Dellwarzen (Molluscum contagiosum)

Dellwarzen sind vor allem bei Kindern auftretende, knötchenartige Hauterscheinungen, die durch das Molluscum-contagiosum-Virus verursacht werden und sehr ansteckend sind. An sich sind Dellwarzen harmlos und bilden sich häufig ohne Behandlung zurück.

Ein Fachbeitrag von
Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie
Dellwarzen (Molluscum contagiosum)

Zusammenfassung

Dellwarzen sind vor allem bei Kindern auftretende, knötchenartige Hauterscheinungen, die durch das Molluscum-contagiosum-Virus verursacht werden und sehr ansteckend sind. An sich sind Dellwarzen harmlos und bilden sich häufig ohne Behandlung zurück. Für eine frühzeitige Behandlung sprechen jedoch die hohe Ansteckungsgefahr, das Risiko für Sekundär­infektionen sowie der Leidensdruck der Patienten durch soziale Stigmatisierung. Von den verschiedenen zur Verfügung stehenden, therapeutische Methoden wird vor allem die Kürettage unter örtlicher Betäubung häufig angewandt.

Auf einen Blick

+ Auftreten meist Kinder unter 4 Jahren, bei über 15-Jährigen und im Erwachsenenalter selten

+ Symptome einzeln stehende, glänzende, weiß-rötliche Knötchen mit zentraler Delle und teigigem Inhalt, vor allem am Oberkörper und im Genitalbereich

+ Einflussfaktoren Infektion mit dem Molluscum-contagiosum-Virus, begünstigt durch trockene, entzündete oder beanspruchte Haut, Besuch öffentlicher Bäder, Geschlechtsverkehr

+ Ansteckungsgefahr hoch

Dellwarzen (Molluscum contagiosum)

Einführung

Dellwarzen, in der medizinischen Fachsprache Molluscum contagiosum, sind eine Virusinfektion, die durch das Molluscum-contagiosum-Virus aus der Familie der Pockenviren verursacht wird. Der populäre Name der Krankheit leitet sich von der meist vorhandenen Delle in der Mitte der Warzenoberfläche ab, die teilweise schon mit dem bloßen Auge zu sehen ist. Die am häufigsten betroffene Altersgruppe umfasst das Alter von 0 bis 15 Jahre und hier insbesondere Kleinkinder im Alter von 1 bis 4 Jahre. Die Übertragung des Virus erfolgt dabei durch direkten Hautkontakt etwa beim Spielen oder bei Erwachsenen auch über Geschlechtsverkehr und gemeinsam benutzte Objekte, insbesondere Textilien wie Handtücher.

Bei Erwachsenen ist die Krankheit eher selten und betrifft dann meistens Patienten mit trockener Haut (z.B. bei Atopischer Dermatitis) oder Patienten mit einer Immunschwäche (z.B. nach Kortisontherapie, AIDS-Patienten) oder „sexuell Umtriebige“. In den letzten Jahren werden Dellwarzen häufiger im Genitalbereich gesehen. Neben der Möglichkeit der Ansteckung über Geschlechtsverkehr ist hierfür häufig ein Besuch öffentlicher Schwimmbäder die Ursache, insbesondere bei sich genital rasierenden Personen, bei denen die Infektions­ausbreitung durch die mechanische Verletzung gefördert wird. Dellwarzen können speziell bei trockener Haut auch von einem starken Juckreiz begleitet werden.

Dellwarzen sind an sich harmlos und verschwinden in der Regel innerhalb von einigen Wochen wieder, ohne dass eine Behandlung stattgefunden hat. Aus diesem Grund behandeln viele Ärzte sie überhaupt nicht, sondern empfehlen abzuwarten, bis die Infektion von alleine ausheilt. Allerdings können sich Dellwarzen aufgrund ihrer ansteckenden Natur auf dem Körper des Patienten ausbreiten. Insbesondere bei Personen mit trockener Haut oder bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können die Warzen monatelag, in Einzelfällen auch jahrelang bestehen bleiben. Die Betroffenen leiden häufig unter einer sozialen Stigmatisierung durch die Warzen, die bei Mitmenschen Ekel und Angst vor Ansteckung auslösen können. Außerdem besteht die Gefahr von bakteriellen Zweitinfektionen, weshalb eine Entfernung der Dellwarzen sinnvoll ist. Diese erfolgt durch den Hautarzt oder den Betroffenen im Rahmen einer Selbstbehandlung.

