Atopischer Winterfuß (Dermatitis plantaris sicca)

Der atopische Winterfuß stellt eine Ausprägung der Neurodermitis dar, die ausschließlich oder zusätzlich auftreten kann. Ursächlich sind innere und äußere Faktoren, wobei als ein wichtiger sogenannter Triggerfaktor ein Luftabschluss der Füße im Winter durch warmes Schuhwerk und Socken gesehen wird.

Ein Fachbeitrag von
Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie
Atopischer Winterfuß (Dermatitis plantaris sicca)

Zusammenfassung

Der atopische Winterfuß stellt eine Ausprägung der Neurodermitis dar, die ausschließlich oder zusätzlich auftreten kann. Ursächlich sind innere und äußere Faktoren, wobei als ein wichtiger sogenannter Triggerfaktor ein Luftabschluss der Füße im Winter durch warmes Schuhwerk und Socken gesehen wird. Die Füße werden trocken und rissig. Die dabei enstehenden tiefen Hauteinrisse können sehr schmerzhaft sein. Der Therapie mit entzündungshemmenden Wirkstoffen sollte eine weitere Pflege und Prävention angeschlossen werden.

Auf einen Blick

+ Auftreten Junge Menschen – vom Kindesalter bis zur Pubertät – sind am häufigsten betroffen, aber auch Neurodermitiker und Allergiker

+ Symptome Trockene und gerötete Zehenspitzen, Juckreiz, Schuppung, später Risse in der Haut, bei schweren Fällen eine Ausbreitung auf den Zwischenzehenbereich sowie die Fußsohlen

+ Einflussfaktoren Neurodermitis, bestehende Allergien bzw. Unverträglichkeiten, Hitzestau durch geschlossenes Schuhwerk, Schweißfüße durch Socken aus Kunstfasern

+ Ansteckungsgefahr keine

Atopischer Winterfuß (Dermatitis plantaris sicca)

Einführung

Bei dem atopischen Winterfuß handelt es sich um ein trockenes Fußekzem, das auch als Minimalmanifestationsform der Neurodermitis gilt. Synonyme für diese Krankheit, die das Erscheinungsbild beschreiben, sind Dermatitis plantaris sicca, Dermatitis palmoplantaris sicca (bei zusätzlichem Befall der Hände), Dermatosis palmoplantaris juvenilis (bei zusätzlichem Befall der Hände), Pulpitis sicca und Dermatitis hiemalis.
Betroffen sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche bis zur Pubertät. Aber auch Erwachsene mit Neurodermitis und Allergiker können eine solche Symptomatik entwickeln.

Ursachen und Auslöser

Wie der Name „atopischer Winterfuß“ schon sagt, kommt dieses Krankheitsbild gehäuft in der kalten Jahreszeit vor. Jedoch auch in klimatisch warmen Monaten kann die Erkrankung auftreten. Wie auch bei der Neurodermtis sind die eigentlichen Ursachen nicht endgültig geklärt. Es wird eine Mischung aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen angenommen (multifaktoriell). Ein wichter Auslöser (Triggerfaktor) des atopischen Winterfußes ist geschlossenes, luftundurchlässiges Schuhwerk, das für einen Hitzestau und ungenügende Luftzirkulation sorgt. Die Füße können nicht atmen, mit der Folge, dass sie zu schwitzen beginnen. Durch dicke Socken oder Strümpfe aus Kunstfasern (z.B. Nylon) kann zusätzlich der Schweiß nicht richtig abtransportiert werden und sammelt sich auf der Haut. Das wiederum führt dazu, dass die obere Hautschicht aufweicht und die natürliche Barrierefunktion der Haut gestört wird. Insbesondere bei Menschen mit Neurodermitis, bei denen aufgrund der gestörten Fähigkeit Wasser und Fette in der Haut zu halten eine bereits gestörte Hautbarrierefunktion besteht, wird diese weiter verstärkt.
Aber auch Bestandteile der Strümpfe (z.B. Tierhaare) oder die Inhaltsstoffe des Schuhmaterials können weitere Triggerfaktoren sein. Insbesondere dann, wenn die Haut bereits gereizt ist.

