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Ernährungsumstellung hilft bei Rosazea

Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die zu den häufigsten Dermatosen in Deutschland zählt. Dabei verursacht eine Weitung kleiner Blutgefäße im Gesicht die typische Hautrötung. Wahrscheinlich entsteht die Rosazea aufgrund einer angeborenen Störung des Immunsystems. Scharfe und heiße Speisen und Getränke können die Symptome verstärken. Dagegen scheint ein gesundes Darmmikrobiom den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Vielen […]
Ernährungsumstellung hilft bei Rosazea

Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die zu den häufigsten Dermatosen in Deutschland zählt. Dabei verursacht eine Weitung kleiner Blutgefäße im Gesicht die typische Hautrötung. Wahrscheinlich entsteht die Rosazea aufgrund einer angeborenen Störung des Immunsystems. Scharfe und heiße Speisen und Getränke können die Symptome verstärken. Dagegen scheint ein gesundes Darmmikrobiom den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Vielen Patienten hilft deshalb die Umstellung ihrer Ernährung.

 

Bei der Rosazea (Kupferrose) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hauter­krankung, bei der sich die feinen Äderchen unter der Gesichtshaut weiten, so dass es zu einer unnatürlichen Hautrötung kommt. Bei schwerem Krankheitsverlauf kommen Knötchen und Pusteln an den betroffenen Hautstellen hinzu. Mit einer Prävalenz von 2-5 Prozent in der erwachsenen Bevölkerung gehört die Rosazea zu den häufigsten Hautkrankheiten in Deutschland. Die Behandlung erfolgt hauptsächlich mit Hilfe von äußerlich angewendeten, gefäßverengenden und entzündungs­hemmenden Wirkstoffen. Patienten, die auf topische Therapeutika nicht ansprechen, profitieren manchmal von der Gabe systemischer Antibiotika wie Tetrazyklin.

 

Eine Störung des angeborenen Immunsystems löst Entzündungen aus

Als Ursache für die Rosazea wird in erster Linie eine genetische Veranlagung vermutet. Eine Störung des angeborenen Immunsystems sorgt für die Überproduktion von sogenannten antimikrobiellen Peptiden, die der Abwehr infektiöser Erreger dienen. Eines dieser anti­mikrobiellen Peptide ist Cathelicidin, das nach seiner Produktion durch die Protease Kallikrein 5 aktiviert wird und daraufhin vermutlich eine Entzündungskaskade auslöst. Dazu gehört ein Anlocken von Immunzellen, eine Gefäßerweiterung und das vermehrte Wachstum von Blutgefäßen. Zudem scheinen Rosazea-Patienten eine veränderte Zusammen­setzung ihrer Hautmikroben aufzuweisen. So sind bei vielen Patienten vermehrt saprophytische Milben der Art Demodex folliculorum nachzuweisen. Über eine Aktivierung bestimmter Rezeptoren des angeborenen Immunsystems lösen die Milben möglicherweise die Aktivierung von Cathelicidin durch Kallikrein 5 aus. Da manche Patienten von einer Behandlung mit Antibiotika profitieren, wird auch eine Beteiligung von Bakterien wie Bacilllus oleronius und Staphylococcus epidermidis an der Krankheitsentstehung diskutiert.

 

Äußere und innere Faktoren können die Symptome verstärken

Verschiedene innere und äußere Faktoren können eine Verstärkung der Krankheits­symptome hervorrufen. So begünstigt Sonnenstrahlung Entzündungen des Gewebes und damit eine Erweiterung der kleinen Blutgefäße der Gesichtshaut. Zum einen regt UV-Strahlung die Bildung von Vitamin D an, welches wiederum eine Überproduktion von Cathelicidin hervorruft. Zum anderen können im Gewebe vermehrt gebildete reaktive Sauerstoff­verbindungen die Entzündungskaskade anwerfen. Die Anwendung bestimmter Kosmetik­artikel und starke Temperaturwechsel, beispielsweise bei niedrigen Innen- und hohen Außentemperaturen, können die Symptome ebenfalls verschlimmern. Innere Faktoren, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen, sind hauptsächlich der Konsum bestimmter Nahrungsmittel, aber auch emotionaler Stress.