Ursachen und Auslöser

Dellwarzen werden durch das Molluscum contagiosum-Virus verursacht, das zu den Pockenviren gehört, als ungefährlich gilt, aber hoch ansteckend ist. Dabei ist das Virus deutlich spezialisierter als etwa die Humanen Papillom-Viren (HPV), die für vulgäre Warzen verantwortlich sind. Neben dem Menschen wurden Dellwarzen bislang nur noch bei anderen Primaten, dem Känguruh und dem Esel nachgewiesen. Das Virus dringt in die oberste Hautschicht (Epidermis) ein und beginnt sich in den dortigen Zellen zu reproduzieren. Durch diesen Wachstumsprozess kommt es im Verlauf zur Ausbildung der Knoten.

Die Infektion breitet sich durch Haut-zu-Haut-Kontakt aus, insbesondere durch Kratzen der Läsionen. Übt man Druck auf die Warzen aus, tritt eine rahmige Masse heraus, die das Virus in hochkonzentrierter Form enthält und zum Entstehen neuer Dellwarzen auf der Haut führt. Jede Person mit Hautkontakt zu einer infizierten Person ist deshalb infektionsgefährdet. Personen mit trockener Haut bzw. Ekzemen oder Personen mit einer Immunschwäche tragen ein erhöhtes Infektionsrisiko. Insbesondere öffentliche Schwimmbäder sind ein Ort hoher Ansteckungsgefahr, da durch den langen Kontakt mit Wasser die Haut aufgeweicht wird und die Erreger dadurch leichter durch die Hautschicht eindringen. Weiterhin sind hier viele Menschen auf engem Raum versammelt.

Das hohe Infektionsrisiko kommt außerdem dadurch zustande, dass das Dellwarzen-Virus nicht nur durch direkten Hautkontakt, sondern auch durch Verwendung der gleichen Handtücher, Textilien oder sogar desselben Spielzeugs übertragen werden kann. Bei Erwachsenen geschieht die Übertragung häufig während des Geschlechtsakts, weshalb Infektionen mit Dellwarzen auch zu den Geschlechtskrankheiten gezählt werden. Da zwischen der Ansteckung mit dem Virus und dem Erscheinen der ersten Warzen ein Zeitraum von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten liegen kann, ist oft schwer nachzuverfolgen, an welchem Ort die Infektion erfolgte.

Symptome und Krankheitsverlauf

Typischerweise zeigen sich die Warzen als einzeln stehende, glänzende, derbe, halbkugelige Knötchen mit zentraler Delle. Ihre Farbe variiert von hautfarben über durchscheinend bis weiß oder gelb. Ein einzelnes Knötchen hat einen Durchmesser von zwischen 3 und 5 mm (Abb. 1-3), wobei mehrere Dellwarzen zu einer größeren Läsion zusammen­fließen können. Größere, bis zu 15 mm messende Knoten werden als Mollusca gigantea, Riesenmollusken bezeichnet (Abb. 4). In der namensgebenden, zentralen Delle befindet sich das sogenannte Molluscumkörperchen, eine teigige bis krümelige Masse, die die infektiösen Viren enthält. Dellwarzen können vereinzelt oder in Gruppen auftreten. Während mehrheitlich 10 bis 20 Mollusken pro Person zu finden sind, sind Verläufe mit 50 und mehr Warzen möglich. Dabei sind bei Kindern bevorzugt der Nacken, die Arme und Beine und das Gesicht einschließlich der Augenlider betroffen. Bei Erwachsenen hingegen manifestieren sie sich bevorzugt am Bauch und im Genitalbereich.

