Juckreiz (=Pruritus) ist definiert als unangenehme Hautempfindung, die das Verlangen nach Kratzen oder Reiben auslöst. Pruritus ist das Leitsymptom zahlreicher Hauterkrankungen, wie der atopischen Dermatitis, der Sonnenallergie, allergischen Kontaktdermatitiden, Schuppenflechte, bei Pilzerkrankungen, bakteriellen oder viralen Hautinfektionen sowie bei Laus- und Wurmbefall oder Krätze. Hierbei tritt in der Regel ein so genannter Pruritus cum materia auf, also Juckreiz, der mit sichtbaren Hautveränderungen einhergeht. Auch bei Stress oder manchen systemischen Erkrankungen kann Juckreiz ein Symptom sein (Eisenmangel, Chronisches Nierenversagen, Lebererkrankungen mit Gallestau, Erkrankungen des Blutsystems, Stoffwechselstörunden/endokrinologischen Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Tumoren der Prostata, Lunge, Bauchspeicheldrüse, Neurologische Erkrankungen (Multiple Sklerose, Gürtelrose), Angstzustände, Depression und Schizophrenie, Polycythämia vera, M. Hodgkin, Myeolodysplastisches Syndrom). Außerdem können auch einige Medikamente Juckreiz auslösen, der sehr heftig sein kann.
Bis vor einigen Jahren ist man davon ausgegangen, dass das Empfinden von „Juckreiz“ eine unterschwellige, milde Form der Schmerzwahrnehmung ist. Mittlerweile hat man jedoch herausgefunden, dass Juckreiz eine vom Schmerzempfinden unabhängige Wahrnehmung ist, die durch die Reizung spezieller Nerven in der Haut ausgelöst wird. Je nachdem, durch welchen Botenstoff die Nervenreizung ausgelöst wird, unterscheidet man reines Jucken von brennendem, stechendem oder kribbelndem Jucken. Dauerhaftes Jucken kann unter Umständen auch durch eine Beschädigung der Nervenbahnen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems entstehen.
Das Juckempfinden kann durch psychische Faktoren verstärkt werden. Außerdem bildet sich bei lang anhaltendem Juckreiz unter Umständen ein „Juckreiz-Gedächtnis“ aus (ähnlich dem Schmerzgedächtnis). In diesen Fällen wird die Schwelle für Juckreizempfindungen gesenkt und die Patienten nehmen das Jucken extremer wahr als Personen ohne Juckreiz-Gedächtnis.
Der medizinische Fachbegriff für Juckreiz lautet Pruritus.
Bei übermäßigem Kratzen kommt es durch Zerstörung der Hautbarriere häufig zu bakteriellen Sekundärinfektionen, die das Krankheitsbild verschlimmern und die Diagnose der ursächlichen Erkrankung erschweren können.
Die Ursachenklärung des Pruritus erfordert in der Regel eine sorgfältige Erfassung des Vorberichtes (Anamnese), eine gründliche klinische Untersuchung und je nach Verdachtsdiagnose unterschiedliche weiterführende Untersuchungen (Laboruntersuchungen, Ultraschall-Untersuchung oder CT des Bauchraumes, Röntgen des Thorax).