 

Bestimmte Nahrungsmittel sind schädlich für Rosazea-Patienten

Grafik Rosazea- Essen
Rosazea auslösende Nahrungsmittel. Rosazea-Patienten, die von einer Ernährungsumstellung profitiert haben, wurden befragt, welche Nahrungsmittel bei ihnen zuvor die Krankheitssymptome verstärkt hatten. Die Auslöser ließen sich in vier Gruppen einteilen: heiße Getränke, Alkohol, Schärfe durch den Paprikainhaltsstoff Capsaicin und Zimtaldehyd-haltige Nahrungsmittel.

 

 

Viele Patienten berichten, dass sich der Genuss von scharfen Speisen und heißen Getränke  sowie der Konsum von Alkohol ungünstig auf die Krankheitsentstehung auswirken (Abbildung). Durch eine Ernährungsumstellung lassen sich viele dieser Auslöser vermeiden. Von 400 Patienten, die an einer Umfrage der US-amerikanischen Nationalen Rosazea Gesellschaft teilgenommen haben, hatten 78 Prozent ihre Ernährung umgestellt, und 95 Prozent dieser Patienten gaben an, dass sich infolge der Umstellung die Krankheitssymptome verbessert hatten. Die ernährungsrelevanten Auslöser ließen sich in die vier Gruppen Hitze, Alkohol, Capsaicin und Zimtaldehyd einteilen. Capsaicin ist ein Alkaloid aus Paprikaarten und findet sich auch in vielen Gewürzen wie Cayennepfeffer. Zimtaldehyd ist ein Inhaltsstoff von Zimt, kommt aber auch in Tomaten, Schokolade und Zitrusfrüchten vor. Diese Auslöser aktivieren verschiedene Signalkas­kaden, die am Ende zu einer Erweiterung der Gefäße und Entzündungsreaktionen führen können.

 

Ein gesundes Darmmikrobiom hilft, die Symptome zu mildern

Verschiedene Studien legen eine Verbindung von Rosazea mit Darmerkrankungen und einer Besiedlung des Magens mit Helicobacter pylori nahe. Da bekannt ist, dass das Darm­mikrobiom einen regulatorischen Einfluss auf das Immunsystem hat und eine Verschiebung in seiner Zusammensetzung Entzündungen hervorrufen kann, scheint ein Einfluss des Darm­mikro­bioms auf die entzündliche Rosazea plausibel. Darmbakterien lassen sich unter anderem durch die Gabe von Prä- und Probiotika beeinflussen. Deren Gabe hatte in kontrollierten, klinischen Studien beispielsweise einen positiven Effekt auf die Symptome der atopischen Dermatitis, die ebenfalls zu den chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten zählt. Präbiotika sind ballaststoffreiche Nahrungsmittel, die das Wachstum von nützlichen Darmbakterien stimulieren. Im Gegensatz dazu enthalten Probiotika lebende Mikroorganismen, die sich im Darm vermehren und dort einer­seits die Ansiedlung pathogener Bakterien verhindern sollen und andererseits entzünd­ungs­hemmend wirken und sogar die Hautbarriere verbessern können. Möglicherweise helfen auch Omega-3-Fettsäuren, und Zink in der Ernährung. Erstere sind Substrate für die entzündungs­hemmenden Prostaglandine (Gewebshormone) und Zink hat antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Rosazea-Patienten sollten folglich konsequent auf Speisen aus den genannten Auslösergruppen verzichten und außerdem durch eine ballaststoffreiche Ernährung die Entwicklung eines gesunden Darmmikrobioms fördern.


Quellen und weiterführende Literatur

Weiss E, Katta R, Diet and rosacea: the role of dietary change in the management of rosacea. Dermatol Pract Concept 2017; 7:8.

Letzte Aktualisierung: 12. März 2021
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