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Abb. 1: Einzelne hautfarbene Knoten mit teilweise angedeuteter zentraler Delle am rechten Oberarm.
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Abb. 2: Zahlreiche, auch entzündete Knötchen unterschiedlicher Größe am vorderen Stamm.
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Abb. 3: Lockere Aussaat hautfarbener Knötchen im Bereich des linken Oberschenkels.
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Abb. 4: Molluscum contagiosum giganteum – einzeln stehender, größerer, hautfarbener Knoten mit der für Mollusken typischen zentralen Nabelung.

Subjektive Symptome fehlen häufig. In etwa einem Fünftel der Fälle kommt es jedoch zu Juckreiz und Schmerzen durch die Infektion. Vor allem bei Vorliegen eines Eczema molluscatum kann der Juckreiz sehr ausgeprägt sein. Dabei zeigt sich ein typisches Ekzem, auf dem sich die Mollusken befinden (Abb. 5). Daneben sind bakterielle Sekundärinfektionen der geschädigten Hautbereiche möglich. Bei intaktem Immunsystem bilden sich die Dellwarzen normalerweise innerhalb eines Zeitraums von sechs bis zwölf Monaten eigenständig wieder zurück.

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Abb. 5: Unscharf begrenzte, schuppende Rötungen im Armbeugenbereich, in denen sich typische Mollusca contagiosa zeigen.
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Abb. 6: Dermatoskopiebefund eines Knotens mit Darstellung der für Mollusken typischen zentralen Eindellung.

Diagnose und Differentialdiagnose

Wegen des charakteristischen Aussehens der Warzen, insbesondere der namensgebenden Delle, kann die Diagnose vom Arzt durch einen einfachen Blick meist ohne Probleme gestellt werden. In Zweifelsfällen wird die Diagnose durch die Betrachtung mittels Lupe bzw. Dermatoskop gesichert. Im frühen Stadium kann es jedoch zu Verwechslungen mit anderen Hautkrankheiten kommen. Hierzu zählen Fettablagerungen in der Haut, Milien (kleine Zysten), Genitalwarzen und gewöhnliche Warzen. Der Blick durch das Dermatoskop erlaubt bei 20-facher Vergrößerung in Zweifelsfällen fast immer die richtige Diagnose, so dass die Diagnosestellung über Gewebeprobe und anschließende histopathologische Untersuchung eine seltene Ausnahme darstellt (Abb. 6).

Therapie und Behandlung

Wie und ob überhaupt Dellwarzen behandelt werden sollen, wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich beantwortet. Während viele Ärzte zum Abwarten raten, gibt es durchaus Gründe für eine frühzeitige Behandlung. Dazu gehören vor allem die Gefahr der Ausbreitung der Dellwarzen, der Leidensdruck der Patienten sowie das Risiko für bakterielle Sekundär­infektionen. Es stehen verschiedene Behandlungs­möglichkeiten zur Verfügung, die sich in ihrer Wirksamkeit, im Preis und auch im Nebenwirkungsprofil unterscheiden. Dazu zählen insbesondere die Ausschabung mit einer Ringkürette, das Vereisen mit Flüssigstickstoff, das Abtragen mit einem Kohlendioxidlaser oder aber die medikamentöse Therapie mit lokal wirkenden (topischen) Wirkstoffen. Hier kommen beispielsweise keratolytische (hornlösende) Wirkstoffe zum Einsatz oder solche, die das Immunsystem modulieren, wie beispielsweise Imiquimod oder Cimetidin. Eine antivirale Therapie wird dagegen seltener und meist nur bei Menschen mit einer Schwächung des Immunsystems durchgeführt. Je nach Methode erfolgt die Behandlung entweder durch den Hautarzt oder aber durch den Patienten selbst (bzw. bei Kindern durch die Eltern).