Symptome und Krankheitsverlauf

Bei dem atopischen Winterfuß handelt es sich um eine entzündliche Hautveränderung, die sich zuerst an den Zehenspitzen bemerkbar macht (sog. akral lokalisiert). Bei schweren Fällen kann sich diese aber auch auf den Zwischenzehenbereich und die ganze Fußsohle ausbreiten.

Atopischer Winterfuß dermatitis plantaris sicca

Zu Beginn ist die Haut extrem trocken, schuppt und ist gerötet (sog. Erythem). Juckreiz kann vorhanden sein, wird aber mehrheitlich als leicht angegeben. Im weiteren Verlauf kann die Haut schmerzhaft einreißen (sog. Rhagadenbildung). Sind Nagelfalz und Nagel mitbeteiligt, kann es auch entzündungsbedingt zu Nagelwachstumsstörungen kommen.

Diagnose und Differentialdiagnose

Die Diagnosestellung erfolgt anhand des typischen klinischen Bildes. In Zweifelsfällen kann eine Pilzerkrankung durch eine entsprechende mikrobiologische Untersuchung, ein Kontaktekzem durch eine allergologische Untersuchung mittels einer Epikutantestung ausgeschlossen werden.
Um diese und andere Erkrankungen auszuschließen, wird zuerst ein ausführliches Anamnesegespräch stattfinden. Hierbei wird nicht nur nach Ihrer eigenen Krankheitsgeschichte gefragt, sondern auch nach der Ihrer Familie (um erbliche Prädispositionen erkennen zu können), nach Ihrer Ernährung und Ihren „Fußgewohnheiten“. Anschließend wir das betroffene Gebiet eingehend dermatologisch untersucht.

Aufgrund der ähnlichen Symptomatik besteht Verwechslungsgefahr mit Fußpilz (z.B. Tinea pedis). Dies kann Ihr Hautarzt aber mikroskopisch und mittels einer Kultur zeitnah ausschließen.

Besteht eine Kontaktallergie gegen Bestandteile der Strümpfe oder die Inhaltsstoffe des Schuhmaterials, kann dies mit Hilfe einer allergologischen Untersuchung abgeklärt werden.

Therapie und Behandlung

In den meisten Fällen reicht eine rückfettende Pflegezubereitung, die zu Beginn mehrmals täglich aufgetragen wird (ca. 5x/Tag) und dann in Abhängigkeit vom klinischen Befund langsam reduziert wird. Bei ausgeprägter Symptomatik kann die Zubereitung über die Nacht dick auftragen werden, wobei Baumwollsocken darüber getragen werden. Dies unterstützt die Barriereregeneratrion.

Bei stark entzündlichen Hautveränderungen können initial zusätzlich rezeptpflichtige glukokortikoidhaltige (z.B. Momethasonfuroat (Monovo© Creme)) oder kortisonfreie Zubereitungen (Tacrolimus (Protopic© Salbe)) zum Einsatz kommen, die vom Hautarzt verschrieben werden.

Mikrobielle oder allergische Ursachen müssen entsprechend behandelt bzw. gemieden werden.

Prävention und Vorbeugung

Vermeiden Sie Hitze- und Feuchtigkeitsstau im Schuh. Ziehen Sie so oft wie möglich Ihre Schuhe aus und tragen Zuhause offene Hausschuhe oder gehen ganz Barfuß. Achten Sie beim Schuhkauf auf atmungsaktives, wasserdichtes Schuhwerk. Tragen Sie weiche Socken aus Naturfasern, z.B. Baumwoll- oder Bambussocken, so kann die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportiert werden.

Pflegen Sie Ihre Füße so wie auch Ihre Hände – schließlich tragen sie Sie durch Ihr ganzes Leben. Dafür können Sie von Zeit zu Zeit lauwarme Fußbäder mit rückfettenden Badezusätzen machen. Pflegende Fußcremes/-schäume mit Urea, Nachtkerzenöl oder Aloe Vera gibt es in der Drogerie oder Apotheke, z.B. von Allpresan, Fußwohl und anderen Herstellern. Spezielle Produkte sind ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, PEG-Emulgatoren, Silikonöle und Paraffine – so wird empfindliche Haut nicht noch weiter irritiert.

Quellen und weiterführende Literatur

Zuletzt Aktualisiert: 20.03.2017


Letzte Aktualisierung: 13. April 2021

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