrückenden Wirkstoffe Methotrexat und Ciclosporin verhindern die Aktivierung und Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen, den Lymphozyten, die eine wichtige Rolle bei der Vernichtung von entarteten Zellen spielen. Weiterhin kann die Unterdrückung des Immunsystems durch systemische (innerlich angewendete) Medikamente das Risiko für Infektionskrankheiten erhöhen. Vor allem die noch relativ neuen Biologika, die den Tumornekrosefaktor ausschalten, stehen hier im Fokus. Da es sich bei der Schuppenflechte um eine chronische Krankheit handelt, müssen die Patienten meist lebenslang Medikamente einnehmen und haben deshalb oft Angst vor langfristigen Nebenwirkungen.
Follow-up-Studie unter Einbezug der Biologika
Um belastbare Daten zu erhalten, wurde die oben genannte Dreijahresstudie um fünf weitere Jahre verlängert und darin auch die neuen Behandlungsmöglichkeiten durch Biologika aufgenommen. Dabei wurde eine Normalbevölkerung von 18 Millionen Menschen mit rund 41.000 Patienten verglichen, die an Schuppenflechte litten, unabhängig davon, welche Therapie sie erhielten. Aufgenommen wurden sowohl Patienten, die zum Studienstart bereits eine Diagnose hatten, als auch solche, die die Diagnose erst im Studienzeitraum erhielten. Die Teilnehmer mussten älter als 18 Jahre sein und hatten ein Durchschnittsalter von zwischen 46-53 Jahren. Um den Einfluss der einzelnen Therapien zu untersuchten, wurden die Patienten zusätzlich in die Untergruppen „Phototherapie“, „nicht-biologische, systemische Therapien“ (Methotrexat, Ciclosporin) und „Biologika“ (Etanercept, Adalimumab und Infliximab) eingeteilt. Die Patienten konnten dabei zu mehreren Behandlungsgruppen gehören und erhielten im Studienzeitraum in der Regel mehrere Therapien, wie für die Behandlung der Schuppenflechte typisch. Erfasst wurde das Neuauftreten von Krebserkrankungen und stationär behandelten Infektionskrankheiten im Studienzeitraum, die sogenannte Inzidenz.
Kaum Einfluss der Therapie
Patienten mit Schuppenflechte erkrankten im Studienzeitraum häufiger an Krebs als die Normalbevölkerung. Die Inzidenzrate war dabei um zwischen 10% für solide Tumore und 24% für „hellen“ Hautkrebs (Plattenepithel- und Basalzellkarzinome) erhöht. Die verschiedenen Behandlungsmethoden unterschieden sich dagegen in den Inzidenzraten sowohl für Krebs als auch für Infektionskrankheiten kaum. Letztere wurden nur bei Patienten erfasst, die gegen Schuppenflechte behandelt wurden, so dass keine Informationen darüber vorliegen, ob Infektionskrankheiten wie angenommen generell bei Schuppenflechtenpatienten häufiger auftraten. Im Rahmen der Studie war vor allem das Biologikum Infliximab mit einer hohen Inzidenzrate für Krebs und Infektionen assoziiert. Allerdings erhielten nur wenige Patienten diesen Wirkstoff und dazu meist in Kombination mit anderen Therapien, so dass diese Ergebnisse schwer zu interpretieren sind.
Insgesamt bestätigte sich, dass Patienten mit Schuppenflechte zwar ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken, dass dies aber wahrscheinlich hauptsächlich auf die Krankheit selbst zurückzuführen ist und weniger von der Behandlungsmethode abhängt. Auch scheinen Biologika in dieser Hinsicht nicht gefährlicher zu sein als die schon länger eingesetzten Therapien. Zudem stieg innerhalb der fünf Studienjahre die Neuerkrankungsrate für Krebs nicht an, d.h. das Risiko scheint langfristig nicht zuzunehmen.