Einen Konsens über die optimale Behandlungsmethode für Dellwarzen gibt es in der Literatur nicht. Manche Behandlungen wie Kürettage und die Vereisung mittels Flüssigstickstoff (Kryotherapie) können schmerzhaft sein und scheinen deshalb für Kinder weniger gut geeignet als die Anwendung von topischen Wirkstoffen. Allerdings zeigt die Kürettage sofortigen Erfolg, während die topischen Wirkstoffe meist über einen längeren Zeitraum aufgetragen werden müssen. Deshalb gilt sie in Kombination mit örtlicher Betäubung – oder alternativ das Ausdrücken der Warze mit einer Eihautpinzette – als Therapie der 1. Wahl. Insgesamt sollte sich die Auswahl der Therapie immer am einzelnen Patienten orientieren.  Für einen HIV-Patienten mit eingeschränktem Immunsystem ist eine Behandlung mit dem immunmodulierenden Imiquimod eine geeignete Therapiemaßnahme, die bei immunkompetenten Patien eher nicht notwendig ist.

Kürettage

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Abb. 7: Therapie der 1. Wahl – Bewährte Instrumente zur mechanischen Entfernung von Mollusken. Ringkürette (oben) und Eihautpinzette (unten).

Bei der Kürettage wird die oberste Hautschicht durch eine Ringkürette, eine Art scharfer Löffel, geöffnet und der Warzenkern mit dem viralen Material herausgekratzt. Um Schmerzen zu vermeiden, wird häufig eine örtliche Betäubung durchgeführt. Eine gute Schmerzreduktion ist durch das äußerliche Auftragen eines die zwei Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain enthaltenden Gels 30 oder 45 Minuten vor dem Eingriff möglich. Mögliche Nebenwirkungen der Kürettage sind Blutungen und Infektionen. In der Regel erfolgt die Behandlung durch den Arzt bzw. die medizinische Fachangestellte (Abb. 7). Es ist allerdings möglich, die Eltern anzuleiten, so dass eventuell neu aufgetretene Dellwarzen zu Hause selbstständig entfernt werden können. Dieses Vorgehen wird bei uns in der Praxis seit Jahren erfolgreich praktiziert. Das selbstständige Entfernen von Dellwarzen durch die Eltern ist für alle Lokalisationen mit Ausnahme des Gesichts und des Genitalbereichs möglich.

Eine Studie israelischer und französischer Mediziner untersuchte bei 2022 Kindern, die im Zeitraum von 2008 bis 2012 an Dellwarzen erkrankt waren, ob die Entfernung der Warzen im Vergleich zur Nichtbehandlung einen Vorteil brachte. Von den 70% der Studienteilnehmer, die sich selbst für die Studie gemeldet hatten, waren 86% zuvor bei einem Arzt vorstellig gewesen. In dreiviertel der Fälle hatten sie dort die Empfehlung erhalten, nichts gegen die Dellwarzen zu unternehmen. Dabei litten immerhin 64% dieser Patienten an einer mittelschweren Form der Erkrankung mit mehr als 20 Dellwarzen oder Komplikationen in Form von Ausschlag als Zeichen einer Entzündung oder einer Zweitinfektione. Bei weiteren 14% der Patienten wurde sogar eine schwere Form mit einer ausgeprägten Infektion tieferer Hautschichten oder Dellwarzen im Bereich der Geschlechtsorgane und im Gesicht mit einem hohen Risiko für Zweitinfektionen festgestellt. Etwa die Hälfte der Patienten litt bereits zwischen ein und zwei Jahren an den Warzen, 17% sogar seit mehr als zwei Jahren. Bei den Studienteilnehmern wurden alle sichtbaren Dellwarzen in einer einzigen Sitzung mittels Kürettage entfernt, nachdem zuvor die betroffenen Hautstellen mit einem lokal wirksamen Betäubungsmittel (EMLA®-Pflaster mit Lidocain und Prilocain) schmerzunempfindlich gemacht worden waren. Eventuell vorhandene Entzündungen und Infektionen waren zuvor lokal mit entzündungs­hemmenden Glukokortikosteroiden und Antibiotika behandelt worden.

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Abb. 8: Erfolg der Behandlung von Dellwarzen mittels Kürettage. Bei leichten Formen der Erkrankung war die erste Behandlung in 88% der Fälle ausreichend, während bei schweren Formen 44% der Patienten eine zweite oder sogar eine dritte Behandlung auf sich nehmen mussten. Trotzdem war gerade bei dieser Patientengruppe die Zufriedenheit mit 97% am größten, wahrscheinlich aufgrund des größeren Leidensdrucks. Insgesamt lag die Zufriedenheit mit der Behandlung in allen Patientengruppen bei über 92%.

In Fällen mit sehr vielen Dellwarzen oder Warzen im Gesicht wurde die Behandlung unter einer leichten Narkose durchgeführt. Nach der Behandlung wurde ein Antibiotikum aufgetragen, um einer Infektion vorzubeugen.

Von den Studienteilnehmern ließen 93% die Kürettage durchführen. Drei Monate nach der Behandlung wurde der Erfolg bewertet und die Patienten bzw. die Eltern der Patienten nach ihrer Zufriedenheit befragt. Nach nur einer Behandlung waren bei 70% der Teilnehmer keine Dellwarzen mehr nachweisbar. Bei den übrigen 30% traten nach der Behandlung wieder Warzen auf, die erneut durch Kürettage entfernt wurden. Dabei stieg das Risiko für die Notwendigkeit einer zweiten Behandlung von 12% bei leichtem Befall auf 28% bei moderatem und 44% bei schwerem Befall (Abb. 8). Eine dritte Behandlung musste bei jeweils 2% der leichten und mittelschweren Fälle und bei 7% der schweren Fälle durchgeführt werden. In allen drei Patientengruppen waren über 92% der Patienten mit der Behandlung zufrieden (Abb. 8). Besonders hoch war mit 97% der Anteil zufriedener Patienten bei denjenigen, die zuvor ein schweres Krankheitsbild aufgewiesen und dadurch unter starkem Leidensdruck gestanden hatten. Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg und die Zufriedenheit mit der Behandlung war sicher die ausführliche Information der Patienten über Ablauf und Risiken der Kürettage sowie die schonende Durchführung mit örtlicher Betäubung. Auch im Vergleich mit anderen Behandlungsmethoden zeichnete sich die Kürettage durch große Effektivität und schnellen Erfolg aus.

Kryotherapie

Die Kryotherapie wird zur Vereisung von Warzen bei Kindern und Erwachsenen sowie von aktinischen Keratosen bei älteren Menschen eingesetzt. Für die Behandlung von Dellwarzen sind in der Regel mehrere Sitzungen nötig, und die Methode ist außerdem schmerzhaft. Obwohl die Kryotherapie relativ häufig angewendet wird, gibt es kaum Studien zu ihrer Wirksamkeit. Eine Studie zeigte keinen Vorteil im Vergleich zur Anwendung des topischen immun­modulierenden Wirkstoffs Imiquimod. Dafür traten bei der Kryotherapie häufiger Nebenwirkungen wie Schmerzen, Blutungen, Blasenbildung und Depigmentierung an der behandelten Stelle auf.

Lasertherapie

Gepulste Farbstofflaser (Pulsed Dye Laser, PDL) werden häufig für die Behandlung von Narben, Feuermalen (Nävus flammeus), Besenreisern (Teleangiektasien) und Hämangiomen eingesetzt. Als Nebenwirkungen können Schmerzen, Hautrötungen, Veränderungen der Hautpigmentierung und in seltenen Fällen auch Narbenbildung auftreten. Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit von gepulsten Farbstofflasern bei der Behandlung von Dellwarzen bei Kindern gezeigt. In 84% der Fälle reichte dabei schon eine einmalige Behandlung aus. Weitere 10% der Warzen heilten nach zwei Behandlungen ab. Alternativ kann auch ein Abtragungslaser zum Einsatz kommen. Die Lasertherapieverfahren sind abhängig vom Vorhandensein eines Lasers in der jeweiligen Arztpraxis, kostenintensiver als die händischen Verfahren und nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten.

Topische Behandlung

Bei der topischen Behandlung wird eine wirkstoffhaltige Zubereitung auf die Dellwarzen aufgetragen. Dies erfolgt je nach Wirkstoff entweder einmalig oder wiederholt. Ein Vorteil dieses Therapieansatzes ist, dass die Patienten (oder bei erkrankten Kindern die Eltern) die Behandlung in der Regel selbst durchführen können. Typische Nebenwirkungen der meisten topischen Wirkstoffe zur Behandlung von Dellwarzen sind Hautreizungen und -rötungen, Juckreiz, ein brennendes Hautgefühl und Schuppung der behandelten Haut. Heute steht eine Vielzahl an Wirkstoffen mit unterschiedlichen, therapeutischen Wirkprinzipien zur Verfügung.

Keratolytische Wirkstoffe

Keratolytische Wirkstoffe wie Salizylsäure und Kaliumhydroxid sind hornlösend und schälen deshalb die oberste Hautschicht ab. Salizylsäure kommt vor allen zur Behandlung von Akne, Falten, Schuppenflechte und durch Viren verursachte Warzen zum Einsatz. Sie kann als Pflaster, Gel oder als Lösung in Kombination mit Milchsäure angewendet werden. Ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Dellwarzen wurde in vier verschiedenen Studien mit insgesamt 190 Kindern untersucht. Im Mittel waren die Dellwarzen bei den Studienteilnehmern nach 26 Tagen verschwunden. Dabei fanden sich keine signifikanten Wirksamkeits­unterschiede im Vergleich zu den anderen Substanzen wie Kaliumhydroxid und Povidon-Iodid.

Das ebenfalls hornlösende Kaliumhydroxid wird häufig für die Therapie von Genitalwarzen eingesetzt. Eine Kaliumhydroxid-Lösung war in mehreren Studien zur Behandlung von Dellwarzen bei Kindern wirksam. So zeigte sich bei einer Studie mit 20 Kindern im Alter von 2-12 Jahren, dass eine 10%ige Wirkstofflösung bei 70% der Kinder zu einer Abheilung der Warzen führte, während in der Kontrollgruppe nur bei 10% der Kinder die Warzen abheilten.

Die Kaliumhydroxid-Lösung (z.B. InfectoDell®) wird zweimal täglich auf die Dellwarzen aufgetragen, bis es zu einer Entzündungsreaktion kommt, die die Bekämpfung der Warzen durch das Immunsystem des Körpers anzeigt.

Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid (H2O2) wird aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften vor allem zur Behandlung von bakteriellen Hautinfektionen eingesetzt. Wie Wasserstoffperoxid gegen Dellwarzen wirkt, ist bislang nicht geklärt, doch wahrscheinlich spielt dabei die oxidierende Funktion der chemischen Verbindung eine Rolle. Verschiedene Studien – allerdings jeweils mit nur geringen Teilnehmerzahlen – ergaben, dass bereits eine einwöchige Anwendung gute Resultate erzielen kann. So beschreibt eine Fallstudie die erfolgreiche Behandlung von Dellwarzen im Windelbereich bei einem achtmonatigen Kind nach der Anwendung einer Wasserstoffperoxid­lösung innerhalb einer Woche. Die Autoren der Studie vermuten, dass das abgeschlossene Milieu unter der Windel die Wasserstoffperoxidkonzentration erhöht und damit die Wirksamkeit verbessert hat.

Retinoide

Retinoide sind strukturell mit Vitamin A verwandt und regulieren das Wachstum sowie die Differenzierung der hornbildenden Zellen (Keratinozyten). Aus diesem Grund werden Retinoide bereits seit Jahrzehnten in der Dermatologie zur Behandlung von Schuppenflechte, Hautkrebs oder anderen Krankheitsbildern mit gestörter Hornbildung (Keratinisierung) eingesetzt. Zwei zufallsgesteuerte (randomisierte), kontrollierte Studien haben die Wirkung des Retinoids Tretinoin bei der Behandlung von Dellwarzen mit anderen Wirkstoffen wie einer 10%igen Kaliumhydroxid-Lösung oder einer 10%igen Benzylperoxidcreme verglichen. Dabei wirkte 0,05%iges Tretinoin ebenso gut wie die Kaliumhydroxid-Lösung, allerdings stellte sich der Erfolg im direkten Vergleich später ein. Auch eine 1%ige Adapalen-Creme (Retinoid der 3. Generation) war in einer Fallstudie mit einem 4-jährigen Mädchen mit hartnäckigen Dellwarzen wirksam.

Silbernitrat

Silbernitrat wird hauptsächlich zur Desinfektion von Wunden eingesetzt, hilft aber auch bei Dellwarzen. Allerdings kann es als Nebenwirkung zu Verbrennungen und Verfärbungen der Haut kommen. Nach dem Auftragen von Silbernitrat bildet sich eine schwarze Kruste auf der Dellwarze, bevor diese etwa 10-14 Tage nach der ersten Behandlung abfällt. Bei einer großen Studie mit insgesamt 389 Patienten kam es in 97,7% der Fälle zu einem Abheilen der Dellwarzen nach einer dreimaligen Applikation einer 40%igen Silbernitratpaste. Bei 70% der Patienten reichte eine einzige Anwendung aus.

Immunmodulierende Wirkstoffe

Zu den Wirkstoffen, die das Immunsystem modulieren, gehört Imiquimod. Die Substanz regt die Hautzellen zur Bildung immunologisch aktiver Substanze wie Interferon-Gamma an, die die Bekämpfung der viralen Infektion unterstützen. Imiquimod kommt zur Behandlung von Warzen, aktinischer Keratose und dem Basalzellkarzinom zur Anwendung, ist aber für die Therapie von Dellwarzen bislang nicht zugelassen. Deshalb erfolgt die Anwendung zulassungs­überschreitend (off-label). Zusätzlich zu lokalen Nebenwirkungen wie Hautreizungen kann Imiquimod Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome auslösen.

Im Vergleich zur Kryotherapie zeigte Imiquimod in einer Studie mit 74 Kindern zwischen 2 und 12 Jahren eine ebenso gute Wirksamkeit. Dabei wurde die wirkstoffhaltige Creme fünfmal wöchentlich für 16 Wochen oder bis zur Abheilung der Dellwarzen aufgetragen. Die Vereisung der Warzen wurde dagegen nur einmal die Woche über den gleichen Zeitraum hinweg durchgeführt und dauerte 20 Sekunden. Sie zeigte schneller Erfolg als die Anwendung von Imiquimod, hatte aber auch mehr Nebenwirkungen wie Narbenbildung und Depigmentierung der Haut. Deshalb zogen die Studienautoren den Schluss, dass die topische Therapie mit Imiquimod zu bevorzugen sei.

Cantharidin

Cantharidin ist eine zellzerstörend wirkende Substanz, die in der Natur vom männlichen Blasenkäfer (blister beetle) gebildet wird. Sie wurde 1952 erstmals synthetisiert und wird seit über 60 Jahren für die Behandlung von Warzen eingesetzt. Der Wirkstoff ist in Deutschland nicht erhältlich, kommt jedoch in den USA weitverbreitet zum Einsatz und kann problemlos von dort bezogen werden. Cantharidin führt zu einer Acantholyse, bei der der Zusammenhalt der Keratinozyten aufgelöst wird, so dass sich die oberste Hautschicht ablöst und sich eine Hautblase bildet. Man spricht deshalb auch von einer blasenziehenden Wirkung des Cantharidins. Neben der Blasenbildung kann es außerdem zu Juckreiz, Brennen und Schmerzen kommen. Die Substanz wird durch den Arzt appliziert und nach einigen Stunden abgewischt.

Viele Studien haben bislang die Wirksamkeit und Sicherheit von Cantharidin beschrieben. In Studien mit insgesamt 500 Patienten zeigte sich eine Zufriedenheit bei 92% der Studienteilnehmer. Mit 86% gab der Großteil der Patienten an, dass er die Behandlung erneut durchführen würde. Im direkten Vergleich mit einer Lösung aus Salizyl- und Milchsäure, Imiquimodcreme und Kürettage war eine 0,7%ige Cantharidinlösung bei Kindern zwischen 1 und 18 Jahren wirksam, hatte aber mehr Nebenwirkungen und musste öfter angewendet werden als die anderen Behandlungsmethoden. Als effektivste Methode wurde in dieser Studie die Kürettage ermittelt. Eine weitere, Placebo-kontrollierte Studie zeigte keine positiven Effekte von Cantharidin bei der Behandlung von Dellwarzen.

Alternative Wirkstoffe

Neben den genannten topischen Wirkstoffen existieren weitere, die in Fallstudien erfolgreich gegen Dellwarzen eingesetzt wurden. Dazu gehören verdünntes Povidon-Iod, subkutan verabreichtes Interferon-alpha zur Stimulation der Virusabwehr, topisches Cidofovir als Hemmstoff der Virusvermehrung, Sinecatechin-Tinktur (Wirkstoff aus grünem Tee), oral angewendetes Cimetidin (ein Antihistaminikum und Immunstimulans) sowie Zitronen-Myrten-Öl. Auch eine Immuntherapie ist möglich, kommt aber nur selten zur Anwendung. Für diese alternativen Methoden gibt es bislang nur sehr wenige Wirksamkeitsnachweise und keine kontrolliert durchgeführten Studien.

Tabelle: Behandlungsmöglichkeiten bei Dellwarzen

Therapien der 1. WahlZeit bis AbheilungSchmerzintensitätRisiken
Kürettage der Dellwarzen mittels Ringkürette nach örtlicher BetäubungSofortKeine bis geringKleine Narben möglich
Öffnen der Dellwarzen mittels Eihautpinzette nach örtlicher BetäubungSofortKeine bis geringKleine Narben möglich
Zweimal tägliches Betupfen mit Kaliumhydroxid (InfectoDell®) bis zum Eintritt einer EntzündungsreaktionTage bis WochenGering bis mäßig
KryotherapieTage bis WochenHochKleine Narben möglich
Therapien der 2. WahlZeit bis AbheilungSchmerzintensitätRisiken
Lasertherapie mittels Farbstofflaser oder Abtragungslaser (CO2- oder Erbium) nach örtlicher BetäubungSofortKeine bis geringKleine Narben möglich
Topische Applikation von ImiquimodWochenGering
Topische Applikation von CantharidinHäufig EinmaltherapieGeringKleine Narben möglich
Topische Applikation von SalizylsäureWochenGering
Topische Applikation von RetinoidenWochenGering
Topische Applikation von WasserstoffperoxidTage bis WochenGering
Topische Applikation von SilbernitratTage bis WochenGering bis mäßigVerbrennungen möglich

Prävention und Vorbeugung

Da die Ansteckung mit dem Virus über direkten Hautkontakt erfolgt, ist es möglich, einer Infektion vorzubeugen. Zum einen sollten erkrankte Kindern unbedingt davon abgehalten werden, die Dellwarzen aufzukratzen, da sonst die Gefahr der Ausbreitung besteht. Das gemeinsame Benutzen von Kleidung, Handtüchern und Cremes sollte konsequent vermieden werden. Auch das gemeinsame Baden von Geschwistern ist zu unterlassen, wenn eine Infektion mit Dellwarzen vorliegt. Wenn möglich sollte generell der direkte Hautkontakt zu Personen mit Dellwarzen vermieden werden. Da der Erreger bei Erwachsenen häufig beim Geschlechts­verkehr übertragen wird, sollte beim Vorhandensein von Dellwarzen im Genitalbereich auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, um den Geschlechtspartner nicht anzustecken. Ein bestehendes Eczema molluscatum muss immer konsequent behandelt werden.

 

Quellen und weiterführende Literatur


Letzte Aktualisierung: 26. November 2017

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